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2. Clemens bricht den Septembervertrag. Frundsberg sammelt Landsknechte. Ihr Zug nach Italien. Clemens greift die Colonna an. Lannoy landet in Gaëta. Die Colonna und Lannoy rücken bis Frosinone; Frundsberg nach dem Po. Fall des Giovanni Medici. Bourbon in Mailand. Er vereinigt sich mit Frundsberg. Aufbruch dieser Armee gen Parma. Ferramosca als Unterhändler in Rom. Sieg der Päpstlichen bei Frosinone. Expedition der Landarmee und der Flotte nach Neapel. Das Landheer löst sich auf. Marsch der Armee Bourbons. Lageraufstand. Erkrankung Frundsbergs. Vertrag des Papsts mit Lannoy. Lannoy versucht, die Armee Bourbons aufzuhalten. Sie rückt vorwärts gegen Rom.
Die Liga hatte gerade einigen Erfolg gehabt, nachdem Saluzzo zur Belagerung herbeigekommen war. Cremona und Pizzighettone hatten sich ergeben; Genua war von der Flotte unter Doria belagert, und der Fall Ungarns machte die Absendung deutscher Hilfstruppen nach Italien unwahrscheinlich. Da kam die Kunde von dem Abschluß des Septembervertrags: sofort eilte der Herzog von Urbino nach Mantua, um dort in Muße seine Tage mit seinem Weibe hinzubringen, Guido Rangone ging nach Modena, und Saluzzo blieb in Asti stehen. Clemens befahl Guicciardini, mit dem Fußvolk über den Po zurückzugehen, doch ließ er Giovanni Medici mit 4000 Mann bei dem mailändischen Belagerungsheer unter dem Vorwand, daß er im Solde Frankreichs stehe. Guicciardini beschwor den Papst, den Vertrag nicht zu halten; dies sei der Untergang des ganzen nationalen Unternehmens. »Ich will«, so schrieb er an Giberti, »eher sterben als in solcher Schande leben.« Er zögerte abzuziehen, doch mußte er es tun; schon am 9. Oktober war er in Piacenza.
Wenn Clemens den Kardinälen erklärte, daß er sich nach Barcelona begeben wolle, um mit dem Kaiser Frieden zu schließen, so war dies nur Ausdruck seiner Verzweiflung und auch der Erbitterung über die Römer. Er legte diesen schon früher gefaßten Plan den Königen von Frankreich und England vor, welche ihm entschieden davon abrieten und ihn ermunterten, den erzwungenen Vertrag zu brechen. Dazu entschloß sich Clemens sehr bald, und schon am ersten Tage nach dem Abschluß des Vertrags hatte er Langey mit einer Nichtigkeitserklärung desselben nach Frankreich geschickt. Und doch hätte ihm die Ruhe, mit welcher Franz I. den Überfall im Vatikan vernahm, zur Warnung dienen sollen. Giberti beklagte sich bitter über diese Gleichgültigkeit des französischen Hofs; beide Teile überhäuften einander mit Vorwürfen; der Papst beschuldigte die Franzosen der Nachlässigkeit, denn nur im Vertrauen auf ihre Unterstützung habe er sich zum Kriege fortreißen lassen, und er selbst empfing die Beschuldigungen seiner Unentschlossenheit zurück. Sie waren begründet: denn immer griff Clemens zu halben Mitteln, wobei er stets den rechten Zeitpunkt versäumte.
Als er seine Truppen über den Po zurückzog, wünschte er doch, daß der Krieg im Mailändischen fortgeführt werde; er wollte ihn heimlich unterstützen. Er zog Reiterei unter Vitelli, Schweizer und Fußvolk des Giovanni Medici nach Rom. Immer drohendere Gestalt nahmen die Dinge an. Der Septembervertrag lautete nur auf vier Monate; wenn innerhalb dieser Zeit nichts festgestellt wurde, so konnte sich der Krieg gegen Rom selbst wenden. Denn gerade jetzt schickte der Kaiser neue Streitkräfte nach Italien: die Flotte mit 7000 Spaniern und Deutschen unter Alarcon war ausgerüstet, und mit ihr segelte Lannoy am 24. Oktober von Cartagena nach Neapel ab. Zu gleicher Zeit sammelte sich ein Heer von Landsknechten in Tirol, um nach Mailand herabzusteigen, welches Bourbon nur mit Anstrengung gegen die Bundesarmee verteidigte. Frundsberg, oberster Hauptmann der Grafschaft Tirol, der berühmteste deutsche Kriegsmann jener Zeit, wollte dieses Heer nach Italien führen.
Die Bitten Ferdinands und der in der Lombardei bedrängten Kaiserlichen hatten den schon alternden Helden bewogen, noch einmal zur Ehre des Kaisers in das Land zu ziehen, wo er seit 1509 so viele ruhmvolle Kriegstaten vollbracht hatte. Edelmütig bannte er den Mißmut aus seiner Seele; denn seine großen Verdienste, zumal vor Pavia, waren nicht entsprechend gewürdigt worden. Da der Erzherzog durch den Fall Ungarns verhindert war, Geld oder Truppen nach der Lombardei abgehen zu lassen, versetzte Frundsberg seine eigenen Schlösser und Güter, selbst Mindelheim, und brachte 38 000 Gulden auf, einen Kriegshaufen notdürftig zu besolden. Am 26. Oktober ging er nach Tirol. Er versammelte 35 Fähnlein, 12 000 Knechte stark, in Bozen und Meran. Tapfere Hauptleute befehligten sie, sein Sohn Melchior, sein Schwager Ludwig Graf zu Lodron, der Graf Christoph zu Eberstein, Alexander Graf zu Cleven, Niklas Herr von Fleckenstein, Albrecht von Freyberg, Konrad Boyneburg oder Bemelberg, der kleine Heß genannt, Klaus Seidenstücker, Hans von Biberach und Sebastian Schertlin.
Die furchtbaren Kriegsleute, welche man die »frommen Landsknechte« nannte, bildeten damals den Kern der deutschen Militärkraft. Maximilian hatte sie geschaffen, Frundsberg ihnen die Vervollkommnung gegeben und den kriegerischen Geist eingeflößt. Sie waren aus der Auflösung des Rittertums entstanden, und seit der Kaiser Maximilian selbst den Spieß auf der Schulter einhergegangen war, scheuten sich adlige Herren nicht mehr, in den Reihen dieses Landvolks zu Fuß zu dienen. Der auf Märkten und Plätzen zeitweise geworbene Heerhaufe bildete, gleich den alten Condottierenkompanien, eine geordnete Soldatenrepublik, dessen gewaltiges Haupt der Oberst war. Der Artikelbrief enthielt die Liste ihrer Pflichten und Rechte, ihrer Gesetze und ihres Brauchs. Eine Schar von Beamten hielt die Ordnung aufrecht, Quartiermeister und Proviantmeister, Schultheiß, Profos und Weibel, und selbst der Henker fehlte nicht. Dem Oberst stand sein Locotenent zur Seite. Hauptleute befehligten die Fähnlein oder Rotten, von denen zehn und mehr zu je 400 Mann das Regiment bildeten. Fähnriche trugen die mächtigen Banner. Die fröhlichen und tapfern Landsknechte kämpften in dichten Reihen mit langen Spießen. An ihrem »Igel« prallten oft die Hommes d'Armes Frankreichs ab, und das bisher stärkste Fußvolk Europas, die Schweizer, fanden an ihnen ihre Meister. Einige Abteilungen feuerten mit Handrohren. Man sah in ihren Reihen auch Waffen jeder Art, Hellebarden, Morgensterne und Streithammer. Ein kurzes Schwert hing am Gurt herab. Ihre Kleidung war nicht gleichmäßig. Sie zogen einher in bunten, phantastischen Anzügen, mit farbigen Wämsern, in Pluderhosen, in Lederkollern, in Panzern; Pickelhauben, Helme oder Federhüte auf dem Haupt.
