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Das meist ebene Land, das der Rhein von Worms bis Bingen im Halbkreis umschließt, wird ohne nähere Bezeichnung der Gau (Gaugia) genannt. Der bekannte Kosmograph Sebastian Münster, der als Ingelheimer im Gau gebürtig war, nennt es das Altzheimer Göw, »von der Stadt Altzheim, die mitten darin liegt«. Es ist zweifelhaft, ob er damit das sonst nirgends von ihm erwähnte Alzey oder Alsheim zwischen Bechtheim und Guntersblum meine. Auch im bayerischen Rheinkreis werden die Gau-Bauern, als Bewohner des ebenen östlichen Landes, denen des gebirgigen »Westrichs« entgegengesetzt, ganz so wie man in Rheinhessen manche Ortschaften, z. B. Gau-Algesheim, Gau-Odernheim, durch das vorgesetzte »Gau-« von anderen gleichnamigen, dem Gebirge näheren, unterscheidet. Der liebliche, wein- und getreidereiche Gau war einst ein Teil der fruchtbaren Pfalz, von der das Sprichwort sagt:
Hätte die Pfalz Wiesen und Holz,
So wäre sie aller Länder Stolz.
Ursprünglich bildete es den unteren Nahegau; als aber dieser, nach der vandalischen Verwüstung von Mainz, eine Zeitlang unter den bischöflichen Sprengel von Worms kam und zum Wormsfeld gezogen wurde, mochte »der Gau« den Teil des Wormsfelds bezeichnen, der nicht eigentlich diesem, sondern dem Nahegau angehörte.
Die Flüßchen, die den Gau bewässern, kommen vom Donnersberg herab. Diesen nennt noch der rheinische Antiquarius Thorsberg, was seinen Bezug auf den stärksten der Asen, Thor oder Donar, bestätigt. Plutonische Kräfte haben diese größte Bergmasse des Rheinlands zu keiner ungewöhnlichen Höhe gehoben; nur seine isolierte Lage erklärt die grenzenlose Aussicht auf seinem Gipfel, dem Königstuhl. Sein Gebirge ist Porphyr und Mandelstein, der sich auch längs der Appel bis nach Kreuznach zieht und sich jenseits der Nahe dem Rheinischen Schiefergebirge verbindet. Den übrigen Gau füllt der grobe Flußkalk des Rheinsees, der Hügel von geringer Erhabenheit bildet. Dem Rhein zunächst folgt dann das tiefer liegende Alluvialland. Von Guntersblum (»Gunthers Wiese«) an ziehen sich die Kalkhügel näher an den Rhein; auch beginnt hier die Pfahlerziehung der im Kalkboden üppiger wachsenden Reben, den weiter oben auf angeschwemmtem Boden herrschenden Bockschnitt und den niederen Rahmenbau zu verdrängen.