Karl Simrock
Der Rhein
Karl Simrock

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Kronberg

Wie Reifenberg und Hattstein hinter der Höhe, so liegen vor derselben drei Schlösser beisammen, Kronberg, Falkenstein und Königstein. Ein viertes, Eppstein, hält sich mehr für sich. Zuerst begegnet uns am Fuß des Altkönigs Kronberg über dem gleichnamigen Ort, dessen Lage man oft mit Tivoli verglichen hat, obgleich es keinen Wasserfall hat. Gerning, der hier begütert war, hat den nicht sehr treffenden Vergleich aufgebracht. Von seinen Obsthainen ist schon die Rede gewesen. Zu den Kastanien, die besonders gepriesen werden, soll in den Kreuzzügen ein Ritter von Kronberg den Samen aus Palästina mitgebracht haben.

Der Stammsitz der Kronberger ist das benachbarte Eschborn, wo noch Trümmer der alten Burg zu sehen sind. Die Ritter von Eschborn teilten sich in den Kronen- und den Flügelstamm; ersterer scheint Kronberg gegründet und benannt zu haben. Berühmt ist das Treffen bei Eschborn, wo Frankfurt den Kronbergern und der ihnen verbündeten Ritterschaft unterlag. Es war in der Zeit des aufstrebenden Bürgergeistes, welcher die Bündnisse der Städte am Rhein und in Schwaben gegen den raubsüchtigen, noch heute dem reichsstädtisch denkenden Rheinländer verhaßten Adel hervorrief. »Doch begleitete das Glück«, sagt von Fichard, »die Heerzüge der deutschen Städte nicht. Wenn die Söhne der Alpen 1386 bei Sempach und 1388 bei Näfels unsterblichen Ruhm erwarben, so erlitt der Schwäbische Bund bei Döffingen 1388 eine völlige Niederlage, der in demselben Jahr das für den Rheinischen Bund unglückliche Treffen bei Worms folgte«, und im nächsten jenes bei Eschborn, welches den Frankfurtern bloß zur Auslösung der Gefangenen 73 000 Gulden kostete, die sie nicht aufbringen konnten, ohne für einige Zeit ihre Verfassung zu ändern. Die gleichzeitige »Limburger Chronik«, die sonst deutsch geschrieben ist, schaltet hier die Worte ein: »Proditorie, ut creditur, Francofurtensis occubuerunt.«

Ein Gemälde, das diese Niederlage darstellt (eine Kopie befindet sich in der Frankfurter Bibliothek), wird auf der verfallenen Burg Kronberg gezeigt. Was von dieser übrig ist, dient jetzt als Schulhaus, den Turm aber bewohnt der Nachtwächter von Kronberg. Malerisch zieht sich dieses Städtchen zwischen Obstbäumen den Hügel hinan; unter ihm liegt Krontal mit seinem Gesundbrunnen und dem neuerbauten Kurhaus, etwas tiefer Neuenhain mit den drei Linden und seiner Sauerquelle und schon ganz in der Mainebene das oben erwähnte ehemalige Reichsdorf Soden, eine Kolonie des benachbarten Sulzbach, das gleichfalls ein Reichsdorf war. Beide Namen deuten auf die mineralische Beschaffenheit ihrer Wasser.

 


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