Diese Landsknechte Frundsbergs, Schwaben, Franken, Bayern, Tiroler, junges, kraftvolles Volk von den Bergen wie vom Lande, unter adligen Hauptleuten, die in Italien und im Bauernkrieg sich Ruhm erworben hatten, trieb Abenteuerlust und Beutegier, aber auch wilder Nationalhaß über die Alpen, den eidbrüchigen Feind des Kaisers zu bekämpfen. Die meisten waren Lutheraner. Frundsberg selbst neigte zur neuen Lehre; man sagte, daß er einen golddurchwirkten Strick für des Papstes Hals mit sich führte, und obwohl sein Sekretär Reissner dies als Verleumdung erklärt, so gesteht er doch: »Das hat der von Frundsberg mehrmals geredet, wenn er gen Rom kom, so woll er den Papst henken.« Der Zug nach Rom aber stand in der Seele dieses deutschen Feldherrn fest: was die Schwäche Lannoys nach dem Siege bei Pavia verhindert hatte, das wollte er jetzt durchführen.
Weder das warnende Traumbild seines Bruders Adam, noch die Mahnungen des Trienter Bischofs und späteren Kardinals Bernhard von Kloß hielten Frundsberg von dem gefährlichen Zuge ab. Da hat er sein Sprichwort gebraucht: »Viel Feind, viel Ehr, er wöll mit der Hilf Gottes hindurchdringen, den Kaiser und sein Volk retten.« Sein Ziel war die Vereinigung mit Bourbon in Mailand, aber bis dahin zu gelangen, war schwer. Denn die Bundesarmee hatte nicht nur die Klausen bei Verona, sondern auch alle übrigen Alpenpässe besetzt. Frundsberg mußte das unwegsamste Gebirge überschreiten, und hatte er die lombardische Ebene erreicht, so erwartete seine erschöpften Scharen der Feind mit Geschütz und Reiterei. Am 12. November 1526 brach er kühnen Muts von Trient auf, wandte sich rechts in das Sarcagebirge über Lodron und lagerte vor den Anfer Klausen, als ob er sie stürmen und sich den Paß zum Idrosee erschließen wollte. Dann stieg er am 16. November in das wilde Hochgebirge zwischen dem Idro- und Gardasee. Die Stege wies sein Schwager Antoni Graf zu Lodron. Von rüstigen Knechten wurde der Feldhauptmann, ein stark beleibter Herr, vorwärts geschoben, indes andere mit ihren Spießen ihm ein Geländer an Abgründen machten. So erreichte das Kriegsvolk Aha, das erste venetianische Dorf. Man stieg am 19. November in das ebene Land nieder nach Gavardo im Gebiet von Brescia, und hier schlug man sich durch die ersten Truppen des erstaunten Feindes. Über reißende Wasser zogen die Landsknechte weiter durch das Venediger Land, mit ihren Handrohren die Feinde abtreibend, ob sie das Mailändische gewinnen könnten.
Während dieses Kriegsgewitter auf die Lombardei sich niedersenkte, faßte der Papst in Rom zu neuen Entschlüssen Mut. Die Kriegspartei drängte ihn, den Vertrag zu brechen. Wenn er die Stütze seiner Bundesgenossen verlor, fürchtete er, wehrlos in die Gewalt des Kaisers zu fallen. Augenblicklich stand die Sache der Liga gut; ihre Armee von 35 000 Mann war die stärkere, die kaiserliche aber in Mailand in der schrecklichsten Verfassung. Frundsberg konnte leicht nach Tirol zurückgeworfen werden; den Schiffen Lannoys konnten Navarro und Doria von Genua her leicht das Meer verschließen, denn nie zuvor war eine stärkere Kriegsflotte vereinigt worden. Von Rom aus konnte endlich der Feldzug gegen Neapel unternommen werden, und dorthin wollte man einen neuen Prätendenten des Hauses Anjou führen, René Grafen von Vaudemont, einen Bruder des Herzogs von Lothringen.
Was Clemens am meisten quälte, war die von den Colonna erlittene Beschimpfung. Er mußte etwas tun, sein Ansehen wiederherzustellen. Am 7. November erließ er ein Monitorium gegen Pompeo; dann, als dieser von Neapel her sich an ein Konzil in Deutschland berief und die Vorladung sogar in Rom anschlagen ließ, verhängte er die Acht gegen ihn und alle Mitglieder wie Anhänger seines Hauses. Er hob Truppen aus; jedem Kardinal gebot er, hundert Mann auf eigene Kosten auszurüsten. Mehrere Orsini, der Graf von Anguillara, Francesco von Gravina, Giampolo, Ranuccio Farnese dienten mit Begier dem Papst, da es auf die Vernichtung ihrer Erbfeinde abgesehen war.
Feldhauptmann des päpstlichen Heers war Vitello Vitelli, und der Kardinal Trivulzio sollte den Zug nach Neapel als Legat begleiten. Zuerst ließ Clemens, schon im Beginn des November, die Besitzungen der Colonna angreifen, unbekümmert um das Schicksal seines Verwandten Strozzi, welcher sich als Geisel seiner Treue im Kastell zu Neapel befand. Marino, Zagarolo, Gallicano, Montefortino, Genazzano und Subiaco, etwa vierzehn Orte, wurden meist zerstört. Nur in Palliano und Rocca di Papa vermochten sich die Colonna zu halten. So brach Clemens den Septembervertrag, indem er die treulosen Barone mit gleicher Münze bezahlte. Er faßte neue Hoffnung, als er erfuhr, daß die französische Flotte von Marseille her mit Vaudemont und Renzo da Ceri nach Savona gelangt, Genua aber, wohin Doria zur Blockade zurückgekehrt war, dem Fall nahe sei. Er rechnete auf die Vernichtung des von Spanien heransegelnden Vizekönigs, doch bald mußte er hören, daß sich derselbe im korsischen Meer, obwohl mit vielem Verlust, glücklich durchgeschlagen habe. Als er vernahm, daß Lannoy den Hafen Santo Stefano gewonnen habe, von wo er Toskana und Rom zugleich bedrohte, als man ihm meldete, daß Frundsberg die Alpen herabgekommen sei, geriet er in die größte Furcht. Der Vizekönig schickte indes von Santo Stefano den Ritter Pignalosa mit Zusicherungen von des Kaisers guten Absichten nach Rom, und dann ging er in See und erreichte am 1. Dezember Gaëta. Hier trafen ihn Pompeo und Ascanio Colonna, welche die Zerstörung ihrer Städte zu rächen begehrten und ihn aufforderten, unverzüglich gegen Rom zu ziehen. Er gab ihnen Truppen, und sie besetzten bald darauf Ceprano.
