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Beides sind Überschriften von Fabeln. In welchem Sinne Luther sich ihre Anwendung dachte, zeigen die Tischreden; vgl. Wrampelmeyer Nr.803 In Sciolos [gegen die Besserwisser]: optimum mendacium est in arrogantes Sciolos. Muscam sedisse auff eim fudder hey, vnd szo man einfurit, stobe es seer. Imo dixit: Ey der teuffel, wilch ein staub kan ein fhliege anrichten. Et Culex [die latein. Tischreden haben pulex!] decidens de Camelo dixit: Ich meine, du habst gefulet, was dich für ein last gedruckt hatt. Talis est Cocleus adversus Lutherum. Sua certe sententia talis est.
Was Nr. 373 anlangt, so glaube ich, daß Luther Culex, Mücke, mit Pulex, Floh, verwechselt und die Fabel Romulus IV 18 (hg. v. Österley S. 86) oder Steinhöwel IV 16 (hg. v. Österley in der Bibliothek d. litt. Vereins Stuttgart Bd. 117 S. 188) im Sinne hatte; der Bearbeiter der lat. Tischreden hat den Irrthum bemerkt und ihn berichtigen wollen; auch würde das ›decidens‹ für eine Mücke nicht gut passen. Andrerseits ist es möglich, daß Luther für seine Fassung eine mir jetzt nicht bekannte Vorlage hatte. – Romulus App. 13 (Österley S. 92) findet sich eine Fabel Culex et taurus, zu der es auch eine inhaltlich zu Pulex et camelus mehr passende Variante unter den versificierten Fabeln des Phädrus giebt, welche Luthern zu der Verwechselung Anlaß geboten haben könnte.
Für Nr. 374 Musca in curru bietet Romulus II 17 (Österley S. 60) – Steinhöwel II 16 (S. 129) das Vorbild. Luther muß aber eine andere Quelle gehabt haben, die auch Fischart vorlag. In Aller Praktik Großmutter heißt es zum Juli (P. Gengenbach S. 423): Wann man heu ablad, wird man vor grosem gestäub die muk nicht sehen, die darauf sas, vnd sich so gros vermas. – Steinhöwel, der sonst für Luthers Fabeln Quelle gewesen zu sein scheint, hat nichts entsprechendes.
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