Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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946. Die Erdbeeren

Ein Kind im Schwabenlande ging einst, im Walde Erdbeeren zu suchen, und hatte schon ein hübsches Körbchen fast voll. Da ist ihm die Mutter Gottes begegnet und hat es gefragt: Was hast du in deinem Körbchen? – Das Kind fürchtete sich und mochte denken, die Mutter Gottes wolle von den Beeren haben, gab daher zagend zur Antwort: Nient (nichts). – Ei, sprach da die Mutter Gottes, ist es nient, so soll es dir auch nient beschießen (gedeihen)! – Und von da an wird kein Kind und kein Großes von Erdbeeren satt, es mag deren noch so viel essen.

In dieser Sage tritt wieder die Verwünschung durch den Mund der heiligen Gottesmutter als Strafe des Geizes im Bunde mit der Lüge durch Ungedeihen auf, wie in der arabischen Sage von der Erbsensaat auf dem Acker bei Bethlehem.

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