Die Landung des Vizekönigs rief tiefe Bestürzung im Vatikan hervor. »Wir sind«, so schrieb Giberti an den Nuntius Gambara in England, »am Rande des Verderbens; das Schicksal selbst hat alle Übel auf uns losgelassen und zu unserem Elend nichts mehr hinzuzufügen. Mir scheint, daß wir schon das Todesurteil empfangen haben und nur seine Vollziehung fehlt.« Die Kurie schrie nach Frieden; Schomberg, Parteimann des Kaisers, drängte den Papst, einen Vertrag zu schließen. Er schickte an den Vizekönig den Franziskanergeneral Quiñonez, welcher mit Vorschlägen des Kaisers von Spanien zu ihm zurückgekehrt war, und Lannoy verlangte einen Separatfrieden unter Bedingungen, die den Papst würden vernichtet haben. Um seinen Forderungen Nachdruck zu geben, rückte der Vizekönig über den Liris, worauf Rom in Bewegung kam; man begann hier, Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Clemens selbst schien nichts übrigzubleiben als zu fliehen oder sich der Gewalt des Kaisers zu ergeben. Schon stand Lannoy am 20. Dezember vor Frosinone, einem Kastell von fester Lage, welches die schwarzen Banden im Solde des Papsts verteidigten, während Renzo von Ceri und Trivulzio die Hauptmacht bei Ferentino aufgestellt hatten.
Vom Süden herauf zog das Verderben näher und näher, und auch vom Norden rückte es langsam heran. Der kühne Marsch der Landsknechte Frundsbergs, ohne Pferde und Geschütz, ohne Proviant, ohne Geld, erst über die Hochgebirge Welschtirols, dann durch das lombardische Land und weiter ins Herz Italiens, unter den Regenströmen des Winters, mit unsagbarer Mühsal, bietet ein so befremdendes Schauspiel dar, daß es in die finstern Zeiten der wandernden Soldbanden, wenn nicht der Völkerwanderung zurückversetzt. Wenn die Italiener dies fahrende Volk mitten durch ihr Land ziehen ließen, so waren sie zur Knechtschaft reif. Da Frundsberg von Gavardo aus nicht ins Mailändische kommen konnte, wandte er sich ins Mantuanische, den Po zu gewinnen und von jener Seite her sich mit Bourbon zu vereinigen. Nachdem er sich bei Lunato, Solferino und Goito durchgeschlagen, zog er in das Serraglio, die feste Landmark Mantuas. Hierher lockte ihn der verräterische Markgraf Gonzaga unter dem Vorgeben, ihn über den Po befördern zu wollen, da der Papst mit dem Kaiser sich vertragen habe. Daß die dort eingeschlossenen Landsknechte dem Untergang entrannen, ist die wunderbarste Tatsache ihres ganzen Zuges und kaum begreiflich, wie es dem Heere Urbinos nicht gelang, sie in die Sümpfe Mantuas oder in den Po hinabzuwerfen. Man glaubt den Marsch der Zehntausend unter Xenophon vor sich zu sehen, wenn man die naive Schilderung Reissners von ihren Gefahren liest. Mit 1600 Reitern und 9000 Mann zu Fuß waren Francesco Maria und Giovanni Medici in die Landmark gekommen, den kühnen Feind von dem schmalen Damm zwischen Borgoforte und Governolo abzudrängen; »aber die Landsknechte stunden mit ihren Handtrohren wie eine Mawer, haben allezeit sich gegen den Feinden gewendet, wenn sie herzugenahet, die Feind wendig gemacht und hinter sich getrieben.«
Achtmal schlugen sie am 24. November vom Morgen bis zur Nacht die Angreifer ab und erreichten endlich Governolo am Mincio, wo sie einen Tag rasteten. Hier kam Botschaft und Rettung von Ferrara.
Es war der größte Fehler Clemens' VII., daß er den Herzog Alfonso nicht in die Liga zu ziehen vermochte, wie Venedig und Frankreich es dringend begehrten. Lange hatte er mit ihm durch Guicciardini unterhandelt, aber in die Forderung, ihm Modena zurückzugeben, zu spät und unter zu schweren Bedingungen eingewilligt. Alfonso, im Herzen stets französisch gesinnt, fürchtete für seine Staaten und gab den Vorschlägen des Kaisers Gehör. Durch ein Diplom vom 5. Oktober 1526, welches der Vizekönig mit sich aus Spanien brachte, bestätigte ihm Karl V. Modena, Reggio und alle andern Städte, ernannte ihn zu seinem Generalkapitän und wies ihm dafür die Einkünfte der Grafschaft Carpi zu. So rächten sich die gierigen Angriffe Julius' II. und Leos X. gegen Ferrara. Denn wäre damals Alfonso in die Liga eingetreten, so würde das frundsbergische Volk am Po rettungslos zugrunde gegangen sein. Zwar hatte sich der Herzog noch nicht erklärt, jene Belehnung noch nicht empfangen, aber er zeigte sich bereits dem Kaiser geneigt. Auf Kähnen schickte er Frundsberg nach Governolo Lebensmittel und Geld, auch zwölf Stücke Feldgeschütz.
Schon der zweite Schuß aus einer dieser Feldschlangen traf den Papst selbst gleichsam ins Herz; denn tödlich verwundet stürzte Giovanni Medici, als er am 25. November die Landsknechte an der Minciobrücke überfallen hatte. Der wilde Kriegsmann, die letzte Hoffnung Italiens, auch die letzte des Papsts, der ihn nach Rom hatte berufen wollen, starb am 30. November in Mantua, wohin man ihn getragen hatte: eine Charakterfigur aus dem Verfall Italiens, ein Gemisch von Held und Faun.
Ein einziger Schuß hatte Frundsberg frei gemacht; nun zog er, während Urbino ruhig in Mantua lag und alle Unternehmungen der Bündischen ins Stocken kamen, ungehindert weiter, setzte am 28. November bei Ostiglia auf Kähnen über den Po nach Revere und rückte, von Alfonso wieder mit einigem Geld und Geschütz versorgt, unverfolgt aufwärts gen Guastalla. Hier bedrohte er Parma und Piacenza, wohin sich Guicciardini und Guido Rangone mit den Päpstlichen zurückgezogen hatten. Urbino, dringend herbeigerufen, zog es vor, jenseits des Po zu bleiben, um die venetianischen Staaten zu decken. Das Glück des Kaisers, so sagte damals Guicciardini, ist in allen Dingen grenzenlos, aber den Gipfel erreicht es darin, daß seine Feinde weder Verstand noch Willen haben, ihre Kräfte zu gebrauchen.
