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Bei der Lorelei pflegen die Kölner Dampfschiffe innezuhalten, damit der Reisende ihre Stimme vernehme, denn den jenseitigen Felsen bewohnt ein von der Gesellschaft besoldeter Troglodyt, der sie durch Schießen und Blasen herausfordern muß, sich hören zu lassen. Die Düsseldorfer Schiffe pflegen sie durch Böllerschüsse dazu anzufeuern.
Sobald sich das Schiff wieder in Bewegung setzt und nun in den Felsenkessel St. Goars tritt, wird der Reisende wunderlich verkleidete Kähne bemerken, die sich teils an den Ufern, teils tiefer im Strom zu halten pflegen. Man hat sie mit Kabrioletts verglichen, welche, mit ihren Lederwänden bis auf ein Fenster rundum geschlossen, unbespannt mit dem Kasten bis über die Sitze im Rhein stünden. Diese Anstalten gelten dem köstlichen Rheinsalm, dessen Bekanntschaft der Leser hier wohl nicht zuerst macht. Salmfänge hat man auch in anderen Gegenden des Rheins, aber der Lachs von St. Goar hat vor allen anderen den Vorzug. Dieser Fisch liebt ein tiefes, überschattetes, von engen, triebreichen Gräben durchschlungenes Bett, und alle diese Bedingungen vereinigen sich hier, wo der Schatten der hohen Ufer das Wasser selten verläßt und der zusammengepreßte Strom sich ein enges, aber tiefgefurchtes Geleise gewühlt hat. Das beste Fangwasser – der einträglichste Waag, wie die Schiffer sagen – ist aber die Werb, ein verborgener Strudel und Wasserfall oberhalb St. Goar, in der Nähe des Felsens, der Die Bank heißt. Hier lauern die Fischer in den beschriebenen Kajüten dem Fisch auf, ohne von ihm gesehen zu werden; sie aber sehen ihn wohl durch das Fenster und heben ihn, sobald er ihr großes Fischgarn berührt, aus dem Wasser. Dem Gewicht nach lieferte 1779 der Waag Werb nicht weniger als 8159 Pfund Salm. Hier hätten wir einen Anhaltspunkt zur Entscheidung der vielbesprochenen Streitfrage, ob die Ergiebigkeit des Salmfangs seit der Einführung der Dampfschiffahrt abgenommen habe. Man behauptet nämlich, der Fisch könne nicht mehr laichen, seit der Strom von den umgeschwungenen Rädern so vieler Schiffe nie zur Ruhe gelange. Dem setzt man entgegen, daß der Lachs zu den Zugfischen gehöre, die im Frühjahr herdenweise aus dem Meer in die Ströme ziehen, und daß er im Rhein, seiner zu großen Tiefe wegen, nie gern gelaicht, vielmehr zu diesem Zweck von jeher Nebenflüsse aufgesucht habe, um hier seine Eier zwischen Steine oder in andere kleine Vertiefungen zu legen. Es ist übrigens Tatsache, daß die Salmfischer bei der Kölnischen Gesellschaft ihres Schadens wegen Klage geführt und zur Entschädigung freie Benutzung der Dampfschiffe zum Betrieb ihres Handels erwirkt haben.
Unterhalb der Lorelei, näher gegen St. Goarshausen, liegt ein Felsen, den man St. Goars Bett oder Kanzel nennt, denn das dann eingehauene viereckige Loch soll der heilige Goar, ein aquitanischer Mönch, der früher an der Lahn gelebt hatte, anfänglich bewohnt haben, um von hier aus verunglückten Reisenden und Schiffern Hilfe zu leisten und das Evangelium zu verkünden. Damals war die Natur bei St. Goar gewiß noch einmal so wild und schauerlich und der Strom noch lange nicht so fahrbar als heutzutage. Der Heilige hatte also wohl Gelegenheit genug, die Tugenden der Gastfreiheit und Menschenliebe zu üben. Auch an Wundern ließ er es nicht fehlen, und der Ruf beider erscholl so weit, daß Bischof Rusticus von Trier ihn dahin beschied, um seine Wunderkraft öffentlich zu bewähren. Unterwegs wären die Gesandten unfehlbar verdurstet, wenn der Heilige nicht drei milchende Hirschkühe herbeigerufen hätte. Das Andenken dieses Wunders sollte jene Flammensäule zu Pfalzfeld erhalten, von der man im Rheinischen Antiquarius eine Abbildung findet, ja der Name Pfalzfeld, aus Pauli campus entstellt, hängt damit zusammen und wohl auch der Umstand, daß es hernach zu St. Goar gehörte, mit dem es ein Gericht bildete. In Trier wußte sich der Heilige, indem er in die Versammlung trat, gleich zu legitimieren:
Zum Zeichen, daß ihn Gott erleuchte,
Hing er, was jedem Wunder deuchte,
Den Mantel in des Königs Saal
An einen goldnen Sonnenstrahl.
