Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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804. Würzburgs Gründung

Die Gründung Würzburgs und namentlich die seiner Feste fällt in sehr frühe Zeiten. Da der Frankenherzog Gozbert sich dem Christenglauben zuneigte, ließ er die Götzenbilder in den Mainstrom versenken und reinigte von ihnen Schloß und Stadt. Also schon zu dessen Zeit war beides vorhanden. So auch bekannte sich der Herzoge letzter, Hetan, mit seiner Tochter Irmina zum Christentum, die später ihren Wohnsitz auf die Karlsburg über Karlstadt verlegte und die Burg über Würzburg dem ersten Bischof, Burkhard, überließ. Andere schreiben der Feste Gründung einem Traume Pipins zu, den er in öder Waldwildnis auf dem Burgberge, vom Jagen müde und entschlummert, gehabt, worauf derselbe 764 zuerst eine Kapelle auf dem Berge erbauen lassen; darauf habe Karl der Große ein Kloster droben begründet, und der alte Name habe Wilisburg, Wildsburg, Wülzburg gelautet, der häufig begegnende Umlaut des l in r habe endlich daraus Würzburg bilden lassen. Wenn man's so hört, möcht's leidlich scheinen – allein solche Angaben sind kaum Sage zu nennen, denn in der Regel hat dergleichen nur einer gesagt, der es eben erträumte. Burg- und Städtegründungen, die so hoch wie jene Würzburgs in die Zeitenfrühe hinaufragen, lassen sich nicht nach Jahr und Datum an den Fingern herzählen.

Als sich in Westfrankonien die Macht der Majordomen oder Hausmeier über die der Könige unter dem hochstrebenden Pipin von Heristal, der das Ruder der Herrschaft in starken Händen hielt und dem König nur einen Schatten von Ansehen gönnte, erhoben hatte, nannten seine Nachkommen sich Herzöge und Fürsten der Franken. Karl Martell hatte Thüringen und Franken den Sachsen entrissen. Karlmann bekam in der Teilung mit seinen Brüdern Austrien, Suevien und Thüringen. Bald auch machte der Name Franken neben Austrien und Nuistrien (Neuaustrien, Ostfranken) sich für immer geltend. Karlmann konnte schon an das Stift Würzburg eine Menge Kirchen und Güter schenken. Pipin der Kurze, Karlmanns Bruder, bestieg, als letzterer der Welt entsagte und in ein Kloster trat, den Thron. Er übergab dem Bischof Burkard zu Würzburg die Herzogwürde für sich und seine Nachfolger mit der Jurisdiktion über Leute und Blut, welche die würzburgischen Bischöfe jedesmal von dem westfränkischen Königreiche zu Lehn empfangen sollten, daher das Sprüchwort entstand: Herbipolis sola judicat ense, stola. Pipins großer Sohn Karl war oft in Franken und Thüringen anwesend. Längst war Franken in Gaue eingeteilt, die unter besonderen Gaugrafen standen. – Würzburg, die uralte Bischofstadt, ist so reich an örtlichen Sagen, daß sie für sich ein Buch füllen würden.

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