Am 1. Dezember stieß zu Frundsberg Philibert Graf von Châlons und Prinz von Orange, welchen der Friede zu Madrid aus dem französischen Kerker in Bourges befreit hatte; denn dieser junge Fürst, der letzte seines Hauses, war aus den Diensten des französischen Königs in die Karls V. übergegangen. Von Spanien kommend, war er bei Villafranca auf dem Meer von Andrea Doria im Juli 1524 gefangen worden. Jetzt kam er mit ein paar hundert Söldnern, die er geschickt über den Gardasee geführt hatte, und auch Nicolaus Gonzaga erschien mit 500 italienischen Schützen. Bei strömendem Regen setzte das Heer über den Taro und erreichte am 14. Dezember glücklich Firenzuola zwischen Parma und Piacenza. Hier ließ Frundsberg Bourbon in Mailand entbieten: »Daß er mit großer Gefahr über die hohe Gebirg und tieffe Wasser kommen, zween Monat im Landt in Armut, Hunger und Frost und mit großer Geduld der Knecht umbgezogen, die Feindt mit der Hülff Gottes zertrennt und abgetrieben, und er liege da in der Feind Landt, die ihm täglich zusetzen, begere weitern Bescheidt.«
Bourbon schickte zuerst Robert von Cajazzo mit 600 Pferden nach Firenzuola, wo Frundsberg sechzehn Tage lang lagerte, im beständigen Kampf mit den Päpstlichen und zwischen jenen festen Städten in nicht geringer Gefahr. Auch war endlich Saluzzo über den Po gekommen, das Land des Papsts zu verteidigen. Wenn nun Bourbon nicht herbeizog, so blieben die Landsknechte in einem Netz wie bei Mantua. Seinen Abzug hinderte die Weigerung der meuterischen Spanier, auszurücken, ehe sie ihren Sold empfangen hatten. Die Not in Mailand aber war unbeschreiblich; diese Stadt hatte das Äußerste von Qual erlitten. Als der Connetable dort von Spanien her eingetroffen war, hatte er den verzweifelten Bürgern geschworen, das Kriegsvolk aus der Stadt zu verlegen, wenn ihm noch 30 000 Dukaten gegeben würden. »Wenn ich meinen Eid breche, so soll mich«, schwor Bourbon, »die erste Kugel im Felde töten.« Das Geld ward hingegeben, der Eid ward gebrochen. Um Sold zu schaffen, wurde Mailand bis zum letzten Blutstropfen ausgepreßt. Es war in dieser Not, daß der zum Tod verurteilte Morone sich mit 20 000 Dukaten loskaufte. Der Versucher Pescaras wurde seither der Begleiter und Geheimschreiber Bourbons.
Der Connetable ließ als Befehlshaber in Mailand Leyva und Kaspar Frundsberg zurück, brach am 30. Januar 1527 mit seinen Truppen auf und vereinigte sich mit Frundsberg bei Pontenuro am 7. Februar. Spanier, Italiener und Deutsche bildeten hier eine Heeresmacht von mehr als 30 000 Mann zu Fuß und zu Pferd, doch mit geringer Artillerie. Diese Armee war nach den Verhältnissen der Zeit erstaunlich groß und die stärkste, welche der Kaiser je ins Feld gestellt hatte. Außer den deutschen Hauptleuten führten sie die Spanier Juan d'Urbina, Vergara, Catinaro, der Graf von Giara, die Italiener Fabrizio Maramaldo, der Graf von Cajazzo, Federigo Caraffa, zwei Gonzaga, der Marchese del Vasto. Es war ein furchterregendes Volk verrosteter Kriegsknechte, in hundert Kämpfen eisenhart geworden und unbezwingbar durch Mühsal: Katholiken und Lutheraner, alle von gleich grimmigem Haß gegen das Papsttum erfüllt und von gleich wildem Hunger nach Beute fortgetrieben. Mangel nötigte diese Armee, zwanzig Tage lang bei Piacenza stehen zu bleiben. Dann ward ein Kriegsrat im freien Felde gehalten und der Aufbruch nach der Romagna beschlossen. Florenz oder Rom sollte das Ziel des Marsches sein. Mit aufgerichteten Fahnen erhob sich das Heer am 22. Februar und rückte vorwärts gen Parma.
In Rom betrieb man unterdes nach gewohntem System den Krieg und die Unterhandlung mit dem Vizekönig. Frankreich und Venedig drängten den Papst vorwärts, und augenblicklich standen dessen Angelegenheiten in der Campagna gut. Sein Heer war verstärkt worden; Renzo war im Dezember angelangt, die Unternehmung nach Neapel auszuführen, und man erwartete Vaudemont. Am 1. Januar 1527 entließ der Papst Orazio Baglione aus seiner schon dreijährigen Haft in der Engelsburg und nahm ihn in Sold. Gleichwohl bebte er, durch den Tod Medicis erschüttert, vor der Fortsetzung des Krieges zurück. Die Florentiner zitterten vor dem Anzug der Landsknechte; sie beschworen den Papst, einen Akkord mit dem Vizekönig zu machen, und gerne wollten sie die Summe von 150 000 Dukaten aufbringen, welche dieser verlangte. Clarice Medici forderte täglich mit Tränen und Klagen die Befreiung ihres Gemahls aus dem Kerker in Neapel, so daß der von allen Seiten bestürmte Papst einem Schiff auf wogender See zu vergleichen war. Einige rieten ihm, schnell ein Konzil zu berufen; andere, Kardinäle für Geld zu machen, da seine Kassen erschöpft waren. Er weigerte sich dessen aus ehrenvoller Gewissenhaftigkeit. Eher, so sagte er dem venetianischen Botschafter, wolle er die Güter des St. Peter verkaufen. Er forderte Venier auf, die Republik um eine Geldsumme anzugehen, womit man Frundsberg bestechen könne; aber der Botschafter bemerkte ihm, daß ein Feldherr, welcher seine eigenen Güter für die Sache des Kaisers verpfändet habe, nicht bestechbar sein könne.
Die Römer regte unterdes die drohende Gefahr auf. Sie erinnerten sich, daß sie in den Zeiten ihrer Republik eine Bürgermiliz besessen hatten. Die Regionenkapitäne hielten Musterung; es fand sich, daß jedes Viertel tausend Mann stellen konnte. Man begann sie auszuheben, man rechnete auf eine Bürgerwehr von 12 bis 14 000 Mann, unter denen sich viele Edelleute befanden.
Am 20. Januar traf in Gaëta der Neapolitaner Cesare Ferramosca ein, vom Kaiser an den Papst geschickt, ihm die Bedingungen eines Waffenstillstands vorzulegen, in welchen auch Frankreich und Venedig einzuschließen seien. Denn aufrichtig wünschte Karl den Frieden. Von Quiñonez und Schomberg begleitet, die mit Lannoy unterhandelt hatten, kam sein Bevollmächtigter am 25. Januar nach Rom, während der Vizekönig und Moncada die Armee bis Torre bei Frosinone vorrücken ließen, um einen Druck auf den Papst zu machen. Clemens war so erschreckt, daß er die harten Bedingungen Lannoys sofort annehmen wollte: Zahlung von 200 000 Dukaten zur Befriedigung der Landsknechte, Auslieferung von Ostia und Civitavecchia, von Pisa und Livorno, von Parma und Piacenza, Herstellung der Colonna und anderes. Die Kardinäle widersetzten sich, doch am 28. Januar schloß der Papst einen Vergleich, wonach die Waffen in Latium ruhen sollten, bis Antwort von Venedig gekommen sei. Ferramosca eilte mit diesen Artikeln nach Frosinone, aber einen Tag vor seiner Abreise hatte Giberti geheime Befehle an Trivulzio geschickt, wodurch dieser ermächtigt wurde, durch eine Waffentat den Papst in eine bessere Stellung zu bringen. Am 31. Januar übergab Ferramosca die Artikel dem Kardinallegaten, den er zu seiner Verwunderung im Zuge gegen Frosinone traf. Trivulzio steckte die Briefe ein und griff die Kaiserlichen mutig an. Sie erlitten durch die schwarzen Banden eine Niederlage. Frosinone wurde entsetzt, und der Vizekönig mußte sich nach Ceprano zurückziehen, wobei der Kardinal Pompeo die Artillerie rettete; er selbst, wieder ganz zum Krieger geworden, legte Hand an, die Geschütze fortzuschaffen. In Ceprano traf Lannoy den englischen Gesandten Sir John Russel, der sich als Vermittler um einen Waffenstillstand bemühte.
