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Zu Rothenburg an der Tauber wächst auch Wein, man will ihn aber nicht allewege loben. Einst war der Tilly dort, den wollte der Rat hoch ehren, gab ihm ein stattlich Mahl auf dem Rathaus und setzte ihm von seinem besten Weine vor. Aber der alten Kriegsgurgel des Tilly mundete selbiger Wein mitnichten, schmeckte wie thüringscher, und zog der Feldherr ein schiefes Maul und die Stirne in Falten und schrie: Ihr Rothenburger sollt alle die Kränke kriegen mit euerm Sauerracher! Gleich leert einer von euch selbigen Humpen auf einen Zug aus, oder ich lasse euch Herren allesamt und sonders die Köpfe durch den Meister Scharfrichter abschlagen! – Der Scharfrichter wurde alsbald geholt, und die armen Ratsherren erzitterten und wurden bleich und rot, denn der Tod saß ihnen schon auf der Zunge. Wie wäre es möglich gewesen, ihr Gewächs so rasch und so viel auf einmal hinunterzubringen? War es nicht auch ein Scharfrichter, dessen Schärfe den Magen bedrohte, wie das Schwert des wirklichen den Hals? Aber – dulce et decorum est pro patria mori – es fand sich ein Heldenherz in der Brust eines jungen Ratsmannes, er hatte in Würzburg studiert und konnte sich etwas zutrauen. Er nahm den vollen Humpen, hob ihn und trank ihn leer bis zur Nagelprobe. Nicht ohne Schauder sahen es die Ratsherren, und der Tilly strich sich den Schnurrbart und lächelte – was bei ihm nicht häufig vorgekommen sein soll. Der Rat von Rothenburg war gerettet. Tilly erhielt andern Wein, der Scharfrichter wurde von den Spielleuten in sein Haus zurückgeleitet, und weil das das erste Freudenzeichen war, so erhielt das Gäßchen, darin er wohnte, den Namen Freudengäßle bis auf diesen Tag. Der junge Märtyrer für seine Vaterstadt blieb am Leben und hat nachher vom dankbaren Rat eine stattliche Verehrung an Tauberwein zur Vergnügung empfangen, doch nie wieder ein so großes Maß voll auf einmal zu sich genommen.
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