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Zu den Pflänzchen, mit deren Blättern das Kind am heißen Sommertage in Feld und Wald den brennenden Durst stillt, gehören der Sauerampfer und der Sauerklee. Der in den Blättern und Stielen abgelagerte kleesaure Kalk schützt das Pflänzchen vor dem Zahn der gefräßigen Schnecken, die ihm im feuchten Moder des Waldes leicht gefährlich werden könnten. Aus dem kriechenden, mit rötlichen Schuppen bekleideten Wurzelstocke wachsen die Blätter und Blüten ohne Stammbildung hervor. In frühster Jugend sind sie gefaltet und durchbrechen mit übergebogenem Stiel die Erde und die Laubschicht. Im Lichte breiten sie die drei kleeblattähnlichen Blättchen wagerecht aus; trifft sie jedoch der heiße Mittagsstrahl, so senken sie sich, legen sich mit der unteren Seite aneinander und bilden so eine steile Pyramide. Diese Stellung schützt sie gegen übermäßige Verdunstung. Dieselbe Lage nehmen sie auch abends ein, um sich gegen allzugroßen Wärmeverlust zu schützen, den sie erleiden würden, wenn sie in ihrer wagerechten Stellung zu dem klaren Nachthimmel emporschauten. Diese Schlafstellung wird den Blättchen durch Gelenke ermöglicht, welche sie mit dem gemeinsamen Blattstiel verbinden. Die zierlichen rötlich-weißen Blüten, deren fünf Kronenblättchen purpurn geädert und am Grunde mit einem gelben Fleck gezeichnet sind, öffnen sich im April oder Mai zwischen 9 und 10 Uhr morgens und schließen sich zwischen 5 und 6 Uhr abends. Die 10 Staubgefäße, abwechselnd ein kurzes und ein langes, sind unten zusammengewachsen und schließen den aus 5 Fruchtblättern bestehenden, von 5 Griffeln gekrönten Fruchtknoten ein. Aus ihm entsteht eine längliche, fünffächerige Kapsel, in der 10 braune Samen sitzen. Diese werden, indem sich die Kapsel in Längsspalten öffnet, durch ein besonders dazu eingerichtetes Schwellgewebe im Innern der Frucht hinausgepreßt und fortgeschleudert. Der Sauerklee besitzt also wie das Veilchen eine Schleuderfrucht. Gleich diesem wird der Sauerklee durch besondere Umstände, anscheinend durch große Nässe des Jahres, veranlaßt, nicht aufbrechende und doch fruchtende kleistogame Blüten zu bilden, deren Früchte denen der normalen Blüten gleichen.
Sauerkleegewächse, Oxalidaceen. Kl. X. . April, Mai. H. 0,08 – 0,15 m.