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Was wir vor Monaten vorausgesagt haben, ist eingetreten: die Krolloper soll als selbständiges Unternehmen zu existieren aufhören, ein Torso ihres Programms, dessen Umfang noch festzustellen sein wird, soll der Stadtoper eingefügt werden. Ein klägliches Ende für das hoffnungsreichste deutsche Opernunternehmen.
Die letzte Entscheidung wird demnächst im preußischen Landtag erfolgen. Es kursieren merkwürdige Geschichten über das, was man dort vorhat. So wird gesagt, daß diese Entwicklung unmöglich gewesen wäre, wenn nicht schließlich doch die Volksbühne eingewilligt hätte, ihren Anteil an der Krolloper aufzugeben. Dafür soll die Volksbühne, so heißt es, Subventionen vom preußischen Staat erhalten – Zuwendungen in Form von Darlehen – ohne daß in ihre Betriebsführung hineingeredet werden kann. Das mag die Volksbühne für eine hinreichende Entschädigung halten, der Verlust für unser Musikleben wird damit nicht wettgemacht.
Ob aus diesem Plan Tatsache wird, ist noch nicht einmal sicher und hängt ganz und gar vom Zentrum ab. Dessen preußischer Wortführer, Herr Doktor Heß, ist zwar ein erfreulich entschiedener Republikaner aber in Kunstdingen reichlich zurück und, was die Literatur angeht, heute etwa bei Gellerts Fabeln angelangt. Herr Doktor Heß dürfte nicht gleich bereit sein, den »berliner Kulturbolschewismus« von Staats wegen zu subventionieren.
Die Weltbühne, 24. Juni 1930