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siehe Bildunterschrift

Schwarze Nieswurz, Helléborus niger L.

Weihnachtsrose oder Christwurz hat der Volksmund den schönen Fremdling getauft, der um die Jahreswende unsere Gärten mit dem bleichen Grün seiner derben zerschlitzten Blätter und dem zarten Weiß oder Blaßrot der stattlichen Blüten schmückt. Die Heimat der Nieswurz ist der schattige süddeutsche Bergwald. Hier sucht der Kräutersammler nach dem schwarzen, stark giftigen Wurzelstock, dessen Pulver heftiges Niesen erregt. Uns giebt die Christrose ein Blumenrätsel auf. Innerhalb der 5 großen schneeigen Kelchblätter stehen im Kreise um die Staubblätter und Griffel 8 bis 10 kleine, krugförmige Röhren. Das sind die eigentlichen Kronenblätter der Blume, die uns in andern Blüten, z. B. Tulpe und Rose, durch ihren Farbenschmelz entzücken, hier aber in unscheinbare Honigtäschchen oder Nektarien verwandelt sind. Oft genug haben wir Bienchen und Hummel den Honig der Frühlingsblüten, von Blume zu Blume huschend, naschen sehen. Zum Dank für den süßen Genuß übertragen sie vermittelst ihres haarigen Pelzes den Blütenstaub einer Blüte auf die Griffelspitzen oder Narben einer zweiten und ermöglichen so erst vielen Pflanzen die Bildung von Samen und Früchten. Aber wo giebt es hier auf unwirtlichem Wintergefilde Honignäscher mit Pelzbürsten für den Blütenstaub? Hat die Pflanze ihren Tisch nicht vergeblich gedeckt? Häufig wohl, aber nicht immer! Es kommt, besonders an geschützten Orten, doch vor, daß die warmen Mittagsstrahlen einen Winterschläfer wecken. Ein kurzer Ausflug führt ihn zur Stelle, wo das leuchtende Wirtshausschild süße Labung verheißt. Nicht selten vertritt der Gärtner die Stelle des Bienchens, indem er den Blütenstaub einer der drei Nieswurzarten, der grünen, schwarzen und stinkenden, auf eine andere überträgt. Er sieht sich für seinen Dienst dann zwar nicht durch Nektar, aber durch die Entstehung neuer schöner Spielarten oder Mischlinge belohnt.

Die Nieswurz gehört in die Familie der Hahnenfußgewächse oder Ranunculaceen und in die XIII. Klasse des künstlichen Systems der Pflanzengattungen von Linné. – Ausdauernde Pflanze (d. h. ausdauernde Pflanze). Blütezeit Dezember bis Februar. Höhe 0,15 – 0,30 m. L. (d. h. Linné) oder eine andere hinter der wissenschaftlichen Benennung stehende Abkürzung bezeichnet denjenigen Naturforscher, der die Pflanze mit diesem Namen taufte.

 


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