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Karl Simrock

Der Rhein

Mühlstein

Vom Mäuseturm mußte mich der Schiffer an den Mühlstein fahren, einen mächtigen Quarzfelsen, der wenige Schritte vom rechten Ufer im Strom liegt. Ein eisernes Kreuz bezeichnet die Stelle, wo eine Kapsel in den Felsen gelassen ist, die das Herz eines Dichters bewahrt, des gemütlichen rheinischen Geschichtsschreibers Nikolaus Vogt. Was sonst von ihm Irdisches übrig ist, ruht, das Haupt gegen Mainz, seiner Vaterstadt, gerichtet, an der Schloßkapelle des Johannisbergs, wo Fürst Metternich seinem Lehrer ein Denkmal aus Marmor dankbar errichten ließ. Sein Herz sollte, so bestimmte es sein Letzter Wille, noch im Tod der Strom überspülen, dem es im Leben so heiß geschlagen hat. Ist es Zufall, daß unfern des Mühlsteins das bekränzte Bild seines Patrons, St. Nikolaus, in einer Nische steht? Schiffer, die durch das Binger Loch fahren wollen, versäumen nicht, den Beistand des Heiligen anzurufen. Von einem Frevler wird erzählt, er habe ihm eine Kerze wie seines Schiffes Mast gelobt, nach glücklich überstandener Gefahr aber beteuert, nicht ein fingergroßes Stümpfchen solle vor dem Bilde flammen, welche Vermessenheit der Heilige alsbald durch nachträglichen Schiffbruch ahndete.