Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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777. Der große Auersberg

Außer jener Burg Auersberg und jenem Auersberge, an dessen Abdachung dieselbe liegt, ist noch ein hoher Namensvetter im Rhöngebirge vorhanden, das ist der große Auersberg, der sich neben dem Dammersfeld über den Silberhöfen nach Brückenau zu erhebt. Er ist für die Rhönbewohner einer ihrer vielen Wetterpropheten. Wenn sein Gipfel dampft, ja wenn nur das geringste Nebelwölkchen in Gestalt einer kleinen Rauchsäule aufsteigt, so sagen sie: Aha! Die Gräfin Karoline kocht wieder Kaffee! – das heißt so viel als: wir bekommen Regen. Wer aber diese Gräfin Karoline gewesen, darüber läßt sich mit Bestimmtheit nichts ermitteln. Häufiger noch hört man von diesem Berge den Reimspruch:

Hat der Auersberg einen Dunst, so groß wie ein Butterfaß,
So macht er den Bauern den Buckel naß.

Eines Tages wurde am Auersberg eine auffallende und seltene meteorische Erscheinung wahrgenommen, und zwar im Juli des Jahres 1797, des Mittags gegen zwölf Uhr. Da bildete sich bei heiterm Himmel fast oben an der Kuppe auf der Seite des Sinngrundes ein kleiner blauer Dunst, der sich plötzlich unter einem fürchterlichen Knalle, gleich dem heftigsten Donnerschlage, entzündete und in einem Augenblick einen starken Platzregen, den brüllender Sturm begleitete, in das Sinntal goß.

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