Der Sieg bei Frosinone versetzte Giberti und den Papst in Freudentaumel. »Ich weiß nicht«, so schrieb jener an Trivulzio, »ob S. Heiligkeit je so viel Vergnügen an Ihrem Gehorsam hatte, als ihm der Ungehorsam gemacht hat, mit dem Sie den Breven entgegentreten, welche den Lauf des Sieges hemmen könnten.« Der Rückzug des Vizekönigs, das Eintreffen französischer und englischer Hilfsgelder und die Aufforderungen der Botschafter verführten die verblendeten Priester, den kleinen Erfolg auszubeuten, ohne daß man die Unterhandlungen abbrach. Gerade in dieser Zeit entging der Papst einer großen Gefahr. Einer seiner Günstlinge war der Sohn Johann Jordan Orsinis aus dessen erster Ehe mit einer natürlichen Tochter des Königs Ferrante, der junge ruhelose Napoleon, Komtur von Farfa, welcher mit seiner Stiefmutter Madonna Felice wegen der Güter des Hauses unablässig Prozeß führte. Man nahm ihn in kaiserlichen Sold und versprach ihm die Tochter Vespasianos zur Gemahlin. Dafür wollte er den Kaiserlichen seine Burgen, namentlich Vicovaro öffnen, auf welchem Wege Ascanio Colonna und Lannoy mit Kriegsvolk vor die Tore Roms rücken sollten. Zu gleicher Zeit sollte er selbst mit einem Heerhaufen als Retter des Papsts im Vatikan auftreten, um dann nicht allein die Feinde einzulassen, sondern sich des Papsts zu bemächtigen. Der Plan wurde durch den Grafen von Anguillara entdeckt; der Abt von Farfa ward bei Bracciano festgenommen und in die Engelsburg gebracht.
Am 1. Februar war auch der junge Vaudemont in Rom eingetroffen als ein völlig mittelloser Abenteurer. Man beschloß nun, Neapel anzugreifen. Renzo rückte in die Abruzzen, wo er Aquila und alles Land bis Sora besetzte, während sich Trivulzio bis S. Germano vorschob und Vaudemont mit den Schiffen Dorias sein Glück versuchte. Molo di Gaëta, Torre del Greco, Sorrento ergaben sich. Die Stadt Neapel selbst sah sich von einer Landung bedroht.
Dem Papst war es im Grunde nur darum zu tun, durch diese Unternehmung günstigere Bedingungen vom Vizekönig zu erhalten; und bald nahmen auch die errungenen Erfolge ein unerwartetes Ende. Kaum wurde je ein Krieg so mittellos geführt als der italienische auf beiden Seiten im Jahr 1527. Die Unmöglichkeit, Geldsummen aufzubringen, die im Verhältnis zu den ungeheuren Kriegssteuern, welche heute besiegte Städte und Völker zahlen, bis zum Lächerlichen gering erscheinen, brachte damals weltgeschichtliche Katastrophen hervor. Die ungelöhnte päpstliche Armee weigerte schon im März den Dienst und begann sich aufzulösen, so daß Renzo nach Piperno zurückweichen mußte. Clemens befand sich jetzt in großer Verlegenheit; das Vorrücken Bourbons, welcher Florenz bedrohte, erschreckte ihn, und er verzweifelte an seiner Rettung durch Venedig und Frankreich. Guillaume du Bellay, der mit einer Summe von 20 000 Dukaten sehnlich erwartete Gesandte Franz' I., traf zwar am 11. März mit der Aufforderung ein, den Krieg in Neapel fortzusetzen, dessen Krone ein Sohn des Königs erhalten solle, um sich dann mit Katharina Medici zu vermählen. Aber an demselben Tage kamen auch Ferramosca und Seron, die Boten des Vizekönigs, der sich nach Gaëta zurückgezogen hatte und jetzt aufrichtig eine Übereinkunft wünschte.
Fünf Tage lang schwankte Clemens, bis er sich am 15. März für den Vizekönig entschied. An diesem Tage eilte Renzo nach Rom, den Vertrag zu hintertreiben, doch es war zu spät. Lannoy ermäßigte seine Bedingungen, nicht allein des Angriffs auf Neapel wegen, sondern auch weil ihm Bourbon geschrieben hatte, daß seine Lage verzweifelt sei. Nach seinem Aufbruch am 22. Februar hatte sich der Connetable gegen Modena gewendet, den Feind immer eher hinter als vor sich. Statt Bourbon anzugreifen, hatte sich die Bundesarmee geteilt; Urbino befand sich nicht einmal bei ihr, sondern blieb unter dem Vorwande, krank zu sein, in Gazzuolo. Als Feldhauptmann der Venetianer glaubte er nur die Pflicht zu haben, das Gebiet der Republik zu schützen; außerdem begehrte er die Rückgabe von St. Leo und Montefeltre, und offenbar konnte ein Mann, dem die Medici so übel mitgespielt hatten, für die Rettung des Kirchenstaats nicht begeistert sein. Venedig selbst mißtraute dem Papst; es hieß, daß er mit dem Connetable unterhandle, welcher ihm versprach, Florenz zu verschonen, wenn er selbst als Herzog Mailands anerkannt werde.
Die Armee Bourbons lebte nur vom Raube; aber der unglückliche Landmann hielt überall seine Habe versteckt. Erst bei Reggio gab man einigen Unterhalt. Hier stieß zu Bourbon der junge Ferrante Gonzaga, der ein Jahr zuvor vom spanischen Hof zurückgekehrt war, ein kühner Reitergeneral, später ein berühmter Feldherr Karls V. Von Bonporto aus eilte der Connetable nach Finale, wo er mit Alfonso zusammenkam. Der Herzog lehnte es ab, sich ihm anzuschließen oder Hilfsgelder zu zahlen, ehe ihm nicht Modena zurückgegeben war. Sowohl aus Haß gegen den Papst, als weil ihm daran lag, dies furchtbare Kriegsvolk aus der Nähe seiner Staaten zu entfernen, riet er Bourbon, sich den Weg nach Rom zu bahnen. Als nun das Heer den Panaro überschritten hatte, drang es in des Papstes Land ein. Am 7. März lagerte es bei S. Giovanni im Bologneser Gebiet. In Bologna, worauf es Bourbon zunächst abgesehen hatte, waren bereits Guicciardini und Saluzzo eingerückt und zu ihnen der Graf Cajazzo gestoßen, welcher, durch Geld und Versprechungen gewonnen, die Kaiserlichen verlassen hatte. Bourbon schickte einen Trompeter nach Bologna, Lebensmittel und Durchzug nach Neapel begehrend, was verweigert wurde. Die Not der Armee bei strömendem Regen in dem rings umher ausgeplünderten Lande war namenlos.
