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Magdeburg hat mehr als kaum irgendeine andere deutsche Stadt durch verheerende Kriege gelitten. In der frühen Zeit schon durch wilde vom Osten her eindringende Völker zerstört, hat es der Trübsal und der Zerstörung hernachmals noch übergenug erduldet. Fast immer sind dem Unglück aber auch Zeichen vorhergegangen, die es voraussagend meldeten. Unter Kaiser Heinrich IV. waren schreckliche Wunderzeichen am Himmel zu sehen, auf der Marsch in der Stadtnähe ward eine große Rabenschlacht gehalten, die dauerte einen ganzen Tag lang, und die Marsch bedeckte sich über und über von den im heftigen Streit miteinander gebliebenen Raben. Die Bischofstäbe in den Kapellen schwitzten und deuteten den Angstschweiß der Geistlichkeit und Bürgerschaft vor; Kinder redeten im Mutterleibe, und aus angeschnittenem, frischbackenem Brot floß häufig Blut, und hinter all diesen Zeichen drein folgte schreckliches Weh. So geschahe es auch, da Magdeburg im Streite lag mit Herzog Georg von Mecklenburg, der in das Land eingefallen war und es arg verwüstete. Da rüstete sich die Stadt und zog am Tage des heiligen Mauritius, welcher der Schutzpatron der Stadt ist, die Bürgermeister an der Spitze, dem Feind zu einer großen Schlacht entgegen. Da kamen sie in das Feld zwischen Hillersleben und Meseberg, über der Ohre drüben, eine Meile von der Stadt, und da begegnete ihnen ein Mann in Tracht und Gestalt eines Bauers, gar alt und eisgrau, aber mit ganz jugendlichem und schönem Antlitz, blühend und holdselig, der hob die Hände gegen sie auf und sprach: Wohin gedenket ihr, Bürger von Magdeburg? Wisset ihr nicht, daß der Tag eures Schutzheiligen euch niemalen Glück gebracht? Ward nicht vor zweihundert Jahren (1350) auf diesem Boden und an diesem Tage Magdeburgs Macht geschlagen und gebrochen und später noch einmal an demselben Tage? Kehret um und sehet, daß ihr eure Stadt gut befestiget, denn das Unglück ist euch nahe!
Einige wenige der Mannen verwunderten sich über dieses Mannes Rede und wollten sie beherzigen, die stets unverständige Menge und Überzahl solcher Wehrschaft aber dünkte sich wunderklug, hatte schrecklichen Mut und meinte, den Feind zu fressen und aufzureiben, daß kein Stäublein von ihm vorhanden bleibe, zumal auch die Bürgerhauptleute sonderlich entbrannte Kampfhähne waren, trotz den Rummelpuffen des tollen Jahres. Aber nach einer halben Stunde sangen sie aus einem andern Tone; da war die Schlacht schon vorbei, wie ein geschwindes Wetter. Die Magdeburger verloren zwölfhundert Tote und dreihundert Gefangene und elf Stück Feldschlangen und sonstige Kriegsmenagerie, auch elf Bürgerfähnlein, und die Spötter und Verächter des greisen Warners waren alle erschlagen oder gefangen oder in die Ohre gejagt mit einem großen Teile des von ihnen angeführten Volkes; dieses Todesbad nannte man hernach spottweise die Magdeburger Taufe. Als man später fleißig Nachforschung nach jenem Alten hielt, der das Unglück vorausgesagt, hat ihn weder vorher noch nachher jemand gesehen gehabt oder eine Nachricht von ihm erteilen können.
Wie Magdeburg von Kaiser Karl und in dessen Auftrag vom Kurfürsten Moritz zu Sachsen hart belagert wurde, war es zwar glücklicher, aber das nächste Jahrhundert offenbarte ihm genugsam durch manches Zeichen die unter Tilly nahende abermalige Zerstörung.
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