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11. Mancher vbel von weibern redet, Weis nicht, Was sein mutter thet

Agricola 159 erzählt zu dem Sprw. Wer do redet, was yhn gelustet, der můsz offt horen, das er nicht gern horet, eine Anekdote (auch in Pauli, Schimpf und Ernst), die den Sinn von Luthers Sprw. zu treffen scheint. Kaiser Augustus habe Einen, der ihm nach aller Masse und Geberde des Leibes ähnlich gewesen, gefragt, ob seine Mutter etwa oft zu Hofe gewesen sei. Der habe aber geantwortet und gesagt, seine Mutter habe er zu Hofe nie gesehen, wohl aber wäre sein Vater oft da gewesen.

Luther war, wie Mathesius, Historien (Predigt XII) S. 288 berichtet, auf Sebastian Franck sehr zornig, daß er dem Ehestand und weiblichen Geschlecht zu Unehren viel schändliche Sprichwörter habe drucken lassen. Er äußerte sich darüber: Wer von Frawen, Jungfrawen, Obrigkeyt vnd Priesterschafft vbel vnd garstig redet, der ist nicht ehren werd. – In solchem Sinne wird auch das obige Sprw. bei Luther gebraucht: EA 23,134 Darumb lobe ich dieses Sprichwort wider solches Teufelsgeschäft [das Verläumden], da man spricht: man soll Frauen loben, es sei wahr oder gelogen, sie bedürfens wohl. Und abermal: mancher von Frauen ubel redt, der doch nicht weisz, was sein Mutter thät. Denn unter dem Frauenvolk sind unser aller Mütter, Schwester, Weiber, Töchter, Muhmen und Freundin auch begriffen, welcher Ehre unser Ehre und ihre Schande unser Schande ist. – Vgl. auch 32, 20 Wer Weiber schändet, den wird Gott schänden, oder wie man sagt, nicht wohl gehen.

Wa III 1557 Reden 90 liest Mancher redet vbel von weibern, weis nicht, was sein mutter that. V 36 Weib 802 Mancher von Weibern übel red't, und weisz nicht, was seine Mutter thät. I 1129 Frau 509 weist Wa das Sprw. bei Petri, Henisch, Luther und Körte nach. – Eine Umformung augenscheinlich neueren Datums 157 Ein jeder spricht schlecht von den Frauen, aber man kann auch gute drunter schauen.

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