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Eine kecke Magd schritt am Dreikönigsabend von Neidenberg nach Saaltal, ein Dorf ohnweit Wilhelmsdorf dicht an der Saale, heim. Sie war in einer Lichtstube zu Neidenberg spinnen gewesen und hatte ihren Rocken rein abgesponnen, auch hatten junge Burschen ihr das Geleit gegeben bis zum Bergabhang, der sich in das Flußtal senkt. Den Bergpfad herauf zog Perchta mit dem Heimchenvolke, und die Magd stutzte, als sie eine stattliche Frau sah, von einer so großen Schar Kinder umwimmelt, die noch dazu sich abmühten, einen großen Ackerpflug zu ziehen und bergauf zu schieben und anderes Geräte zu schleppen. Das kam ihr ganz komisch vor, und sie lachte hellauf, daß es drüben von der Bergwand widerhallte. Darob erschraken die Heimchen, daß sie abließen von ihrem Gerät, und alles samt dem Pflug rollte wieder den steilen Pfad hinab. Zürnend trat Frau Perchta vor die Unbesonnene und blies ihr in die Augen. Alsbald schlossen sich diese in starrer Blindheit. Angstvoll irrte sie nun und pfadlos über Stock und Stein, irrte die ganze Nacht, und erst am Morgen fand man sie und fuhr sie über den Strom zu ihrer Herrschaft in Saaltal, die sie nun aus dem Dienst wies, und so wurde die Hülflose eine Bettlerin. Da saß sie nun oft weinend und ihren Vorwitz bereuend am Weg und an der Überfahrstelle, und das geschah auch, als der Dreikönigsabend wiederkehrte. Die Blinde hörte, daß eine Frau des Weges kam, Gewänder rauschten, und es trippelte und trappelte wie von vielen Kindern, und sie erhob ihre Stimme und flehte um eine Gabe. Die Frau aber war Perchta mit ihrem Völklein und sprach: Du sollt eine Gabe han. Vorm Jahr blies ich dir zwei Lichtlein aus, heuer zünd' ich sie wieder an, blies der Bettlerin ins Gesicht und schritt weiter. Mit einemmal taten sich die Augen der Magd auf, und sie sah wieder wie zuvor. Nie vergaß sie, was ihr geschehen, und erzählte es oft, andern zur Warnung und zur guten Lehre.
Auch bei Neustadt an der Orla in der sogenannten Sorge geht dieselbe Sage von einer Spinnerin, welcher Perchta die Augen ausblies.
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