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Wir vertauschen das schattige Tal des Winterbachs mit jenem des Gräfenbachs, dessen eigentlicher Name mir Reichenbach scheint, weil er wenig oberhalb des Reichenbacher Hofs beginnt. Er ist offener und heiterer als jener, auch wohl ergiebiger: da sind Fruchtbäume, Äcker und Wiesen, und die ansteigenden Hügel bekleidet die Rebe. Gleich bei der Gutleutmühle ist der sanft gerundete Kronenberg bis zum Gipfel mit Wein bepflanzt, und Hargesheim liegt mitten im Rebengelände, das sich noch weit über Gutenberg hinzieht. Auch dieses Tal zieren zwei Burgen, Gutenberg und Dalberg. Letztere ist es, von der das berühmte Geschlecht der Kämmerer von Worms den Beinamen Dalberg empfing. Gleich hinter Wallhausen, wo die Dalbergs noch jetzt eine bedeutende Schaffnerei haben, zeigt sich die Burg, die beim ersten Blick noch völlig erhalten scheint. Zwei Türme von ungleicher Breite schließen das Mittelfeld des Frontgebäudes ein, links aber heben sich hochgegiebelte Wohngebäude über den Burggraben, aus dem die Pfeiler einer Wasserleitung hervorragen. Man muß näher hinzutreten, um zu erkennen, daß die Franzosen auch hier ihr Zerstörungswerk gründlich genug betrieben haben.
Das Geschlecht der Kämmerer von Worms, welche mit den Besitzungen der Dalbergs auch deren Namen und Wappen ererbten, ist oben behandelt worden. Die alten Dalbergs stammen von den Herren von der Leyen ab, deren Stammschloß bei Sarmsheim wir auch bald kennenlernen werden. Godebold, der dritte Herr von Weierbach im oberen Nahetal, erbaute Schloß Dalberg um 1170. Sein Sohn Gottfried war Pfarrer zu Wallhausen und stiftete mit seinem Vetter Udo, Pastor zu Mandel, das Katharinenkloster daselbst. Beide trifft der Verdacht, die bei Sponheim erwähnte Auferstehungsgeschichte angezettelt zu haben. Der dritte Sohn, Godebold IV., Herr von Weierbach, führte das Geschlecht fort; aber sein Sohn Johann I. schrieb sich Herr zu Dalburg, während dessen Bruder Godebold V. den Namen der Herren zu Weierbach auf seinen Sohn Johann II., den letzten dieser Herren, vererbte. Anton, der Enkel Johanns I., mit dem auch das Geschlecht der Dalbergs noch vor dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts erlosch, brachte Namen und Herrschaft Dalberg auf seinen Schwiegersohn Johann Kämmerer von Worms, welchem Emich, Bischof von Speyer, laut einem Lehensbrief von 1318 Dalburg und Wallhausen, das Dorf, mit Mannschaft, Leuten, Gerichten, Wildbahnen, Kirchensätzen Zehnten, Zinsen und Gülten usw. bestätigte.
Diese wenig bekannten Nachrichten sind teils von Bodmann, teils aus den »Briefen zur historischen Erforschung des uralten Schlosses Kropsberg«, die einen Dalberg zum Verfasser haben, genommen. Humbrachts Angaben in seiner »Höchsten Zier Deutschlands« sind unzuverlässig, ebenso die in Cramers »Nebenstunden«, wo aber das Weistum von Wallhausen merkwürdig ist.