Carl von Ossietzky
Sämtliche Schriften 1929 - 1930
Carl von Ossietzky

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

835

Der unsterbliche Rezensent

Unter den Gedanken, die den Menschen von Heute bewegen, ist ohne Zweifel die Sorge um den Nachruhm die geringste. Kein tantiemenschwerer Autor blinzelt mehr in die Ewigkeit, sogar die Herren Generäle müssen sich mit der zeitlichen Anerkennung begnügen. Die Republikanisierung des Menschenvolkes hat es mit sich gebracht, daß es für seine Großen keine Pyramiden mehr baut, und heute gibt es überhaupt mehr Spitzen als Größen, mehr Rekorde als Gipfel. So liegen unsre Immortalitäten alle etwas zurück, und der Kalender bestimmt Erinnerung, Jubel oder Ergriffenheit.

Dabei war die Verleihung des Unsterblichkeitsabzeichens schon immer eine Sache von fataler Ungewißheit. Automatisch fiel es einer Kategorie zu, die, ob König oder Rebell, das genügende Maß von Mitmenschen abgeschlachtet hatte, um einer ehrenden Erwähnung gewiß zu sein. Den Rest lieferte Kunst und Wissenschaft; Historiker und Literatoren stellten das Visum fürs Pantheon aus. Ein Erfinder wie Gutenberg, der weder gedichtet noch gemordet hat, läuft etwas unglücklich nebenher. Wenn aber die himmlische Sektion für Dichtkunst einmal ihre Plenarsitzung abhält, dann erscheint zwischen wallenden Bärten und zierlichen Henri-Quatres auch ein stämmiger Herr in der Tracht des achtzehnten Jahrhunderts, der sich einen friderizianischen Puderbeutel über das struppige Haupthaar gezogen hat und sich in dieser illustren Versammlung sehr unbehaglich fühlt. Er möchte am liebsten sagen, ehrlich, wie er auch gegen sich selbst immer war, daß er zeitlebens nur ein Rezensent und pamphleteschreibender Raufbold gewesen sei. Aber da eröffnet auch schon Präses Homer die Sitzung, und der Bescheidene schlüpft schnell hinter Herrn Molière, der aus so treuherzig fragenden Augen blickt und dessen dicke Nase sich gleichfalls jeder Pathetisierung entzieht.

Die Unsterblichkeit ist eine sehr ironische Lotterie. Sie hat Gotthold Ephraim Lessing zum Hausgott des Bildungsphilisteriums gemacht. Sie hat seine Mißverständnisse für ein paar Generationen in Gesetzesrang erhoben und sein lebendiges Teil verschüttet. Er rangiert jetzt gleich nach den Dioskuren von Weimar. Konsistorialräte sprechen ihm tiefe, echte Religiosität, wahrhafte deutsche Frömmigkeit zu, nationale Rassebolde, die gegen die Verjudung der Literatur dröhnen, zitieren ihn gegen die subversiven Mächte. Einen unbändigen Emanzipationsliteraten hat man zu einer Musterfigur von braver Mittelmäßigkeit degradiert, ein aktueller Polemiker ist zum gipsweißen Schmuck des trauten Heims erstarrt. Wilhelm Scherer, der letzte beträchtliche Literator des alten Liberalismus, begreift das stürmische Temperament des Mannes: »Er ist nicht zahm und friedfertig, sondern ein Angreifer.« Aber dann schwächt er ab: »Um so höher muß man dem Streitbaren anrechnen, daß er nirgends revolutionär vorgeht, sondern überall an das Bestehende anknüpft, mit den Tatsachen rechnet, um im echten Reformeifer nur allmähliche Verbesserungen einzuführen.« So wird der Unbändige zum Stammvater der Nationalliberalen von 1880, und es ist kein Wunder, daß der unverdiente Erbe von Scherers Ruhm, daß Erich Schmidt, ein lackierter wilhelminischer Hofhistoriograph, in Lessing nur noch den preußischen Patrioten sieht, den heftigsten Tubabläser der »fritzisch« Gesinnten.

