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484. Der teuffel reit dich

Vgl. Wa IV 1116 Teufel 1332 Der Teufel reitet ihn; 1366 Der Teufel wird ihn reiten, und viele ähnliche.– Der Sinn der Ra ist nach DWb 8, 776: der Teufel verblendet, quält mit Anfechtungen einen Menschen. – Grimm, D. Mythologie, weist an vielen Stellen die alten mythologischen Vorstellungen nach, welche dieser Ra und dem Volksaberglauben zu Grunde liegen. Es reiten den Menschen Tod und Teufel, Hexen und Kobolde, Alben und Nachtmahre, dann auch Pest, Fieber, Unglück und Armuth. Zu einem ausgeführten Bilde verdichtet sich diese Vorstellung in der Sage von des Müllers Frau, die der Teufel in ein Pferd verwandelt hat, vor der Schmiede beschlagen läßt, und die am andern Morgen krank mit Hufeisen an den Füßen im Bette liegt (D. Myth. 4 847; Nachtr.316). Sie spiegelt sich auch wieder in bildlichen Darstellungen. Unter den Klappsitzen der Domstühle zu Magdeburg sieht man Mönche oder Nonnen, auf deren Rücken der Teufel in Gestalt eines Affen oder anderen Scheusals reitet. Auf einem Gemälde, jetzt in der Reformationshalle in Wittenberg, das dem älteren Kranach zugeschrieben wird und Erfüllung und Übertretung der zehn Gebote darstellt, sitzt dem Übertreter der Teufel im Nacken. (Abgebildet in Schadow, Wittenbergs Denkmäler 1825. Tafel Nr. 7.) – Wie diese Vorstellungen auch von der Kirche genährt wurden, erfährt man aus Luther, vgl. EA 2 20 II 188 In vitis Patrum liest man, dasz einer zum Predigtamt gefordert, begehrt von Gott, wollt doch von ihm eitel Ehr nehmen, wenns je nit anders sein konnt. Wurde ihm gesagt, sollt etwas auf dem Nacken herabreissen. Da ergreif er ein schwarz Männlein. Ists erdicht, so ists doch gut, anzuzeigen, dasz der Teufel solchen Ehrgeizigen gar besessen hat. Vgl. dazu aus V. Herbergers evang. Herzpostille Predigt zum Sonntag Cantate: er ist ein ausgejagter Teufel; von aussen kann er dir in der Welt auf dem Nacken sitzen...

Vielleicht enthält eine Anspielung auch EA 31, 64 Fahren einhin mit Stolz und Pochen auf ihre Macht, gewinnen aber auch zuletzt das Grauen im Nacken.

Die Ra ist bei Luther sehr häufig, und es genüge zur Veranschaulichung ihres Gebrauchs nur einige von den Stellen hier auszuschreiben. Lösche 562 Davidt, war er nit ein seiner Profet? Reitt in dennoch der Teufel; item Bileam; DeW II 350 O wir armen Christen, die wir uns lassen äffen und noch des heiligen Geistes in ihnen gewarten, so wir so offentlich sehen den Teufel sie reiten und meistern; II 478; VI 256 wird nicht allein vom Teufel geritten, sondern der Teufel wohnt selbst in ihm. EA 2 20 II 188; 2 20 II 566; 21,80; 24, 244; 24,365; 25,119; 26,30; 31,24; 31,217; 32,93 Der Teufel reitet solche Leute, dasz sie sich sollen klug und weise dünken lassen und sehen nicht, dasz es der Apfel ist, dran Adam und Eva sammt allen Nachkommen den ewigen Tod gefressen haben; 38,415; 38,432 Satan stehe zu ihrer Rechten, d. i. der Teufel durch seine Apostel reite sie also, dasz ob sie gerne eraus wollten und meinens fast gut, und sich stellen als wollten sie zur Rechten und gerne rechte Wahrheit wissen, so sei der Teufel da und verstelle sich in einen Engel des Lichts und hindere sie, halte sie mit solchem Schein und schönen Gedanken und Worten auf und verblende sie, dasz sie nicht mugen eraus komen; 39,285 der Teufel reitet und führet sie; 43,224 Dasz wir uns den Teufel nicht lassen reiten; 46, 209 Also musz Gott richten, wenn man nicht will hören oder glauben, sondern man lässet sich oft den Teufel reiten; 48,277 Die Welt . . will des Teufels Märtyrer sein, und wird vom Teufel wohl geritten und läuft, als wäre sie toll und thöricht; 50,25 Der Teufel hat sie gar besessen und reitet sie mit versteckter Blindheit, da ihnen nu nicht mehr zu helfen ist; 50,102 sich hüte fur allen Lehrern, als die der Teufel reitet und führet.

Statt des Teufels stehen auch andere Subjekte, z. B. EA 2 20 II 20 Lasst euch den Fürwitz nicht reiten; 27, 280 wie dich die Hundstage reiten; 28, 31 Wenn doch die Mundsucht nur ein Stund sie nicht ritte; 36,291 Moses warnet die Seinen: dasz sie sich den Mammon nicht lassen reiten und betören noch ihme dienen und das zeitlich Gut höher lieben denn Gott; 43,11 Der Fürwitz sollt dich reiten; 49,409 Darumb so ist die Wielt des leidigen Teufels Volk, des Teufels Kinder und Knechte, und unter die Sünde gebunden, gefangen, geritten, gelaufen, dasz sie thun müssen was er will. Weim. Ausg. XII 464, 24 aber inwendig lest sich das hertz von nymand treyben noch reytten.

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