Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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30. Der Zähringer Ursprung

Es geschah, daß ein König vertrieben war vom Reich und entflohn mit Weib und Kindern und seinem Gesinde, setzte sich mit ihnen auf einen Berg, richteten sich kümmerlich ein und lebten in Armut und Kümmernis eine gute Zeit. Endlich ließ der König ausrufen im Lande umher, wer da wäre, der ihm Hülfe tun wolle, sein Reich wiederzuerlangen, der solle sein, des Kaisers, Tochtermann und zu einem Herzog gemacht werden. Nun lebte hinter dem Berge Zähring ein Köhler, der brannte Kohlen im Walddickicht, und da begab es sich, daß er einstmals, als er die Meilerstätte räumte, einen schweren Klumpen geschmolzenen Metalles fand, und das war gutes Silber. Und als der Köhler wiederum kohlte, geschah es wieder ebenso, und immerfort, und war, als ob der Berg das Metall aus sich gebäre, und gewann der Köhler einen großen Schatz. Da er nun vernahm, was der vertriebene König ausrufen ließ, so nahm er eine Last seines Silbers und trat vor jenen und sprach, er wolle sein Sohn werden, seine Tochter freien und mit seinem Schatz ringsumher das Land sich zum Eigen erwerben, auch ihm, dem König, so viel seines Schatzes geben, daß er sein ganzes Reich wiedergewinnen könne. Des war der vertriebene König sehr froh, schlug den Köhler zum Ritter, gab ihm seine Tochter zum Ehegemahl. Und der Köhler ließ nun das Silber schmelzen, erbaute Zähringen, die Burg und den Ort, und erwarb alles Land umher, und der König machte ihn zu einem Herzog von Zähringen. Der König hat hernachmals mit seines Eidams Gut all sein Land und Volk wiedergewonnen, ist wieder ein mächtiger Herr und Kaiser geworden, und der Ort und Berg, wo er hingeflüchtet war und seinen Sitz allda genommen, heißt noch bis auf den heutigen Tag der Kaiserstuhl. Die Zähringer aber wurden ein mannlich Geschlecht und waren hochgeehrt im ganzen Gau.

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