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81. Es regne aus, so wirds schon wetter

Wa V 866 Ausregnen. – Dieses Sprw. kann in doppeltem Sinne gebraucht werden. Entweder mahnt es zum geduldigen Ausharren wie z. B. Wa III 1592 Regnen 8 Es hat noch nie so lange geregnet, es hat endlich einmal wieder aufgehört. Uhland, Volksl. 198 V. 5

Wenns gleich lang regenwetter ist,
so scheint darnach die sunne.

Oder es ist ein Spott auf die Kalendermacher und Wetterpropheten, wie Wa III 1598 Regnen 133 Wenn's regnet, so wird's nasz, und ähnliche. Vgl. auch Fischart, Aller Praktik Großmutter und die Anmerkungen dazu von K. Gödeke, P. Gengenbach S. 627.

Das Sprw. selbst kann ich bei Luther nicht nachweisen, doch giebt es mehrere Stellen, in denen er Betrübte mit dem Wechsel des Wetters tröstet und zur Geduld mahnt, z.B. De W IV 397 Ists doch noch nicht aller tage Abend, so sind noch zwölf Stunde des Tages, es kann ja nicht immer wolkig seyn und Regen. So müssen wir ja auch etwas leiden und Geduld lernen. III 277 Die Pfarre zum N. liesz ich noch ein Weil so stehen, bis das Wetter anders würde. Wie kann man anders thun? Die Leute müssen ein Weil Geduld tragen. EA 15, 98 Zuletzt führet ers auch aus und lässt es wieder schön Wetter werden, dasz wir das Feld behalten.

Umgekehrt kann das Wetter sich auch vom Guten zum Bösen wenden und dient als Warnung für die Glücklichen. 35, 353 wie man im Sprichwort sagt: Auf einen Sonnenschein folget gemeiniglich gerne ein Platzregen. 40, 259 wie auch ein deutsch Sprichwort ist, wenn ein Unglück kömpt, dasz man spricht: es ist ein grosz Wetter fürhanden. Und wenn das Unglück vergangen ist, spricht man: Das Wetter ist hinüber. 49,10 Summa, weil Fried ist, so denket sie nicht weiter, ob sichs einmal möcht wenden, wie sie sich wollt dagegen stellen; sondern nimpts also an, als künnts nimmer anders werden. Wiederumb, wenn sich das Wetter wendet, und beginnet Krankheit nach gesundem Leib, Krieg, Unglück nach dem Friede, Hunger aus der Fülle zu werden, so ist kein Ende des Trauerns ...

Die Wetterpropheten verspottet Luther Annot. in aliquot cap. Matth. ›Cap. XVI‹. Wittenb. Ausg. Tom. lat. V 59 b. Sic enim nostrae linguae proverbium habet: Abent rot, morgen schon. Et iterum:

Morgen röt leuget nicht,
Dicke Magd treuget nicht.
Ists nicht regen, so ists wind,
Ist die Magd nicht fet, so ists ein Kind. –

Wenn ich auch die Ra in diesem Sinne in Luthers Schriften direkt nicht nachweisen konnte, so scheint doch die Gedankenverbindung mit Nr. 82 darauf hinzudeuten, daß sie hier als Verspottung trivialer Weisheit aufgefaßt werden kann.

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