Karl Simrock
Der Rhein
Karl Simrock

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Arnold Walbote

Ehe sie an Frauenlob kommen, sind die Mainzer freilich dem Stifter des rheinischen Städtebundes ein Denkmal schuldig. In dem Atelier ihres trefflichen Bildhauers Scholl sah ich den Entwurf eines solchen, dem eine baldige Ausführung zu wünschen ist. Auch wir hätten diesem großen Mann schon einen Artikel gewidmet, wenn von der Entstehung des Städtebundes nicht vorteilhafter bei St. Goar die Rede wäre. Nur im Vorbeigehen sprechen wir hier von seinem Mainzer Stifter. Er stammte aus einem der vornehmsten Geschlechter der Stadt, dem ältesten Zweig des Geschlechts der Löwenhäupter. Sein Stammhaus, Zum alten Walboten genannt, lag hinter dem Kreuzgang des Doms. Das Amt des Gewaltsboten war in seiner Familie erblich, Arnold bekleidete es von 1252 bis 1268, und sein Sohn Heinrich folgte ihm darin. Mit Arnold vom Turm, der gleichzeitig das Amt des Stadtkämmerers versah und die Stiftungsurkunde des Bundes der rheinischen Städte mit unterschrieb, ist er nicht zu verwechseln. Dessen Denkmal findet man im Dom der von seinen Neffen gestifteten Barbarakapelle gegenüber eingemauert.

Schon früher war aus dem Mainzer Geschlecht der Walpoden, das mit dem der Walpoden von Bassenheim, deren Stammburg bei Koblenz liegt, nichts gemein hat, ein Mann von welthistorischer Bedeutung hervorgegangen. Heinrich Walpode war der erste Meister des um das Ende des zwölften Jahrhunderts in Palästina gestifteten Ordens der deutschen Ritter. Als er 1200 starb, wurde Otto von Karpen, ein achtzigjähriger Greis, sein Nachfolger. Auch dieser stammte, gleich dem dritten Ordensmeister, Hermann von Bart, aus einem Mainzer Patriziergeschlecht. Sie scheinen mit dem Kämmerer Dudo im Heer des Erzbischofs Christian von Mainz nach Palästina gekommen zu sein, und der Umstand, daß die ersten Meister des Ordens Mainzer waren, mag nicht wenig zu dessen schneller Ausbreitung im Erzbistum beigetragen haben. Noch später bestand ein nahes Verhältnis des Ordens zu Mainz, seine Ritter waren großteils Mainzer, und Peter von Dusburg, der erste Geschichtsschreiber des Ordens, stammte aus einem jüngeren Zweig des Geschlechts der Löwenhäupter, so wie Werner von Orsele, dem er seine preußische Chronik widmete, aus einer Mainzer Familie, welche die Erbvogtei in dem jetzt nassauischen Städtchen Oberursel vor der Höhe besaß. So trieb Mainz die ersten Keime, aus denen im Lauf der Jahrhunderte der weitschattende Baum des preußischen Staates emporwuchs, und mit Ehrfurcht und Bewunderung mögen die Preußen, welche die Besatzung der heutigen Bundesfestung bilden helfen, auf ihre greise und doch frisch blühende Ahnmutter blicken.

 


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