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Auf grasigen Waldplätzen, in Baumgärten und Weinbergen blüht im April und Mai zerstreut die Waldtulpe, die einheimische Schwester der stolzen orientalischen Gartentulpe. Der aus der Zwiebel aufstrebende Blütenschaft trägt 2 bis 3 Blätter und eine als Knospe nickende, aufgeblüht aber aufgerichtete, gelbe, wohlriechende Blume. Da bei ihr, wie bei der Schwertel, alle Blütenblätter lebhaft gefärbt sind, so unterscheidet man nicht Kelch- und Kronenblätter, sondern bezeichnet alle als Perigonblätter. Morgens zwischen 9 und 10 Uhr öffnen sich die Blüten und locken durch ihre lebhafte Färbung, ihren Duft und den Honig bald Besucher an. Jedes Pollenblatt trägt am Grunde nach der dem Perigon zugewandten Seite eine grubenförmige, mit Honig erfüllte Aushöhlung. Diese Honiggrube ist jedoch nicht allen Insekten zugänglich; denn sie ist durch einen Haarbüschel am Grunde des Staubblatts völlig verhüllt, und nur die Besucher, welche stark genug sind, das Staubblatt zu heben und sich zwischen ihm und dem gegenüberstehenden Perigonblatte durchzuzwängen, gelangen zum Honig. Sie sind natürlich auch die zur Bestäubung geeignetsten. Abends zwischen 5 und 6 Uhr schließt sich die Blüte und nimmt die nickende Schlafstellung wieder ein. Die dreifächerige Samenkapsel enthält viele flache, mit dünner Samenhaut bekleidete Samen, welche der Wind nach dem Aufspringen der Kapsel aussäet.
Liliengewächse, Liliaceen. Kl. VI. April, Mai. H. 0,25 – 0,30 m.