Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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620. Geist Mützchen

Bei Freiberg ist ein Gehölz, das heißt der heimische Busch, und in demselben hauste vordessen ein Kobold, den die Leute Mützchen nannten und damit an den bekannten Kobold Hütchen erinnerten. Geist Mützchen gehörte zu jenen gespenstigen Hockelmännchen, die sich den Reisenden und solchen Leuten, die im Walde Geschäfte hatten, aufhockten und sich weite Strecken tragen ließen, bis die Leute ganz abgemattet waren und fast odemlos umsanken. Wenn sie ihn nun fast nicht mehr tragen konnten, hüpfte er von ihrem Rücken plötzlich weg, schnellte auf einen Baum und schlug ein schmetterndes Gelächter auf. Dies arge Possenspiel trieb Geist Mützchen absonderlich im Jahre 1573, und sind viele Personen durch sein Aufhockeln krank geworden. Mützchen glich in allem dem Geist Osschaert im Wanslande und machte gar wunderliche Grimassen, wenn es ihm beliebte, sich erblicken zu lassen. Eine Butterhökerin fand einen prächtigen Käse im heimischen Busch. Des Fundes froh und überrechnend, was sie dafür lösen werde, legte sie ihn in ihren Tragkorb, da wurde der Korb so schwer, so schwer, daß sie endlich von der Last niedergezogen ward und in die Kniee sank und den Korb abwarf, da rollte ein Mühlstein aus dem Korbe und in die Büsche, und aus den Büschen schaute Mützchen mit gellendem Gelächter, daher man auch von einem hell und grell Lachenden zu sagen pflegt: Der lacht wie ein Kobold. Den Namen aber hatte Mützchen von seiner Nebelkappe, die ihn unsichtbar machte, und wenn er sie abtat, so sah man ihn, und dann setzte er sie oft plötzlich wieder auf und war im Nu verschwunden, davon ist das Sprüchwort entstanden, wenn jemand etwas sucht und es an einem Orte gesehen zu haben überzeugt ist und es nun doch nicht finden kann, daß man sagt: Ja, da sitzt es und hat Mützchen auf – nämlich der Zwerglein unsichtbar machendes Nebelkäppchen.

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