Ein Wunder, das nachher, wie Wenk bemerkt, der heiligen Elisabeth zu Marburg so geläufig wurde, daß sie ihre Wäsche auf den Sonnenstrahlen trocknete. Aber der auf St. Goars Wunderkraft eifersüchtige Bischof verlangte noch mehr: der Heilige sollte einem eben in die Versammlung gebrachten Findling den Mund öffnen, daß er seinen Vater nenne. Der Heilige gebot, und der Säugling sprach mit vernehmlichen Worten: »Der Bischof Rusticus ist mein Vater!« Dies sind St. Goars Hauptwunder, auf die auch das Kirchenlied»O Goar, cui jubar solis servivit, Te jubente noxia infans quae nescivit« etc. anspielt; aber noch andere ereigneten sich bei seinem Grab.
Vor seinem Tod hatte er in der Gegend der späteren Stiftskirche eine Zelle mit einer kleinen Kirche gebaut, die er nebst seinem Grab dem austrasischen König Siegbert empfahl. Die vielen Wallfahrten zu dem letzteren brachten die Zelle bald in große Aufnahme und gaben der Stadt St. Goar den Ursprung. König Pippins Gemahlin Bertrade war aber, als sie auf der Reise nach Worms die Zelle besuchte, mit der gastlichen Aufnahme, die sie dort fand, übel zufrieden, und der König, entrüstet, die Gastfreiheit an dem Ort vernachlässigt zu sehen, wo sie unter dem Heiligen so sehr geblüht hatte, übergab die Zelle dem Abt von Prüm.
Karl der Große erweiterte diese Schenkung auf alle künftigen Äbte. Er selbst hatte die Kraft des Heiligen empfunden, denn als er einst von Ingelheim, ohne bei der Zelle einzukehren, nach Koblenz fuhr, überfiel ihn hinter St. Goar ein so dichter Nebel, daß er auf freiem Feld übernachten mußte; seine Söhne hingegen, Karl und Pippin, die unvermutet in der Zelle zusammentrafen, wurden unter dem Einfluß des Heiligen von ihrer bisherigen Feindschaft geheilt, und seine Gemahlin genas nach dessen Anrufung von heftigen Zahnschmerzen. Von Karl dem Großen oder schon von Pippin rührte wohl auch jenes unbezahlbare Weinfaß her, das sich ohne Zugießen immer voll erhielt; und auch da noch, als einst der Pater Keller den Kran zu schließen vergaß.
Denn eine Spinne lief daher,
Zog rasch die Fäden kreuz und quer
Und webt' und webt' – in kurzer Stund
So dicht verwoben war das Spund,
Kein Tropfen rann mehr aus dem Faß:
Das war eine kluge Spinne, das!
