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Wir haben bisher Köln von der religiösen Seite betrachtet; sehen wir es jetzt als Reichs- und Handelsstadt. Wir können uns hier der Worte Fr. Hurters bedienen. »Köln war die erste Stadt in Deutschland, im Ausland höher geachtet als Wien. Im dreifachen Glanz hoher Frömmigkeit, großen Reichtums und einer kräftigen Bürgerschaft stand es unabhängig von seinem Erzbischof. Gewerbe und Verkehr hatten der Stadt eine Bedeutung, ihren Bewohnern ein Selbstgefühl gegeben, wie sie damals in Deutschland in solchem Maß nirgends gefunden wurden. Gegen das Ende des 13. Jahrhunderts waren in Köln 80 000 Webstühle in Gang; die Gold- und Silberarbeiter waren bestrebt, ihr Gewerbe immer mehr zu einer Kunst auszubilden«; von einem Kölner Meister des 14. Jahrhunderts, füge ich hinzu, spricht der Florentiner Ghiberti mit Ehrfurcht und Bewunderung. »Im Handel war Köln der Mittelpunkt zwischen Griechenland, Ungarn, dem östlichen Deutschland und den Niederlanden, Nordfrankreich, England, selbst Dänemark, so daß sein Handelsweg von diesen Reichen bis nach Ungarn ging. Die Niederlassung seiner Kaufherrn in London, der große Warenhof, den sie in dieser Stadt besaßen, wird als der Keim der Hanse betrachtet. Beinahe zwei Jahrhunderte vor dieser Zeit sollen sie schon mit eigenen Schiffen das Meer befahren haben. Die Zölle, die alle auf dem Rhein vorüberkommenden Schiffe der Stadt entrichten mußten, ihr Recht, die Waren dann auf eigenen Schiffen weiterzubringen, mehrten den Reichtum des gemeinen Wesens wie den Wohlstand der Bürger; und wer möchte Kölns Ansehen in der damaligen Handelswelt bezweifeln, wenn man weiß, daß sich nach seinem Münzfuß selbst Venedig richtete?« Man hat Köln späterhin wohl als bigott und intolerant verschrien. Den letzten Vorwurf weiß ich wenigstens für jene Zeit nicht ganz abzuweisen, wo es die Protestanten verbannte und durch die Ausstoßung dieser gewerbetätigen Bürger den Keim zu der späteren Blüte des Wuppertals legte. Gegen den ersten sprechen die Kühnheit, der Eifer, der Heldenmut, womit es den Anmaßungen seiner Erzbischöfe entgegentrat, ohne selbst den Bann der Kirche zu scheuen. Freilich fühlten sie sich auch religiös in ihrem guten Recht und den Erzbischof, der sich an der heiligen Stadt vergriff, statt ihr Vogt und Beschützer zu sein, im größten Unrecht: Gott und die Heiligen waren mit ihnen, die Jungfrau Maria, der in Köln so mancher Altar gewidmet war, verwandte sich eifrig für sie, ihr Patron St. Peter half ihnen in allen Streiten, St. Gereon der Gottesritter hob das Panier für sie; und verband sich der Erzbischof mit den benachbarten Fürsten, so waren die Heiligen Drei Könige mit ihnen im Bunde. Einmal sogar wurden jene Helfer ihres Feindes von den elftausend Jungfrauen abgemahnt, denn sie erschienen ihnen sichtbar; St. Ursula, die schöne Königin, eine goldene Krone auf dem Haupt, eine brennende Kerze in der Hand, umging an der Spitze ihrer Schar die Mauern der Stadt, segnete die Zinnen und Tore, und als sie an die Weierpforte kamen, sah es der Graf von Jülich mit wachen Augen, daß sich das Tor auftat, die Heiligen einnahm und sich hinter ihnen wieder schloß. Da sagte er es seinen Bundesgenossen, die dem Erzbischof die Stadt belagern halfen, sie sei wohl behütet, sie könnten keine Ehre an ihr gewinnen. Da zogen sie ab, Engelbert sah sich verlassen und mußte die Belagerung aufheben. Jene Erscheinung stellte in späterer Zeit ein großes steinernes Bildwerk dar, das zwischen dem Severin- und dem Weiertor noch vorhanden ist.