Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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851. Der Krötenberg

Im Landgerichte Rottenburg, zwischen Landshut und Abensberg, liegt im Biebertale ein kleines Kirchdorf, Nordholz geheißen, und nahe dabei ein Berg, der eine Burgtrümmer trägt, allwo ein ritterliches Geschlecht gleichen Namens hauste. Mit diesem Berge hat es eine sondere Beschaffenheit; alljährlich im Maimond gebiert er – nicht Mäuse gleich dem kreisenden Berge des Sprüchworts, sondern eitel Kröten. Scharenweise wie aus einer Quelle schwulgern sie hervor und purzeln und patschen übereinander in Haufen den Berg hinab und rauschen und rascheln im Laub und Gesträuch. Drunten ist ein Weiher, da ziehen sich die Kröten hinein, und binnen drei Tagen ist der so voll, daß er überläuft, und da laufen die Kröten auch mit über und statten der nahen Mühle Besuch ab, verbreiten sich über Hof und Garten, in Stuben und Keller, Kammern und auf den Boden und machen das Haus fast unbewohnbar. Niemand weiß, woher der so plötzliche Zuspruch, item, die Kröten sind da, und niemand tut ihnen etwas, denn – das ist die Hauptsache – je mehr ihrer kommen, je willkommener sind sie, weil sie prophetische Tiere sind, nämlich Vorboten einer reichen Getreideernte, wenn sie in recht großer Zahl erscheinen, wie der Heerwurm auf dem Thüringer Walde. Nach drei Tagen verlieren sie sich, ohne daß man gewahrt, wo sie hinkommen; zurück in den Berg gehen sie nicht, derselbe hat aber von dieser seltsamen Naturerscheinung den Namen Krötenberg erhalten.

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