Gegen diese niederträchtige Verspießerung schrieb Franz Mehring die »Lessing-Legende«, eine Kampfschrift, wie es in deutscher Sprache keine zweite gibt. Ein echtes deutsches Buch, verspielt und in Kleinigkeiten verliebt, und immer in weitem Bogen um das Thema herum. Es sollte eine literarisch-historische Studie werden, und es ist die einzige gründliche Untersuchung über Entstehung und Natur des preußischen Staates geworden, eine radikale Kritik des preußischen Militarismus und damit der neuern deutschen Geschichtsgrundlagen überhaupt. Es ist ein Werk voll Mut und Witz, und in den vielen leicht hingestreuten Fußnoten steckt mehr erforschte Wahrheit als in der ganzen preußischen Geschichtsklitterung. So nimmt Franz Mehring die Gestalt Lessing vor, treibt sie durch ein römisches Bad nach dem andern, schrubbt sie mit grüner Seife ab, spült, schrubbt wieder, bis die höfische Politur herunter ist und endlich zwar matt, doch glücklich, das Original zum Vorschein kommt: der tapfere Kerl, der kein moderates Lämmerschwänzchen war, sondern ein robuster Besen für geistigen Unrat. Scherer sagt nur die halbe Wahrheit, wenn er behauptet, Lessing habe immer an das Bestehende anknüpfen wollen. Er hat es nur getan wie der Henker, der eine Schlinge um den Hals knüpft. Er hat den preußischen Staat durchschaut, die »Berlinische Freiheit zu denken und zu schreiben« gekennzeichnet als die Freiheit, »einzig und allein gegen die Religion so viel Sottisen zu Markte zu bringen, als man will, und dieser Freiheit muß sich der rechtliche Mann nun bald zu bedienen schämen.« Damit holt Lessing das letzte plundrigste Unterfutter des friderizianischen Purpurs zu Tage. Man gestattete dem Bürgersmann die Frivolität, die Religionslästerung. Es war das einzige Ventil dieses hartgeprüften Wesens, dem seine Obrigkeit jeden Morgen auf nüchternem Magen eine Kröte zu schlucken gab. Preußen war für Lessing die riesige Kaserne. Die Toleranz war Politik, um die katholisch verfinsterten Habsburger auszustechen; ein Manöver. Während nach außen hin der preußische Staat wie eine Republik der Geister aufgemacht wird, verrottet das Volk unter militärischem Stumpfsinn und einer glänzend systematisierten finanziellen Ausplünderung. Und der Antikenentdecker Winckelmann, aus Stendal, schreibt im letzten Jahre des Siebenjährigen Krieges: »Es schauderte mich die Haut vom Wirbel bis zur Zehe, wenn ich an den preußischen Despotismus und den Schinder der Völker denke, welcher das von der Natur selbst vermaledeite und mit lybischem Sande bedeckte Land zum Abscheu der Menschen machen und mit ewigem Fluche belegen wird. Lieber ein beschnittener Türke, als ein Preuße.« Viel freundlicher ist auch das Urteil Lessings nicht, aus dem patriotisch versimpelte Scholarchen einen Künder potsdamer Herrlichkeit gemacht haben.