Schon drangen Gerüchte in das Lager, daß man in Rom einen nachteiligen Waffenstillstand schließe, wonach der Weitermarsch eingestellt werden solle. Das Kriegsvolk schrie nach Sold. In der Nacht des 13. März erhoben sich wütend die Spanier; alle Hauptleute wollten sie umbringen; Bourbon selbst rettete sich mit Not in die Herberge Frundsbergs, wo er sich in einem Stall verbarg. Die Empörer plünderten sein Quartier; des Herzogs goldenen Waffenrock fand man am Morgen im Stadtgraben liegen. Der Aufruhr wogte im ganzen Lager und ergriff auch die frundsbergischen Knechte. Trotzdem unternahm der Feind von Bologna aus nichts, denn er selbst befand sich in ähnlicher Verfassung. In ihrer großen Not schickten die Obersten Boten an den Herzog von Ferrara: als sie nichts zurückbrachten, ließ Frundsberg die Trommel schlagen am 16. März, das deutsche Kriegsvolk einen Ring bilden, und hier trat er unter sie und beschwor die Landsknechte, seine Kinder, sich noch einen Monat zu gedulden, in welcher Frist all ihrem Elend sollte abgeholfen werden. Sie antworteten mit dem Wutgeschrei: »Geld, Geld!« und ließen grimmig die Spieße gegen ihren Obersten nieder. Das brach dem alten Helden das Herz; der Schlag rührte ihn; auf einer Trommel ließ man ihn niedersetzen. Er sprach kein Wort mehr; auf seinem Esel wurde er in die Herberge fortgeführt. Am 22. März schiffte man ihn auf dem Po nach Ferrara ein, und dort verpflegte ihn Alfonso ein Jahr lang, bis er in sein Schloß Mindelheim zurückkehren konnte. Dies war das Ende der Laufbahn des berühmten Generals der Landsknechte, des größten deutschen Feldhauptmannes bis auf die Zeiten Wallensteins. Nicht das Schwert des Feindes, sondern der Schmerz um die Empörung seines eigenen Kriegsvolks hatte Frundsberg bezwungen.
Eben schloß der Papst, trotz der Vorstellungen Renzos, Russels und des venetianischen Botschafters, einen achtmonatigen Waffenstillstand mit Lannoy ab. Es sollte jeder Teil das Eroberte herausgeben, der Papst den Colonna verzeihen, seine Schiffe und Truppen aus dem Neapolitanischen zurückziehen; Neapel sollte dem Kaiser, Mailand dem Sforza verbleiben; der Armee Bourbons sollte der Papst nur 60 000 Dukaten zahlen, sie selbst hierauf Italien verlassen, wenn Venedig und Frankreich dem Vertrage beitraten, in jedem Falle aber sich aus dem Kirchenstaat zurückziehen. Zum Vollzug des Vertrages wurde der Vizekönig nach Rom gerufen. Hier aber tobte die Kriegspartei: der Papst liefere sich schmachvoll den Kaiserlichen und den Colonna in die Hände, von denen er doch stets betrogen worden sei; er gebe die Bundesgenossen preis, nur um den Kirchenstaat und Florenz zu retten; niemals werde der Kaiser seine Truppen aus Italien entfernen, und wenn Bourbon auf seinem Marsch haltmache, so sei es nur, um sich gegen Venedig zu wenden. Im ganzen, der Vertrag sei nichts als eine betrügerische Falle. Auf der andern Seite erschienen die Artikel zu günstig für den Papst, zu ungünstig für den Kaiser; zumal Pompeo Colonna war darüber aufgebracht.
Tief erstaunte man, als kurz vor dem Eintreffen des Vizekönigs der Papst sogar den Abt von Farfa aus der Engelsburg entließ. Dieser Verschwörer verpflichtete sich, nach Pisa, Florenz oder Venedig ins Exil zu gehen, als Pfand 100 000 Dukaten niederzulegen und sich mit Madonna Felice durch Güterteilung auseinanderzusetzen.
Eine düstere Stimmung wie vor schrecklichen Katastrophen lag über Rom. Hier ging ein wunderlicher Irrer, ein Sienese Brandano, in den Straßen umher; gleich dem Narren, welcher einst den Fall Jerusalems weissagte, predigte er vor dem Volk, daß der Zorn Gottes Rom heimsuchen und die Sünden der Priester züchtigen werde. Am 25. März kam der Vizekönig, begleitet vom Herzog von Amalfi und dem Prinzen von Grossa Villa. Die fremden Gesandten, der Datar und Jacopo Salviati holten ihn ein. Es war ein finsterer Tag, der Regen strömte. Ein Gewitter entlud sich über dem Vatikan. Man erinnerte sich, daß ein ähnliches Unwetter aufgestiegen war, als derselbe Vizekönig zur Zeit Hadrians nach Rom kam.
Die Anwesenheit Lannoys flößte Clemens Zuversicht ein, da er dessen Einfluß für größer hielt, als er es war. Der Vizekönig wollte auch die Vertragsartikel aufrichtig vollziehen. Des Friedensabschlusses wegen beschloß Clemens, den Datar Giberti nach England und Frankreich zu senden, Guicciardini aber als seinen Stellvertreter nach Rom zu rufen. Er zog selbst seine Schiffe von den Küsten Neapels zurück, und verführt durch den Rat Armellinos, entließ er die Truppen bis auf hundert Pferde, zweitausend Schweizer und zweitausend Mann der schwarzen Banden, um 30 000 Skudi monatlich zu ersparen. Es kam jetzt nur darauf an, auch Bourbon zur Annahme des Vertrags zu zwingen. Gleich nach dem 15. März war zu diesem Zweck Ferramosca mit Briefen des Vizekönigs und kaiserlicher Vollmacht in das Lager des Connetable abgeschickt worden.
Dort war die Wut der Spanier durch sechstausend Dukaten, welche der General-Kommissar Morone in Ferrara aufgebracht hatte, beschwichtigt worden, aber die Stimmung noch immer so tief erregt, daß Ferramosca zu keiner ungelegeneren Zeit erscheinen konnte. Mitten auf dem Zuge nach Florenz oder Rom, wo man sich für alle Leiden zu entschädigen hoffte, wollte dieser Bote das kaiserliche Heer mit Vertragsartikeln und dem Bettelgeld von 60 000 Dukaten zur Rückkehr zwingen. Als er seinen Auftrag kundgegeben, befahlen die Feldherren den Kapitänen, ihre Mannschaften zu befragen. Die Spanier erklärten voll Ironie, daß sie fast alle mit Sünden schwer beladen seien und deshalb durchaus in Rom die Absolution holen müßten. Alle verlangten im Falle der Umkehr den rückständigen Sold, und gegen diese schrien am lautesten die Spanier. Vergebens versuchte sie del Vasto umzustimmen; sie alle, Spanier und Deutsche, verpflichteten sich zuletzt einander, nie und nimmer von dem Marsche abzustehen. Vasto trennte sich deshalb am 28. März von der Armee, um dem Befehl des Kaisers zu gehorchen. Ferramosca aber rettete sich vor dem Toben des Kriegsvolks nach Ferrara, von wo er dem Kaiser einen Bericht über den Verlauf seiner Sendung machte.
