Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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354. Schlangen vertrieben

Um die Stadt Bernau, wie auch um die Stadt Prenzlau findet man, so weit in die Feldflur das Geläute einer gewissen Glocke schallt, keine einzige Schlange. In Prenzlau hat sie ein Mann hinweggebannt, der das Leben verwirkt hatte, und hat sich dadurch vom Tode errettet, in Bernau aber hat es mit der Schlangenvertreibung eine andere Bewandtnis. Es sollte eine Bürgerglocke gegossen werden, und nach dem Brauch ward ein Sammelumgang gehalten bei den Bürgern um allerlei Metall, und die Leute brachten dergleichen auch wohl selbst dargetragen. Da nun der Meister schon die Erze schmolz, kam ein altes Weib gegangen und sprach, sie habe kein Erz zu schenken, wolle aber doch etwas geben, das nicht zu verachten sei. Und da ließ sie eine Otter und eine Natter, die sie lebendig bei sich trug, in den schmelzenden Metallbrei hineinlaufen und sagte voraus, sobald die Glocke geläutet werde, würden sich alle Schlangen, von denen die Flur wimmle, fortbegeben. Und also geschah es auch. Es war, als ob die Schlangen erschreckten, als ob sie gleichen glühenden Tod fürchteten: soweit der Schall der Glocke drang, flohen sie entsetzt in entgegengesetzter Richtung von dannen. Nach einer langen Reihe von Jahren bekam die Glocke einen Sprung und konnte nicht mehr geläutet werden. Darauf sind die Schlangen in Haufen wiedergekommen. Da ließ der Rat im Jahre 1649 die Glocke umgießen, und siehe, als sie zum ersten Male wieder geläutet wurde, begaben sich alle Schlangen, schädliche und unschädliche, aufs neue auf die Flucht.

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