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Von dem Römer wollen wir nur anführen, was Goethe nicht wissen konnte, da es eben erst die Zeitungen melden. In diesem städtischen Rathaus befindet sich bekanntlich der sogenannte Kaisersaal, worin die deutschen Kaiser nach der Krönungsfeier, von den Kurfürsten umgeben und bedient, das erste festliche Mahl hielten. An den Wänden dieses Saals wurden zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die Brustbilder der deutschen Kaiser, von Konrad I. an, in Nischen angebracht, und durch einen gleichsam prophetischen Zufall erhielt der letzte Kaiser die einzig übrige Stelle.
Bedeckt sind alle Wände bis an den letzten Saum:
Kein neuer Herrscher fände zu seinem Bildnis Raum.
Kopisch
Allein die Ausführung der Bildnisse entsprach der Würde des Gegenstands nicht. Es war mehr Weißbinder- als Malerarbeit, wie denn wirklich dabei der zünftige Maler Unsing von den Weißbindern Amand und Nicolai unterstützt worden war. Jetzt, wo in Frankfurt selbst eine Malerschule blüht, die mit jenen zu München und Düsseldorf bald um die Palme ringen wird, war es an der Zeit, diesem Übelstand abzuhelfen. Auf Anregung der Administration des Städelschen Instituts und des Kunstvereins, deren patriotischem Anerbieten der hohe Senat mit gebührender Anerkennung entgegenkam, trat ein eigener Ausschuß für die Leitung und Durchführung des Unternehmens zusammen. In wenigen Tagen sah man dessen Vollendung gesichert. Ein Kaiserbildnis war bei Lessing in Düsseldorf bestellt worden, zwei andere übernahmen Direktor Philipp Veit und D. Passavant unentgeltlich. Einundzwanzig Bilder wurden von verschiedenen Vereinen und Bürgern bestellt, von denen mehrere schon in den hiesigen Ateliers ausgestellt sind, andere von auswärtigen Künstlern ersten Ranges – Overbeck, Lessing usw. – ausgeführt werden sollen. Der Rheinische Kunstverein läßt auf seine Kosten vier Bilder malen, schon ist Stielke mit dem Bildnis Heinrichs III. beschäftigt; ein Verein bayrischer Vaterlandsfreunde hat für die drei Kaiser aus dem Wittelsbacher Haus Sorge getragen, und Kaiser Ferdinand I. von Österreich hat die Darstellung von sechs Kaisern seines Hauses nach den vorhandenen besten Originalabbildungen durch die vorzüglichsten Künstler Österreichs befohlen. Die Wahlsprüche der habsburgischen Kaiser, von Fürst Metternich mitgeteilt, sollen, als die leitenden Gedanken ihrer Regierung, deren Bildnissen beigefügt werden. So werden wir auch hier das Deutsche Reich in der Kunst schöner und seiner würdiger wiederaufleben sehen.
Daß der Name Römer mit dem römischen König und seiner Wahl irgendeinen Zusammenhang habe, ist nicht wahrscheinlich. Erst 1405 kaufte der Rat das Haus »Zum Römer« von einer aus Köln stammenden Familie, die allerdings erst von dem Haus den Beinamen Römer führte, ihn demselben daher nicht beigelegt hat. Welchen Bezug auf den römischen König konnte es aber als Privathaus haben? Der, den man angibt, daß es einst die Pfalz Karls des Großen gewesen sei, ist unhaltbar, da diese, wie wir wissen, auf der Stelle der heutigen Leonhardskirche stand. Das ältere städtische Rathaus nahm die des jetzigen Pfarrturms ein, dem wir jetzt den Besuch abzustatten eilen, der ihm vor dieser Abschweifung zugedacht war.