Dunkel ist der Ursprung des noch auf meine Zeit gekommenen Brauchs, nach welchem jeder Reisende, der zum ersten Mal nach St. Goar kam, sich bei dem dortigen Bursch- oder Halsband feierlich verhansen ließ. Die Mitreisenden führten ihn nämlich zu dem an dem Zollhaus befestigten messingenen Halsband. Hier mußte er sich Paten und Patinnen erwählen, die ihm das Halsband mit der Frage anlegten, ob er mit Wasser oder Wein getauft sein wolle. Sagte er, die Kosten scheuend, mit Wasser, so wurde ihm ein voller Eimer übergestürzt, um den Dämon des Geizes auszutreiben; erwählte er die Weintaufe, so mußte er einen Beitrag in die Armenbüchse geben und dreimal einen mit Wein gefüllten goldenen Becher auf die Gesundheit des Kaisers, des Landesherrn und der Gesellschaft leeren. Dabei wurden ihm eine vergoldete Krone aufgesetzt, die Gesetze des lustigen Ordens vorgelesen und die Fischerei auf der Lorelei und der Kemeler Heide mit der Jagd auf der Bank zu Lehen gegeben. Zum Schluß mußte er seinen Namen in das »Hänselbuch« eintragen und noch ein Almosen für die Armen entrichten. Gewöhnlich leitet man den Ursprung dieser Zeremonie von Karl dem Großen her, der das Halsband geschenkt haben soll. Dieses aber, das wohl ursprünglich Hanseband hieß, scheint weder mit dem Kaiser noch mit dem Heiligen das geringste zu tun zu haben. Nach Winkelmann bestätigte Landgraf Georg II. die alten Artikel des »Hansebuchs« und verbot jedem Kaufmann, der die Märkte zu St. Goar besuchte, seine Ware feilzubieten, er habe sich denn vorher verhansen lassen. Er mußte sich also in die Innung der St. Goarer Kaufleute aufnehmen lassen, welche sich so gut und mit gleichem Recht wie der große Hansebund, zu dem auch St. Goar gehörte, eine Hanse nannte, da dieses Wort nichts als einen Verein bezeichnet. Die Aufnahme geschah unter gewissen Feierlichkeiten, die ganz den Geist des Mittelalters atmeten, und diese sind es wohl, die sich mit geringen Abänderungen bis über die französische Zeit hinaus erhalten haben; die letzten, die sich in das »Hänselbuch« eintrugen, sind Bonner Studenten.
Wir haben gesehen, wie Prüm das Eigentum des Stiftes St. Goar erwarb, auch wissen wir schon, daß die Vogtei (oder Gerichtsbarkeit) von den Grafen von Arnstein auf die von Katzenelnbogen gelangte. Diese erwarben auch die Stadt St. Goar und andere Güter des Stiftes und verdrängten nach und nach die Äbte von Prüm, deren Lehensherrlichkeit zuletzt ein leerer Name wurde. Selbst an dem Wald des Stifts erkannte das Weistum dem Abt kein anderes Recht zu als »ob es Sache wäre, daß er käme geritten durch St. Goars Wälder, so möchte seiner Säumerknechte einer eine Rute hauen, die weder eichen noch buchen wäre, und seinen Säumer damit treiben«.
Es gab zwei Grafschaften Katzenelnbogen. Die obere lag in dem Winkel zwischen Rhein und Main, wo Darmstadt ihre Hauptstadt war; die niedere in jenem zwischen Lahn und Rhein, in dem sogenannten blauen Ländchen, ein Name, den ihm die Wollenweberzunft erwarb, die von Lorch dahin auswanderte, weil man ihr freie Ausübung ihres Gottesdienstes verweigerte. Die Grafen stammen aus der oberen Grafschaft; Schloß Katzenelnbogen aber, das ihnen den Namen gab, liegt in der niederen, unfern des vierherrischen, das von zwei katzenelnbogischen und zwei nassauischen Linien genannt ist, welche von Isenburg die von den Arnsteinern ererbte Gaugrafschaft des Einrichs, deren Malstätte Marienfels war, käuflich erworben und unter sich geteilt hatten. Nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen fielen beide Grafschaften an das Haus Hessen, wodurch zwei große Striche des rechten Rheinufers hessisch wurden, auf dem linken aber nur ein kleiner, die Gegend von St. Goar. Hieraus erklärt es sich, warum die Schiffer und Floßführer »Hessenland!« und »Frankenland!« rufen, wenn nach dem rechten oder linken Rheinufer gesteuert werden soll. Hier sind Hessen und Franken geradeso entgegengesetzt wie in dem bekannten Denkspruch über das blutige Turnier (1403) zu Darmstadt:
Zu Darmstadt in den Schranken
Blieben neun Hessen und siebzehn Franken.
