Ludwig Bechstein
Deutsches Sagenbuch
Ludwig Bechstein

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676. Libussas Bette

Unter dem Felsen der alten Königsburg Wischerad, tief auf dem untersten Grunde der dort vorüberrauschenden Moldau ist das goldne Bette der Zauberkönigin Libussa, die zur Stromfeie geworden und sich selbst gebannt hat an ihr geliebtes Haus. Mancher schöne Jüngling ist dort in den Fluten verschwunden, hinabgelockt durch ein überholdseliges Frauenantlitz, das sich ihm lächelnd im Bade zeigte, und das Volk spricht, sooft der Strom solch Opfer fordert: Libussa hat ihn behalten; in Jahr und Tag erkürt sie einen andern. Es ist wohl zuzeiten geschehen, daß kühne Schwimmer und Taucher sich frevelhaft vermaßen, selbstwillig hinabzusteigen, Libussas goldnes Bett zu suchen, oder daß sie der Sage Hohn sprachen. Die sah man wohl niedertauchen, aber nimmer wieder zutage kommen. Einst aber, so hat sich eine dunkle Prophezeiung Libussens von Mund zu Munde erhalten, einst wird das goldne Bette auftauchen aus der Stromtiefe und herrlich leuchtend über den Wassern schwimmen wie eine Barke; das wird dann geschehen, wann über Böhmen ein Herrscher aus dem Stamme der Libussiden herrscht. Diesem wird sich das goldne Bette darbieten, und seine Gemahlin wird darin ihren ersten Sohn zur Welt bringen.

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