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126. Das redlin treiben

DWb 8, 52 erklärt Rädlein: 1. kleines Rad an einem Fuhr-, Trieb-, Uhrwerke, 2. Glücksrad, 3. Kreisförmige Bewegung, Tanz. Luther braucht diese Redensart

1. a) in dem allgemeinen Sinne die treibende Kraft bei einem Werke sein z. B. EA 22, 58 Es ist ohn mein Bedenken und Rathschlagen so ferne gekommen, es soll auch ohn meinen Rath wohl hinausgehen und die Pforten der Höllen sollens nit hindern. Ein ander Mann ists, der das Rädle treibt; den sehen die Papisten nit und gebens uns schuld; sie sollens aber gar schier innen werden. – Es ist die Rede von der reformatorischen Bewegung. –

b) in dem besonderen Sinne böse Dinge betreiben z. B. EA 22, 325 von der Pestansteckung: Und will wohl glauben, dasz der Teufel solches thu und helfe also das Rädlein treiben, dasz es also gehe und geschehe. 31, 259 Ich habe oft gesagt, da ich zu Wormbs und bisher gesehen habe, wie die Bischöfe mit Herzog Georgen und er mit ihnen das Rädlin trieben. De W II 167 Die jetzt also toben und verstockt sind, haben es dazumal also verschuldiget, da sie das Rädlein trieben und die Würfel in der Hand hatten.

2. Im Sinne von schmeicheln EA 64, 348

Wer sich nimpt an
Unds Rädlein kann
Hübsch auf der Bahn
Can umhergahn
Und schmeicheln schon,
Sind jedermann
Ein Fehl und Wahn,
Ist jetzt im Korb der rechte Mann.

3. In der verwandten Form das Rädlein umkehren = den Spieß umdrehen, z.B. De W II 57 sie horen uns und wir mussen ihn beichten; sollt man das Rädlein umbkehren, wie billig wäre, dasz sie uns auch mussten beichten. EA 50, 190 Auf dasz er aber bei Ehren bleibe .. musz er uns wieder heraushelfen und das Rädlin umbkehren, dasz die Welt musz Unrecht haben. wir aber zur höchsten Ehre und Seligkeit kommen. Vgl. auch EA 2 18, 29 Christus hiesz seine Jünger wegtrollen und mussten aus Jerusalem fliehen. Darnach ging das Rädlein umb.

Die zu Grunde liegende Vorstellung zu den Stellen unter Ia und b ist die vom Drehen eines Treibrades in einer Maschine oder an einem Wagen. EA 64, 348 erinnert an das Treiben des Rades auf dem Spielplatz der Kinder oder an Rädlein = Tanz. Die Stellen unter 3 lassen an das sich drehende Glücksrad denken, eine Vorstellung, die auch den Alten geläufig war (vgl. Otto S. 142).

Auf die Vorstellung vom Treibrade mit dem Nebenbegriff heimlichen, boshaften Betreibens führten auch die beiden Stellen

RB 20, 29
Jr trybt das redlin vmb so seltzen
das der gloub schier gat vff steltzen.

71, 7
Und weiszt uf allem ranck ein list
vnd kan das redlin vmbher wenden.

Ähnlich SZ 9, 26. Hier spricht der Schelm von Knecht, als er nach vielen Schandthaten seinen Dienst freiwillig verläßt

Noch kort ichs redly selber vmb.

An Tanz kann man denken Uhland, Volksl. Nr. 249, B. 5

kumt an alsan,
wer fechten kan,
lats redlin gan!
e er sich dan lat zetzen
facht er ein jamer an.

Verwandte Wendungen bei Luther sind Wrampelmeier 983 calcographia, summum et postremum donum dei, per quod er die sache treibt. Preger 191 Unser lieber Herrgott hat das spill so trieben. EA 23, 327 und öfter: Das Widerspiel treiben. EA 24, 125 Das Wort melken und treiben. – Wa III 1458 Rädlein 5 erklärt die Ra als ein Wortspiel von Rad und Rede, wahrscheinlich in den Spinnstuben entstanden, wo beim Erzählen sich die Rädlein am muntersten bewegen. Das Spinnrad ist aber erst 1530 erfunden.

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