Wenn Lessing die Tyrannei eines Militärstaates verwünscht, dann lebt er, dann sprüht plötzlich Aktualität. Vielleicht nicht, weil die Kraft des Hasses so ungeheuer war, daß sie ein Säkulum überdauerte. Gräßlichere Flüche sind verhallt, und kein Echo hat sie weitergetragen. Wir fühlen wohl nur, daß die Geister, die er bekämpfte, noch regsam sind. Aber diese Genugtuung, einen Genossen und Zeugen gefunden zu haben, den man nicht erwartete und dessen Mund lange verstummt ist, darf uns nicht zu einer Canonisation verführen, die keinen Wert mehr hat für eine Zeit, die alle Mühe hat, zu vergessen, was ihr an Überlieferungen aufgepackt worden ist. Es ist eine Ketzerei, aber gewiß keine Lästerung, mitten in der fahrplanmäßigen Begeisterung eines Gedenktages, mitten in den reichen Weihrauchschwaden, eine harte Wahrheit zu sagen. Lessings poetisches und ästhetisches Werk ist in seiner Gesamtheit tot, seine Leistung war zeitbestimmend und verging mit ihr. Seine Bücher atmen nicht mehr, ebenso wenig wie fast alles von Klopstock oder Wieland. Geblieben ist ein Bündel entwicklungsgeschichtlicher Daten und Fakten; mehr nicht. Das ist kein Vergehen an den Manen eines tapfern und aufrichtigen Mannes. Denn er war auch bitterlich kritisch gegen das eigne Schreiben und Denken, er erkannte mit den zunehmenden Jahren, daß ihm der Verstand den natürlichen Springquell der Dichtung ersetzen mußte, daß er Konstruktor war, nicht Schöpfer. Schließlich wurde seine Dramatik bewußt Zweck, sie war das Mittel für seine Mission als Klärer und Rüttler. Die Trauer aller zweckhaften Dichtung liegt um sie, vergangen ist sie mit den Ausdrucksformen der Epoche. Schon die nächste Generation hat für die gleiche Sache eine andre Sprache. Was besagt uns heute der Dunst von Feierlichkeiten um den »Nathan«? Wo ein Herz glühte, ist eine etwas linkische Deklamation übrig geblieben. Es ist keine Ehrfurcht, Sargdeckel aufzureißen und anzubeten. Lessing war stets ein bescheidener, zur Selbsterkenntnis bereiter Mann. Erst die Lorbeerzüchter und Statutenmacher der Schulstuben haben ihn, wie zur Sühne für seine übergroße Lebendigkeit, durch die gefährliche Erhebung in den Rang eines Klassikers gestraft. Sie haben ihn als großen Dramatiker ausposaunt, sie haben aus dem Werk den Musterknaben des deutschen Theaters abstrahiert, seine schon bei seinen Lebzeiten recht anfechtbare Ästhetik durch ein paar Menschenalter geschleift und sie jedem weiterführenden jungen Willen als Klotz ans Bein gebunden. Sie haben aus dem Tambour des ungebärdigsten aller Dichter, den Voltaire einen betrunkenen Wilden genannt hat, sie haben aus Shakespeares deutschem Trommler einen Mann des schönen Maßes, des behaglichen uninteressanten Mittelmaßes gemacht. Er wurde wie Schiller der Kronzeuge einer lehrhaft öden Jambendramatik und obendrein noch Pate des bürgerlichen lustlosen Lustspiels. Nicht seine Gegner sind ihm gefährlich geworden, erst die flauliberalen Enkel jener Generation, für deren Durchbruch er gestritten hat. Der deutsche Professor des neunzehnten Jahrhunderts hat seinen besten Vorläufer zu Tode gefeiert. Die politische Lüge konnte ein Franz Mehring abwaschen. Die ästhetische war nicht zu beseitigen.

