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394. Bey der nasen furen

Wa III 952 Nase 133; vgl. 276 Er lasst sich bey der nasen füren wie Büffel; mit der Deutung aus Geßners Thierbuch XXXII b: ›wo einer sich vnbillicher schädlicher sachen bereden vnd leychtlich in seinem fürnemmen abwenden lasst‹; 394 sich bei der Nase herumführen lassen: »Von einem schwachen Menschen ohne Charakter und ohne Willenskraft, hergenommen von dem Gebrauch, einen Ring durch die Nasenlöcher der Büffel zu ziehen, um sie zu zähmen und zu führen«. Vgl. Erasmus, Adagia 1559, S. 363 naribus trahi, ές χόραχας, nachgewiesen aus einem Dialog Lucians.

Vgl. auch NB 54
By der nasen fieren.
Wann du wilt hon, was ich verdien
Und hader machen, wa ich sien,
Essen vsz, so ich můsz rieren,
Das heisset: by der nasen fieren.

Dietz I 727 erklärt den Sinn der Ra bei Luther: »einen nach Belieben führen, um sich an ihm zu belustigen, ihn zum besten halten, ihn mit leerer Hoffnung täuschen« und citiert eine Stelle, aus der auch Luthers Ansicht über den Ursprung der Ra angedeutet ist, Tischreden (1568) 414 b der welt boszheit ist so grosz; wenn ein fürst die lateinische sprache lehrnet vnd studiret, so fürchten die vom adel vnd rechte, er werde jnen zu gelehrt vnd zu klug vnd sagen: box marter u.s.w. was? wil e.f.g. ein schreiber werden? e.g. müssen ein regierender fürst werden, müssen weltliche hendel lehrnen vnd was zur reuterey vnd zum krieg gehört ... Das ist, ein narr bleiben, den wir mögen mit der nasen umherfüren wie einen behr. – Die Ra ist bei Luther sehr häufig und wechselt in der Form. Vgl. z.B. EA 42, 85f.; 43, 350; DeW II 369 an der Nase führen. EA 27, 409; 35, 244 und 399 bei der Nasen umherführen. EA 24, 36; 30, 403; Weim. Ausg. VI 260, 7 mit der Nasen führen. EA 21,355; 35,244; 44,319; 45, 164 mit der Nasen umführen. DeW II 78 (EA 38, 390) wo man sie hinführt mit der Nasen, wie ein Blinder den andern. EA 47,57 dasz man dich bei der Nasen nähme.

Zu der reflexiven Ra sich bei der Nasen nehmen, ziehen‹ vgl. EA 25, 242 Medice cura te ipsum. Hans nimm dich selbs bei der Nasen; 25, 320 damit ich mich selbs bei der Nasen nehme und meiner Narrheit nicht vergesse; 36, 406; 41, 21 und öfter. Vielleicht ist zur Erklärung ihres Ursprungs heranzuziehen Grimm, Deutsche Rechtsalt. S. 143: Nach einer normännischen Gewohnheit mußte beim Widerruf von Schmähungen der Verurteilte sich selbst beim Nasenzipfel fassen, nach mehrern deutschen Gesetzen sich selbst aufs Maul schlagen.

Dem Sinn nicht allzu fern liegen auch folgende Ra, deren Ursprung und Bedeutung Luther zum Theil selbst angiebt, wie z.B. Weim. Ausg. V 341,4 das man einem ein nasen macht; ubi causa externa praetexitur et intus in occulto nulla causa est; EA 21,210 der Schrift ein wächsin Nasen machen; 24,74f. wie die Gaukeler den Dingen ein ander Nasen und Ansehen geben; 24,83 Nit, dasz ich Reu, Beicht und Strafe leugne, sondern das Ablasz vornichtige, das uns ein Nasen macht; 26,250 (vgl. 41,44) Ohn dasz der Papst ... den Königen und Herrn gern wollt ein Nase drehen und ströhern Bart flechten; 28,179 warumb sollt nicht auch Jemand dem Spruch S. Pauli ein solche Nasen stellen können; 29,310 wie du Lügenmaul wider dich selbs hie bekennen muszt, damit du den Albern eine Nase drehest und sie äffest, ist aber dein Ernst nicht; 30,31f. dasz man greift, wie sie nicht wissen, was sie sagen, oder wie sie sollen den Leuten eine Nasen machen; 30,418 Denn weil sie sonst wider Wunder noch etwas Guts thun, werden sie Gäuckler, den Leuten solche Nasen zu machen mit klugen Worten; und hiervon abgeleitet EA 24,28 Es musz noch allis viel ein andere Nasen gewinnen, soll es recht hinaus gahen; 27,311 Und musste auf Emser Glossirn St. Paulus Spruch ein solch Nasen gewinnen.

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