Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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964. Der Hoihoimann

Zwischen Lauingen und Augsburg liegt Wertingen, dort ist die Gegend gar bruchig, moosig, schnureben und so recht gemacht zum Aufenthalt der Irrlichter, Hullenpöpel und Spukdinger aller Art. Darüber hin fuhr und fährt noch immer das wilde Gejäg, aber erst nicht mit Horrido und Hussassa und Kliff und Klaff, wie der Dichter singt, sondern dem Wanderer dünkt erst gar liebliches Getön von weitem zu hören, wie Musik aus dem Singerberge, und es drängt ihn, diesen lieblichen Klängen nachzugehen. Aber bald genug kommt er in des Teufels Küche, sinnbetörender Lärm umbraust ihn, Raben schwärmen und lärmen ihm überm Haupt, es rasselt und prasselt, knallt und schallt, bellt und gellt, das wilde Gejäg mit all seinem Höllenspektakel, und froh kann er sein, wenn er nicht aufgehoben und mit fortgeführt wird weit durch die Luft und in das Moos geschmissen, durch das die Glött und Zusam zwischen nichts weniger als romantischen Ufern der Donau zuschleichen. In diesem wüsten Lärm tut sich auch der Geist eines Kerls hervor, der nichts weiß, als fort und fort überlaut Hoi! hoi! zu schreien, der aber auch bisweilen ohne die Begleitung des wilden Gejägs erscheint, mit einer Peitsche knallt, wie zwanzig Fuhrleute auf einmal, und sein Hoi hoi! über die weiten unheimlichen Flächen erschallen läßt. Der irre Wanderer, der ihn von weitem hört, denkt: Gott sei Dank, dort fährt ein Fuhrmann, holst du den ein, so kannst du dann des Weges nicht fehlen. Der Wanderer verdoppelt seine Schritte und holt den Fuhrmann ein, der keinen Wagen und auch keine Pferde hat; es ist ein Zwerg mit großem Schlapphut in einem roten Mantel und schreit Hoi hoi! und knallt, und lacht, und verschwindet, und der Wanderer steckt mitten im Irrwischmoor bis an die Knie, oder bis an den Bauch, oder noch tiefer, und wartet, bis jemand kommt und ihm heraushilft. In weiter Ferne hört er des Kobolds Hoi hoi! tief im Geröhrig drin verhallen.

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