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Mit dem wilden Markgrafen verbunden und in seinem Sold und Dienst war Sigismund von Egloffstein, der führte dem Kriegsherrn eine Schar Reiter zu, als dieser Nürnberg einschloß und belagerte. Wie Sigismund nun so an der Spitze seiner Schar zwischen Erlangen und Nürnberg im Walde dahinritt, so zeigte sich über ihnen ein starker Rabenflug, und die Vögel flogen ganz niedrig und schlugen mit den Flügeln und schrieen fort und fort: Zieh ab, ab, ab, ab, ab! – Deine Frau ist krank, krank, krank, krank! – Das fiel dem Egloffsteiner aufs Herz, und da er zu dem Markgrafen stieß, sagte er es diesem an und bat um Enturlaubung und wollte heim. Aber der Markgraf verlachte ihn und ließ ihn nicht von sich. Nun geschahe es, daß die markgräflichen Soldaten und auch die egloffsteinischen Reiter, die nicht von den wohlgesittetsten waren, den Nürnbergern auch solche Spiegel zeigten wie die Bardewieker dem Herzog Heinrich dem Löwen, und das nahmen die Nürnberger nicht minder krumm, fielen mit Macht heraus und richteten im Heere des Markgrafen und unter den Egloffsteinern ein solches Gemetzel und Blutbad an, daß ihnen alles Spekulieren verging. Nun kehrte der Egloffsteiner heim, aber leider zu spät; es war gegangen wie bei dem Rodensteiner, die Frau war gestorben, und der Egloffsteiner war, gleich jenem, erbenlos; nur einen Bruder hatte er noch, der verließ auch keine Erben und war gar nicht daheim. Da nun Sigismund sich so einsam und verwaist sah, hielt es ihn nicht länger in der Heimat; er steckte sein Schwert in einen Winkel des Stadels (der Scheuer) und nahm das Kreuz. Nach tapfern Kämpfen und nach langen Jahren kehrte Sigismund heim; sein Bruder hatte sich's unterdessen, daß jener fort war, bequem gemacht im väterlichen Erbe, obschon er dennoch nicht gefreit, und so drohete das alte Geschlecht zu erlöschen. Mit einem Male kam ein Mann aus dem Heiligen Lande, der sagte: Ich bin dein Bruder. – Da könnte jeder kommen, sprach der Egloffsteiner, ich kenne dich nicht, woran soll ich erkennen, daß du mein Bruder bist? – An meinem Schwerte sollst du mich erkennen, entgegnete der Heimkehrende, darauf unser Wappen gegraben ist, und das ich, bevor ich schied, in der Scheuer geborgen habe da und da. – Wohlan, wenn es sich also verhält, so sollst du mein Bruder sein, sprach der heimgebliebene Egloffsteiner und ließ sich von dem Fremden zur Stelle führen, wo das Schwert stecken sollte, und siehe, da stak es auch wirklich noch, und nun kam jenem das Glauben mit dem Schauen in die Hand. Darauf vermählte sich Sigismund aufs neue, und ihm entstammte der Egloffsteiner mannlich Geschlecht, das Würzburg einen Bischof gab und in zahlreichen Gliedern und auf vielen Burgen in Oberfranken fortblüht bis auf den heutigen Tag.
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