Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

519. Wittekind, der schwarze Ritter

Nicht weit von Paulinzelle erhebt sich in einem felsreichen Waldtale Schloß Schwarzburg stattlich und schön, die auf der Stätte eines der ältesten thüringischen Burgbaue steht. Die Stammsage des Grafengeschlechtes von Schwarzburg kündet, daß einst ein naher Verwandter des großen Sachsenfürsten Wittekind, und den gleichen Namen mit diesem teilend, von Karl dem Großen gefangengenommen worden. Die Tapferkeit, die dieser Sachsenführer und seine Söhne bewiesen, habe Karolo wohl gefallen, und er habe jene zum Christentum bekehrt, habe sie taufen lassen und sei ihr Taufpate geworden. Da habe nun Wittekind, zubenannt der Schwarze, den Namen Ludwig empfangen, seine beiden Söhne aber, die Wittekind und Walperto geheißen, wären Karl und Ludwig genannt worden. Wittekind der Vater habe nun die Schwarzburg erbaut und sie seinem ältern Sohn zum Erbe bestimmt, Ludwig, der jüngere Sohn, sei Erbauer des Schlosses Gleichen geworden. Karl der Große erhob seinen Paten Karolus zu einem Grafen von Schwarzburg und begabte ihn mit einem Strich Landes im Thüringer Walde von zwanzig Meilen im Umkreis. Als der große Karl Ludwig den Bärtigen zu einem Grafen von Thüringen erhoben hatte, ordnete er ihm zwölf edle Vasallen zu, darunter waren auch die Grafen von Schwarzburg, die sich in sehr früher Zeit, schon im Jahre 1099, von Gottes Gnaden schrieben. Auch wurden sie später den Viergrafen des Reiches zugezählt. Das feste Haus Swartzinburg, wie die älteste Urkunde, die seiner erwähnt, schreibt, gehörte dem edlen Grafengeschlechte, ehe es noch von der Burg den Namen annahm. Der erste, der sich einen Grafen von Schwarzburg nannte, nannte sich auch zugleich einen Grafen von Thüringen und einen Grafen von Käfernburg. Sein Name war Sizzo, sein Vater hieß Gundar, aus welchem Namen später der erbliche Familienname der Fürsten von Schwarzburg, Günther, gebildet wurde, und lebte zu Ende des eilften und im Beginn des zwölften Jahrhunderts. Graf Sizzo wurde der Gründer des nahe bei Schwarzburg liegenden Dorfes Sitzendorf. Sizzos Söhne wohnten auf den Schlössern Schwarzburg und Käfernburg. Aus dem fürstlichen Hause Schwarzburg gingen in später Zeit hervor ein deutscher Kaiser, zwei Erzbischöfe, ein Großmeister des Deutschen Ordens und mancher heldenmütige Streiter.

*

 


 << zurück weiter >>