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Am Stengelgrunde des breitblätterigen Knabenkrauts finden wir zwei handförmig geteilte Knollen, die alte, schwärzliche, zusammengeschrumpfte und die neugebildete weiße, aus der die nächstjährige Pflanze aufwächst. Das Volk nennt jene die Teufelshand, diese die Engels-, Marien- oder Glückshand und kennt mancherlei abergläubische Verwendung dafür. Die Blätter sind länglich-eiförmig oder lanzettlich und meistens dunkel gefleckt. Der Bau der Blüten stimmt mit der Blütenform des gemeinen Knabenkrauts (s. Tafel VII) überein. Hier soll geschildert werden, in welcher Weise die kunstvolle Blüteneinrichtung zur Herbeiführung der Fremdbestäubung dient. Wenn eine Biene, Hummel oder langrüsselige Fliege sich auf der breiten Unterlippe niederläßt und den Rüssel in den Sporn senkt, so stößt sie mit dem Kopfe gegen das Schnäbelchen. Dieses springt elastisch zurück und legt die Klebscheiben der Pollenmassen frei, die sich am Vorderkopf oder an den rundgewölbten Augen des Insekts festheften. Das Tier läßt sich dadurch nicht stören, sondern fliegt nach Erschöpfung der Honigquelle zur nächsten Blüte. Bis zu seiner Ankunft daselbst haben sich die Pollenmassen gekrümmt, so daß ihre Spitzen nun beim Einfahren des Rüssels in den Sporn die Narbe treffen und ein Packet Pollen auf ihr absetzen. Mit dem Rest sowie mit den in der neuen Blüte angehefteten Pollinien befruchtet das Insekt noch andere Blüten. Der Sporn enthält nicht freien Honig, sondern an der Innenwand ein zartes, saftreiches Gewebe, welches von dem Insektenrüssel erst durchbohrt und dann ausgesogen wird. Der dadurch entstehende etwas längere Aufenthalt reicht gerade hin, den Leim der Klebscheibchen auf dem Insektenkopfe verhärten zu lassen. So kann bei Insektenbesuch die Fremdbestäubung des Knabenkrauts gar nicht ausbleiben.
Knabenkrautgewächse, Orchidaceen. Kl. XX. . Juni. H. 0,30 bis 0,60 m.
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