Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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738. Stein auf dem Herzen

Im Rosagrunde liegen zwei Dörfer, Eckards und Frittelshausen, nicht gar weit voneinander, da soll vorzeiten in jedem ein Graf gewohnt haben, und das sollen Brüder gewesen sein. Beide sollen um der Jagd willen uneins geworden sein, und der Eckardser Graf soll den Frittelshäuser entleibt haben. Diese schwere Sünde zu büßen, sei der Eckardser zu Fuße nach Rom gepilgert, und da habe der Papst ihm auferlegt, an der Stelle des Mordes ein Kloster zu begründen, von Eckards bis zu jener Stelle den ersten Stein zum Kloster auf seinem Herzen zu tragen und dann in dasselbe als Mönch einzutreten, damit er seiner Sünde los werde. Dieses habe er auch also alles vollbracht und das Kloster Sünderhaus genannt. Das war das später Sinnershausen genannte Wilhelmiterkloster, längst zerstört und jetzt eine herrschaftliche Besitzung. Noch steht alldort in einer Mauerblende, obschon arg verstümmelt, das hohe Steinbild eines Mannes von edler Gestalt, ritterlich, nicht mönchisch, mit gelocktem abwallenden Haupthaar, in der einfachen Gewandung des dreizehnten Jahrhunderts, auf der Brust, mehr nach der linken Seite zu, einen großen eckigen Stein, und geht die Rede von Kind zu Kind, das sei des Klosters Gründer. Nie aber hat das Kloster Sündershaus geheißen, dies ist spätere Namensverstümmelung; das Kloster hieß nach ältester urkundlicher Schreibart Syndeloshusen, darum, daß der büßende und bereuende Brudermörder seiner Sünde los geworden und mit dem Himmel versöhnt war.

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