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Die naheliegende Vermutung eines Zusammenhangs des goldenen Mainz mit jener Stadtgegend, welche ihrer hohen und gesunden Lage wegen noch heute den schönen Namen der goldenen Luft führt, wird durch nichts bestätigt. Weniger zweifelhaft ist der Bezug der goldenen Luft auf den römischen Vicus salutaris. In den Römerzeiten war nämlich die bürgerliche Stadt nach dem Beispiel Roms in vier Quartiere (vicos) geteilt. Jeder Vicus hatte seinen eigenen Schutzgott. Die Lage des Vicus salutaris, welcher dem Jupiter und der Juno geweiht war, glaubt man wegen des entsprechenden Namens in der heutigen goldenen Luft zu finden. Was von dieser die Sage erzählt, möge uns Rückert berichten:
»Zu Mainz ist eine Straße
Die goldne Luft genannt.
Als einst von Gasse zu Gasse
Die Pest die Stadt durchrannt
Und was darin gewohnet
Hinraffte in die Gruft,
Da blieb allein verschonet,
Sagt man, die goldne Luft.
Und als die gift'gen Lüfte
Vertrieb der goldne Hauch,
Erheiterten die Grüfte
Der Stadt sich wieder auch.
Ausgoß von dort allmählich
Sich neue Bevölkerung
Und füllte bald unzählig
Die Stadt mit alt und jung.
So ward mir jüngst erzählet
Von einem, den ich mir
Zum Führer hatt' erwählet,
Der zeigte mir die Zier
Der Stadt, die, altertümlich,
Einst Deutschlands Schutz und Wall,
Jetzt wieder pranget rühmlich
Nach des Tyrannen Fall.
Die Pest, die hier gehauset,
Wem ist sie nicht bekannt?
Sie ist es, die durchgrauset
Das ganze deutsche Land.
Verschont ist nichts geblieben
Von ihrem Moderduft,
Bis daß sie ward vertrieben
Von goldner Freiheit Duft.
Usw.