An Frankreich ist dabei nicht zu denken, sondern an die Herzogtümer des rheinischen und des ripuarischen Frankens, die sich das linke Rheinufer teilten.
Der wunderliche Name Katzenelnbogen hat den Etymologen schon viel Kopfzerbrechen gekostet und wird es noch ferner. Grimm scheint hier eine Vergleichung anzunehmen: die Gestalt der Berge oder Landstriche wird häufig mit Teilen des tierischen Leibes verglichen. Vor der beliebten Ableitung von Cattimelibocus müssen wir warnen. Der bekannte König der Bergstraße, der eigentlich Malchen heißt, weil er die Malstätte des oberen Rheingaus war, verdankt nämlich seinen Namen Melibocus – womit Ptolemäus wohl den Blocksberg meinte – bloß dieser etymologischen Grille. Die Katten, von denen auch die Hessen nicht abgeleitet werden können, haben niemals hier gewohnt, und der Name Cattimelibocus ist von den Gelehrten lediglich zur Erklärung von Katzenelnbogen erfunden worden.
Etwas unterhalb St. Goar, doch mit ihm verbunden, erhob sich einst das gewaltige Bergschloß Rheinfels, mehr eine Festung als eine Feste. Seine sehenswerten Trümmer bieten das furchtbarste Bild der Zerstörung dar, eine grauenhafte Verschüttung, wie sie nur erst seit Erfindung des Pulvers möglich geworden ist. Graf Diether III. gründete Rheinfels zur Behauptung des Rheinzolls, der zwar schon früher hier bestand, welchen er aber bedeutend erhöhte. Diether hatte den berühmten Rheinischen Städtebund selbst unterschrieben; dennoch wurde er der erste Gegenstand desselben. Nach der Inschrift der Steintafel zu Rheinfels vereinigten sich 1255 sechsundzwanzig rheinische Städte mit ihren Verbündeten und belagerten Rheinfels über ein Jahr; zwar noch ohne Erfolg, aber eben hierdurch angespornt, ihre Eidgenossenschaft zu erweitern und fester zu gründen. Nach Katzenellenbogen besaßen Rheinfels nacheinander mehrere hessische Linien: Hessen-Darmstadt, von dem noch der großartige Darmstädter Bau zeugt, Hessen-Rothenburg, zuletzt Hessen-Kassel. Im Revolutionskrieg räumte es der feige Kommandant, als sich kaum die ersten französischen Vorposten blicken ließen, wofür er infam kassiert und zu lebenslänglicher Gefangenschaft nach Spangenberg abgeführt wurde, und zwar aus Gnade, denn das Kriegsgericht hatte ihn zum Tode verurteilt.
Wie Bacharach den verkommensten, verrottetsten, so gewährt St. Goar den modernsten, blühendsten Anblick unter den Städten des engeren Rheintals, wozu außer der ansehnlichen Rheinseite auch die breite, sonst von den Kanonen des Rheinfels bestrichene Chausseestraße viel beiträgt. Dennoch haben sich einzelne altertümliche Gebäude wie der Tempelhof, das ehemalige Hospital usw. erhalten, auch stehen noch mehrere Stadttürme, Blockhäuser und andere Teile der sich hinter der Stadt nach Rheinfels ziehender Befestigung. Das Felsenbecken St. Goars hat eine starre Schönheit, die in hellen Mondnächten gleich geschliffenen Stahlschilden blitzt und funkelt; und von hochliegenden Punkten, die eine weitere Fernsicht bieten, ist der Genuß unbeschreiblich. Wir nennen nur die Höhe Am Stein bei Bibernheim und die zwischen Werlau und Karbach, wo die Aussicht bis nach Ehrenbreitstein reicht und die untergehende Sonne die vielgestaltigen Kuppen des rechten Gebirgsufers mit farbigen Streiflichtern trifft. Überhaupt ist das vom Gründelbach bewässerte veilchenreiche Werlauer Mühlental reich an Schönheiten.