Lessing hatte es ungeheuer schwer. Er trug die ganze Bürde des Ersten. Denn vor ihm war nichts da. Bei seinem Tode hatte das deutsche Kunstrichtertum schon Tradition. Seine aggressive Veranlagung warf ihn ständig in Raufhändel, literarische, theologische, geistpolitische, während er ein armseliges Rezensentendasein führte. Mitten in den heißesten Kämpfen muß er stets Ausschau halten nach irgend einer bürgerlichen Anstellung, bis er endlich im Dienste eines Duodezrajahs langsam zu Tode hungert. Auch seine ästhetischen Kämpfe sind soziale und politische, wie Mehring richtig erkannt hat, auch sie sind vielleicht nur halbbewußte Manifestationen des Emanzipationsverlangens einer erwachenden Klasse. Aber diese Deutung durch eine zeitliche Bedingtheit wird von den Epigonen verschmäht. So bleibt Lessings Ästhetik im Wortlaut stehen, der deutsche Idealismus, der sich vor der Wirklichkeit ins Reich des Schönen drückt, macht daraus ein Gesetz, das einem Genius von höherer Macht ins Ohr geflüstert wurde und das er treulich weitergegeben hat. So lasteten die lessingschen Theorien ein gutes Jahrhundert auf der deutschen Literatur, beziehungslos zur jeweiligen Wirklichkeit, ohne Verbindung mit sozialen Kräften, graue Abstrakta.

Lessings Art kommt der Mißdeutung leicht entgegen. Er war eine richterliche Natur, das Urteilen war seine natürliche Lebensäußerung. Sein kunstrichterlicher Subjektivismus geht im Guten und Schlimmen auf die folgenden Zeiten über. Weil seine Rezensententätigkeit zum großen Teil ein durch die Umstände erzwungenes Henkertum war, kommt in die deutsche Theaterkritik ein für allemal ein harter, unfreundlicher Zug. Eine Eigenart des deutschen Kunstrichters: er steht immer gegen das Publikum. Er findet keine Brücke zum Geschmack der Massen. Er kämpft für seine bessere Meinung, für seine Prinzipien, sein Gewissen und für vieles andre – aber er kämpft immer auf der Nebenstraße und immer in der Luft. Es gibt nicht das vereinigende Band des Geschmacks, wie in romanischen Ländern. Die Krise der deutschen Theaterkritik ist so alt wie Lessing selbst und nur gelegentlich von Begabungen mit Fingerspitzengefühl und Sinn für Wirkung in die Masse unterbrochen worden. Lessing hat seinen Nachfolgern den dicken Kopf vererbt. Der Inhalt war an das Individuum gebunden und ist mit ihm unglücklicherweise zu Grabe getragen worden.

Was auch mißdeutete Tradition angerichtet haben mag, Lessing ist Feldherr und gemeiner Soldat zugleich in der ersten großen Durchbruchsschlacht des deutschen Theaters geworden. Wahrhaft verheerend aber hat er in den bildenden Künsten gewirkt. Sein »Laokoon« erschlug die Erfahrung, daß in der Malerei und Plastik auch das Auge eine Rolle spielt. Dieses Auge ärgerte ihn, er brannte es aus. Er war ein Studierstubenmensch; Kunst war ihm vornehmlich eine Sache des Denkens, des Ergrübelns. Er war von Natur ein Sortierer, ein Fanatiker des reinlichen Auseinanderhaltens. Er bestimmte »die Grenzen zwischen Dichtung und Malerei« mit der Genauigkeit eines Feldmessers und ohne Ahnung von den handwerklichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten des bildenden Künstlers. Er selbst verfiel dem grausamen Irrtum, den Laokoon, ein Stück aus der hellenistischen Verfallszeit, als charakteristisch für die edle Einfalt der Alten zu nehmen. Die Schiefheiten des Winckelmannschen Griechentums werden feierlich codifiziert. Die Farbe ist für hundert Jahre aus der deutschen Malerei hinausgeworfen. Man sucht das Statuarische im Kopieren alter Vorbilder zu finden. Die Malerei ist literarisch geworden. Der Gesetzgeber hat schreckliche Spuren hinterlassen.

