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Im Talgrund des Ruhlawassers zwischen den Dörfern Schönau und Farrenrode hängt eine Felswand, die heißt der Wittgenstein. Darauf stand vorzeiten ein Schloß, und darin lebte eine Prinzessin, und die wohnt jetzt im Wittgenstein. Alle sieben Jahre einmal tritt sie heraus aus dem Felsen; wer sie erblickt und nicht erschrickt und vor ihr sich fürchtet, dem gibt sie wohl eine gute Gabe, wer aber vor ihr flieht, hat Schlimmes zu gewärtigen. Rühler Choradjuvanten, die nachts am Wittgenstein vorüberzogen und ihr das Neujahr ansangen, fanden mitten im Schnee einen Haufen Knochen, aber nur einer von ihnen nahm ein paar davon, in Willens, sich ein paar Messerschalen davon zu machen, denn in Ruhla wohnen neben den Tabakskopf- und Pfeifenfabrikanten Messermacher in großer Zahl. Andern Tages fand er in seiner Tasche zwei dicke Goldstangen. Als er das seinen Gefährten erzählte, rannten sie alle wie besessen nach dem Wittgenstein – aber da lag nur der Schnee und von Knochen kein Splitter mehr da. Jener Glückliche wurde reich durch das Gold. Andere – Musikanten – empfingen grüne Zweige, die sie wegwarfen. Nur einer steckte den Zweig auf seinen Hut, der wurde zu Gold, und nun kam derselbige Mann erst recht auf einen grünen Zweig. Der Farrenröder Hirte fand bei seiner Herde oft eine schöne fremde Kuh, wußte nicht, woher sie kam, noch wohin sie ging. Früh war sie da, abends war sie hinweg. Endlich ging er ihr nach, und siehe, sie verschwand unter Erlen und Weidengebüsch und ging in eine Kluft des Wittgenstein. Der Hirte ging ihr nach und auch hinein, da kam er an eine Türe und klopfte an. Gleich stand die Jungfrau da und fragte: Was willst du? –
Ich wollte um das Hutgeld gebeten haben für die Kuh, die Ihr alle Tage zur Herde schickt, antwortete kecklich der Hirte. Darauf hat ihm die Prinzessin einen alten Silbertaler gereicht und gesprochen: So – habe deinen Lohn dahin! Hättest du ihn nicht geheischt, wäre er dir reichlicher zuteil geworden. – Die schöne Kuh kam nie wieder heraus und auf des Hirten Weide.
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