St. Goar gegenüber liegt St. Goarshausen zwischen dem hohen Felsen, der die »Katze« trägt und die eigene Notmauer erbärmlich eingeklemmt; mehr Raum hat seine moderne Fortsetzung, Neubrückhausen. Die Katz – eigentlich Neukatzenelnbogen – baute Graf Johann III., der die beiden katzenelnbogischen Linien vereinigte. Von der »Katz« erhielt auch die nächste Burg, über Wellmich, den Namen »Maus«; doch hat sie noch andere Namen wie: Turmberg (Deurenburg), Kunoburg und Peterseck. Letzteren gab ihr der Erbauer Kuno von Falkenstein, jener Gewaltige, der fast zu gleicher Zeit alle drei Erzbistümer regierte, so daß der Rhein von Speyer bis Holland seiner Herrschaft unterworfen schien. Als er Erzbischof von Trier geworden war, befestigte er Wellmich, das sein Vorgänger von den Nassauern erkauft hatte, durch eine doppelte Burg, Petersberg im Tal und Peterseck auf dem Berg. »Dagegen brüsteten sich die von Katzenelnbogen mit ihren beiden Festungen über St. Goar und St. Goarshausen und nannten Kunos Burg spottweise die Maus, welche bald von ihrer Katze gefangen sein würde. Kuno hatte sich aber durch seinen Mut so viel Ansehen am Rhein erworben, daß sich Katzen und Mäuse vor ihm fürchten mußten.« Er starb in Turmberg, und die Kirche zu Wellmich bewahrt seine Eingeweide. Die »Limburger Chronik« schildert ihn, wie er »ein herrlich starker Mann von Leib und allem Gebein gewesen, wie er ein großes Haupt mit einer Straube, ein breites Antlitz, ein scharfes männliches Gesicht und einen bescheidenen Mund, dazu eine hohe Stirn und eine große Brust gehabt, wie er auf seinen Beinen stund als ein Löwe und hatte gütliche Gebärden gegen seine Freunde, aber wenn er zornig war, so bauseten und floderten ihm die Backen und stunden ihm herrlich und weislich und nicht übel«.
Katz und Maus scheinen mit Rheinfels ein Dreigespräch über alte und neue Zeit zu halten, und es wäre wohl wert, ihm zu lauschen.
Von St. Goarshausen führt ein Weg durch das wild-romantische Forstbachtal, das man seiner schönen Felsenpartien wegen auch Schweizer Tal nennt, oder durch die Erlenschatten des engen Hasebachtals nach Reichenberg, das besser Armenberg hieße, denn aus gar dürftigen Hütten besteht das Dorf, das einst eine mächtige Stadt zu werden bestimmt war. Die prächtige Burg verdiente den Namen um so mehr, und man möchte der Volkssage Glauben schenken, die von goldenen Schätzen fabelt, die ihr Erbauer gefunden habe. Über diesen findet man widersprechende Angaben.
In der nördlichen Umfassungsmauer des Schlosses ist ein Stein mit der Jahreszahl 1220 eingemauert; nach der Rheinfelser Tafel hätte es erst Graf Wilhelm von Katzenellenbogen um 1284 erbaut, dem seine Gemahlin von Isenburg diesen Bezirk zubrachte. In der Zollfehde zerstörte es zwar König Albrecht, der Graf baute es aber unter Beistand des Erzbischofs Balduin von Trier glänzender wieder auf und gedachte auch eine Stadt dabei zu gründen, der Kaiser Ludwig bereits Privilegien erteilt hatte. Erst 1818 mutwillig abgebrochen, ist Reichenberg noch als Ruine durch seine Bauart merkwürdig, die man asiatisch, ja maurisch genannt hat. Sie war nämlich in orientalischer Art ohne Dächer und bloß mit gewölbten Mauern aufgeführt. Ihre Stockwerke ruhten auf Säulen, welche Kreuzgewölbe trugen, die jetzt eingestürzt sind; aber noch stehen die Säulen zweier Stockwerke übereinander, und das Kapitell der oberen dient der unteren zum Fußgestell. Der höchste Turm ist nur mittels einer freistehenden Leiter, die über einen Abgrund setzt, ersteigbar. Von Reichenberg kehre man über Patersberg zurück, das so freundlich von seiner Höhe ins Rheintal blickt.