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Wa IV 364 Schuld 4 liest: Alte Schuld rostet nicht. Dazu giebt er Nachweise aus andern Sprichwörtersammlungen und merkt darunter an: »Dies Sprichwort befindet sich auf S. 6 von Luthers Ms., aber dunkel.« Da über die Lesung kein Zweifel ist, ebensowenig über den Sinn des bekannten und gebräuchlichen Wortes, ist mir diese Anmerkung unverständlich.
Bei Luther finde ich das Sprw. nur in der von Aurifaber nach Rörers Nachschriften herausgegebenen ›Auslegung etlicher Kapitel des 5. Buchs Mose‹ EA 36, 175 Alte Schuld rost [= rostet] nicht; und bei Heuseler 434 (nach Altenb. Ansg. IX 1164, in einer Übersetzung von Luthers Vorles. über das I. Buch Mose durch Joh. Gudenus) Alte Schuld rostet nicht.
Das rüstet der Handschrist soll wohl hier so wenig als in andern Stellen derselben, in denen ü steht, Umlautsbezeichnung enthalten und ist daher rustet zu lesen. Vgl. EA 40, 284 asz einen rustigen Hering dafür. Nach EA 36, 175 scheint Luthern im Sprw. statt des niederd. rustet auch die hochd. Form rostet geläufig gewesen zu sein. Diese wird bereits im Mhd. nachgewiesen von Zingerle S. 134
Ein alt Sprichwort giht:
alt schult lit und
rostet niht (Krone 18836).
Hector liez an im werden schin,
Daz schulde lit und
rostet niht (Troj. Krieg 36588).
Daneben giebt es auch eine andere Form, Zingerle S. 134
Do wart diu warheit wol schin
des sprichwortes, daz da gibt,
daz schulde ligen und
vulen niht (Tristan 138, 22).
Wa IV 365 Schuld 13 (neben einem Nachweis aus Schaffhausen: De Schulde lieget und fuled nid) führt an: Die schulde magen niht rozen, so wir schie [sie] niht bilezen (Servatius, Haupt 3532). – Das neben rostet vorkommende vulen (faulen) zeigt ebenso wie das Citat Wanders, wenn es genau ist, daß es ursprünglich im Sinne von roezet, rozet (= fault) gemeint gewesen sei.
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