Bourbon selbst, ohne Macht über den Willen des Heeres, schrieb am 29. März dem Vizekönig, daß ihn die Not zwinge vorzurücken; dasselbe zeigte er dem Papst durch einen Boten an. Sein Entschluß machte die Ausführung des Vertrags unmöglich, aber diesen selbst nahm Urbino zum Vorwande, über den Po nach Casalmaggiore zurückzugehen; dort wollte er das venetianische Gebiet decken, in welches der Feind einrücken konnte, wenn er sich zur Umkehr bewegen ließ. In der Tat kam es den Venetianern nur darauf an, den Kriegssturm von ihren Besitzungen abzulenken. Dem Papst trauten sie so wenig wie der König von Frankreich ihm traute. In der Bundesarmee war nichts als grenzenlose Verwirrung. Guicciardini, der sich in Bologna befand, sah die Katastrophe voraus: »Drei Dinge«, so schrieb er am 29. März an Giberti, »bleiben euch übrig: alles durch einen neuen Vertrag zu bewilligen, zu fliehen oder euch bis auf den Tod zu verteidigen; das Rühmlichste ist heldenhaft untergehen.«
Am 31. März verbrannten die Kaiserlichen ihr Lager bei S. Giovanni und rückten an die Brücke des Reno. Ihre Absicht war, zunächst den Apennin zu gewinnen und sich über Sasso nach Florenz zu wenden; weil aber die dortigen Straßen verlegt waren, zogen sie plündernd und brennend auf der Flaminia fort. Diese Truppen befanden sich in einer schrecklichen Auflösung, welcher Bourbon nicht abzuhelfen vermochte. Doch Rangone und der ganz untüchtige Saluzzo verfolgten sie nur schwach; auch als sich Urbino wieder erbittern ließ, nach der Romagna aufzubrechen, hielt er für die beste Taktik, stets fünfundzwanzig Millien hinter dem Feind einherzuziehen. Die Bündischen folgten diesem »wie Diener ihrem Herrn«; sie deckten nur einige größere Städte. Aber Codognola und Meldola wurden gestürmt und ausgeplündert. Man zog vorwärts mit großer Mühe, denn in den aufgeweichten Straßen blieben Wagen und Pferde stecken. Das Geschütz hatte man, um sich leicht zu machen, nach Ferrara geschickt. So stieg Bourbon durch das Roncotal von Civitella und Galeata zu den Apenninen, welche dort das Flußgebiet des Arno und Tiber von den Wassern scheiden, die zum Adriatischen Meere fallen. Sodann wollte er nach Florenz rücken, nachdem er Boten aus Siena empfangen hatte, die ihm Lebensmittel, Geld und Kriegszeug versprachen.
Als man in Rom erfuhr, daß die kaiserliche Armee vorwärtsziehe, beschwor der Papst den Vizekönig, sich in Person zu Bourbon zu begeben. Er schickte zu diesem auch einen deutschen Unterhändler, Johann Blankenfeld, Erzbischof von Riga, der aber aus Furcht sich nicht über Florenz hinauswagte. Lannoy, schon auf Grund der Wegführung des Königs Franz nach Spanien mit Bourbon gespannt, verließ Rom am 3. und erreichte Florenz am 6. April. Hier empfing er La Motte, Bourbons Abgesandten, und stellte mit ihm fest, daß die Armee 150 000 Dukaten in Fristen erhalten und sich dafür verpflichten solle, nach der ersten Zahlung binnen fünf Tagen zurückzugehen. La Motte genehmigte dies Abkommen im Namen des Connetable. Zunächst mußte die Florentiner Signorie den Anzug der Kaiserlichen fürchten; sie hatte deshalb schon Monate zuvor Machiavelli an Guicciardini und den Herzog von Urbino abgeschickt, diese um die Deckung Toskanas zu bitten. Sie übernahm daher die ersten Zahlungen. Man schmolz die Gefäße der Kirchen und des Gemeindepalasts ein, um Geld zu machen. Kaum hatte nun der Vizekönig jene Übereinkunft nach Rom gemeldet, so glaubte der Papst alles abgetan; jetzt entließ er aus Geiz auch die schwarzen Banden, wodurch er sich ganz wehrlos machte. Vergebens warnte ihn Renzo; vergebens ließ ihm der Marchese von Mantua Warnungen zukommen. Francesco Gonzaga schrieb seinem Herrn aus Rom am 11. April: »Der Papst hat sich, man muß es sagen, den Kaiserlichen auf Gnade und Ungnade ergeben. Alle Welt staunt über solche Verfahrungsweise; ohne Zweifel hat dies so der Wille Gottes angeordnet, um diese Kirche und ihren Regierer zu verderben.« Der Marchese ließ voll richtiger Ahnung seine Mutter Isabella zur Rückkehr nach Mantua auffordern; sie antwortete, daß sie Rom verlassen wolle, wenn die Landsknechte wirklich anrücken sollten. »Dieser Hof«, so schrieb von hier Negri, »ist heute zu einem Hühnerhofe geworden. Man hofft auf die Treue des Vizekönigs; wenn dieser aus Bosheit oder aus Ohnmacht uns im Stiche läßt, so ist es um uns geschehen.« Auch Vaudemont, der nach Rom gekommen war, schiffte sich auf Verlangen des Papsts nach Marseille ein, da der Friede mit dem Kaiser geschlossen sei.
Unterdes machte sich Lannoy am 13. April auf, Bourbon zu treffen, welcher trotz der Übereinkunft vorrückte und ihm sagen ließ, daß er ihn am 18. April zu San Pietro in Bagno am Fuß des Apennin erwarte. Den Vizekönig begleiteten die Florentiner Kommissare mit 80 000 Dukaten; sie führten ihn erst absichtlich auf Umwegen mit Guicciardini zusammen, damit die Bündischen Zeit fänden, zum Schutz von Florenz herbeizuziehen. Aber das erbitterte Landvolk drohte, alle diese Herren zu erschlagen; die Florentiner brachten ihr Geld in Sicherheit, ohne das Lager Bourbons zu erreichen, während Lannoy, nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes entronnen, erst am 20. April bei Pieve di S. Stefano zum Connetable gelangte. Bourbon empfing ihn mit Ehren, behielt ihn drei Tage lang bei sich, steigerte aber die Geldforderung auf 240 000 Dukaten. Er schickte Briefe friedlichsten Inhalts an den Papst, erklärte jedoch, daß er das Kriegsvolk aus strategischen Gründen weiter führen müsse. Daß dies nicht in den Wünschen des Vizekönigs lag, kann kaum bezweifelt werden; daß der Connetable aus wirklicher Not zum Weitermarsch gezwungen wurde und deshalb den Papst entwaffnen wollte, ist ebenso wenig zweifelhaft. Am 19. April schrieb er aus S. Pietro in Bagno an Leyva nach Mailand einen Brief, der aufgefangen und entziffert ward; darin sagte er: »Ich bin mit diesem glücklichen Heer zu S. Pietro in Bagno angekommen und will keine Stunde zaudern vorzugehen, in der Hoffnung, daß mir die Gelegenheit günstig sei; denn infolge des Vertrags mit unserm guten Vizekönig sind die Feinde ungerüstet, und sie werden kaum noch Zeit finden, sich vorzusehen. Die Not dieses Heeres ist namenlos, aber es erträgt alles willig, da ihm jede Stunde tausend Jahre dünkt bis zu dieser verwünschten Plünderung von Florenz. Wir werden gerade darauf losmarschieren.« Der Kaiser selbst wünschte, daß Bourbon vorrücke, um sein Kriegsvolk, sei es in Florenz oder Rom, bezahlt zu machen und einen bessern Vertrag zu erzwingen. Wenn er jenen Lannoys bestätigte, so geschah es doch nur unter der Bedingung, daß Bourbon nichts Besseres durchsetzen konnte. Auch Karl richtete sein Verfahren nach den Umständen; wie der Papst im Dezember seinem Legaten bei Frosinone befohlen hatte, trotz des Vertrags das Waffenglück zu versuchen, ganz so tat Karl mit seinen Generalen. Davon, daß seine Truppen Italien verlassen sollten, wollte er nichts wissen; selbst wenn Frankreich und Venedig in den Waffenstillstand eintraten, sollte Bourbon sein Kriegsvolk im Gebiet der Venetianer oder auf der Grenze festhalten. Vor allem sollte nichts geschehen ohne empfangene Geldzahlung.