Es ist eine schlechte Pietät, Sterblichkeiten zu konservieren und einem Denkmal Reverenz zu erweisen, das aus Mißverständnissen geformt ist. Lessings Größe lag in seiner journalistischen Begabung und in seiner unerschütterlichen Hingebung an den Tag. Wo er Geistesschärfe, schnelles Zugreifen, sichere Erfassung der Außenseite einsetzen kann, wo er Zeitungsschreiber, Pamphletist sein darf und nichts andres, da gelingt ihm auch als Bühnenschriftsteller eine so brillante Episode wie der Riccaut. In diese hinreißend skizzierte Type ist die Erbitterung einer Generation gelegt, der Haß gegen einen Eindringling, der vollgepumpt mit einer schematischen Salonkultur überall offene Tür findet, ob er nun als Beutelschneider agiert oder bald bei der königlichen Akzise im Namen des Staates stiehlt: – immer Favorit der herrschenden Schicht, doppelt verabscheuenswert. Hier hat die Zweckdramatik einmal ihre Tagesaufgabe glänzend erfüllt. Diese eine Riccaut-Episode, neben einem nicht sehr unterhaltsamen Biedermann und zwei neckischen Mädchen plaziert, wiegt Lessings gesamte übrige Dramatik reichlich auf. Ach, wenn sich die spätern Komödienschreiber nur an diese Gestalt und nicht an die neckischen Mädchen gehalten hätten! Lange nachdem das Aroma der Zeit verdunstet ist, wird »Minna von Barnhelm« Modell und Wertmesser des deutschen Lustspiels. Alle kühnern Komödienversuche scheitern. Die Muse des deutschen Lustspiels wird zur Vogelscheuche.

Ferdinand Lassalle hat das Wort geprägt von den weimarer Heroen, die in einem Kranichflug über Deutschland hinweggeglitten sind. Dieses ebenso süße wie grausame Geschick ist Lessing nicht zuteil geworden. Er war kein Wundervogel, er mußte auf der Erde rumoren, und die liebe deutsche Erde hat ihm das gründlich heimgezahlt. Als junger, noch etwas flegelhaft im preußischen Kosmos herumsausender Komet traf er auf das gewaltige Gestirn Voltaire, eine Begegnung, die beiden Ärger gebracht hat. Einmal schnitten sich bestes Deutschland und bestes Frankreich. Welch unendliche Verschiedenheit im Endverlauf der Schicksale! Hier der Federfuchser, der ewig nach einer kleinen Anstellung lechzt, dort ein Großherr des Geistes, den Europa abwechselnd adoriert und verflucht, vor dessen Fuß die Herren aller Bastillen der Welt Teppiche breiten. Im Schatten von Kasernen und Höfen mußte ein Lessing vegetieren, jahrelang hatte er nicht die Mittel, die geliebte Frau heimzuführen. Er war nicht weniger berufen als die Engländer und Franzosen seiner Zeit, zur Welt zu sprechen. Sein Podium war der deutsche Kleinstaat und Serenissimus konnte ihn jederzeit durch Entziehung seines kläglichen Ämtchens tötlich treffen. Und es ist vielleicht die ärgste Felonie seines Schicksals, daß es diesem großartig offensiven Temperament, diesem Genie der Polemik sogar die richtigen Feinde versagt hat, Feinde, wie sie Voltaire hatte, große, prächtige Bestien. Jämmerliche Kritikaster, akademische Pedanten, hohle Histrionen, die den Shakespeare nach ihrem Rollenbedürfnis modelten, orthodoxe Ochsen wie der Pastor Goeze, das waren Lessings Feinde. Ein Herkules, lebenslänglich zur Kammerjägerei in Krähwinkel verurteilt.

Die hellenischen Träume sind verrauscht, die Theoreme leer geworden, die Verse klingen nicht mehr. Aber aus dem Gesicht des Mannes, diesem helläugigen, knollennasigen, runden, festen, hoffnungslos unklassischen Gesicht, das kein Dreispitz und kein wirr auf die Schulter fallendes Struwelhaar seiner Prosa berauben kann, spricht noch immer die unbestechliche Redlichkeit und das stolze Herz. Still, keine Weihereden, keine Renaissancen neben so vielen andern! Es gibt noch viel zu tun in Deutschland.

Die Weltbühne, 22. Januar 1929


 << zurück weiter >>