Nach einem dreitägigen Aufenthalt im Lager der Kaiserlichen war der ratlose Lannoy nach Siena gegangen, wo er am 25. April mit fünfzig Reitern eintraf und die Antwort des Papsts auf seinen eigenen Bericht und auf den Brief Bourbons erwartete. Clemens, zu welchem auch der französische Gesandte Martin du Bellay von Florenz her die Nachricht vom Vorrücken Bourbons brachte, war tief erstaunt und empört; er weigerte sich, die erhöhte Forderung zu bewilligen. An der Herbeischaffung von 250 000 Dukaten hing vielleicht das Schicksal des Papsttums und Roms, aber wie sollten sie aufgebracht werden? Indem der Papst erkannte, daß die kaiserlichen Generale ihn nur mit Verrat umstricken wollten, ging er von Schwäche zu ohnmächtigem Trotz über. Er antwortete dem Vizekönig, daß er sich mit Hilfe der Römer zu verteidigen entschlossen sei, und schon am 25. April trat er durch neuen Vertrag mit den Botschaftern von Frankreich, England und Venedig zur Liga zurück. Er forderte dafür Unterstützung durch große Geldsummen; aber weder Frankreich noch Venedig wollte sie hergeben, die Republik verwies vielmehr ihrem Botschafter Domenico Venier die dem Papst übereilt gegebene Zusage. An demselben 25. April begann man in Rom, die Kompanien des Fußvolks zu erneuern und Hauptleute zu ernennen. Der Papst selbst faßte den Plan, das neu gesammelte Heer unter Renzos Befehl nach Viterbo dem Feind entgegenzuschicken, wo es ihm eine Schlacht bieten sollte. Obwohl durch Rom das Gerücht ging, daß er sich nach Pisa oder Avignon retten wollte, zeigte er sich doch voll Zuversicht. Denn auch die Römer erwachten; sie boten ihm 60 000 Dukaten, um Truppen zu werben, und erklärten, eher sterben als sich dem Feind ergeben zu wollen; denn täten sie das, so würde unfehlbar die Stadt der Plünderung anheimfallen.
Ein unerbittliches Verhängnis trieb das Heer des Kaisers vorwärts gegen Rom. Als dasselbe mit Wut den Weitermarsch verlangte, führte es Bourbon unter unsagbaren Mühen durch den mit Schnee bedeckten Apennin gegen Arezzo, während in derselben Zeit am 25. April abends Urbino, durch Guicciardini und die Florentiner bestürmt, nach Barberino gelangte. Die Bundesarmee, welche die Landschaft ebenso grausam brandschatzte, wie nur immer die kaiserliche es tat, suchte das erschreckte Florenz zu decken, wohin sich diese wenden zu wollen schien. Denn mit Kunst nahm der Connetable solche Stellung, daß er Florenz und Rom zugleich bedrohte. Durch das jämmerliche Regiment des Kardinals Silvio Passerini, der für den jungen Hippolyt Florenz regierte, war diese von den Medici ausgesogene Stadt tief erbittert worden. Man versuchte dort am 26. April den Umsturz der mediceischen Herrschaft und die Wiederherstellung der Republik. Dies mißglückte, weil an demselben Tage die Bündischen unter Urbino und Saluzzo in die Stadt einzogen. Die Florentiner ließen sich sogar bewegen, in die Liga wider den Kaiser einzutreten.
Bourbon war am 25. April bei Arezzo den Arno abwärts gezogen und wandte sich über Montevarchi gegen Siena, noch immer den Schein annehmend, als wolle er nach Florenz rücken, damit er so die Gegner dort festhalte. Sie machten ihm den Angriff auf diese Stadt unmöglich, aber ihr dortiger Aufenthalt verschaffte ihm einen kostbaren Zeitgewinn. Jetzt genötigt, die römische Straße einzuschlagen, stellte er seinen Kapitänen die Lage der Dinge wie seinen Plan vor, im Sturm auf Rom vorzugehen. Die Truppen wüteten, weil sie die Plünderung von Florenz gehofft hatten und sich vorstellten, daß Rom uneinnehmbar sei, Bourbon aber mit dem Papst einen Vertrag schließen werde. Mit Mühe beschwichtigte der Connetable ihre Empörung. Als nun Vitelli, der mit den schwarzen Banden in Arezzo lag, des Abzugs der Kaiserlichen gegen Rom gewiß war, schickte er davon Meldung nach Florenz; und hier beschloß der Kriegsrat im Lager zu Castello am 30. April, daß Guido Rangone mit achttausend Mann und fünfhundert Pferden die römische Straße über Perugia gewinnen sollte, um den Feinden zuvorzukommen, während die ganze bündische Armee am 1. Mai auf den Straßen von Arezzo nachfolgen sollte.
Nach Siena, welches einige Lebensmittel lieferte, schickte der Connetable auch das letzte Feldgeschütz, um sich leicht zu machen. Dort befand sich Lannoy, welcher fortdauernd Verbindungen mit den Colonna unterhielt. Pompeo und Moncada schrieben ihm am Ende des April, daß sie für den 10. Mai einen Aufstand in Rom verabredet hätten. An diesem Tage wollten sie mit 10 000 Mann Fußvolks und 20 000 Pferden vor die Stadt rücken, wo man ihnen die Porta del Popolo öffnen werde. Der Kardinal Monte sei für sie gewonnen und in den Plan eingeweiht. Die Ausführung dieses Handstreichs überflügelte indes der Marsch des Connetable. Denn in rasender Eile drang er über Sinalunga und Torrita nach Montepulciano vor. Das Heer war von wütendem Hunger gequält, da sich nichts in der Landschaft fand: die Landsknechte rissen die unreifen Mandeln von den Bäumen und verschlangen sie mit Gier. Radicofani ließ man rechts zur Seite; bei Centino durchschwamm das Kriegsvolk den angeschwollenen Fluß Paglia, rottenweise, je dreißig Mann sich an den Händen haltend. In finstrer Nacht und bei großem Regen erreichte man Montefiascone, welches geplündert ward. Von dort führt die Via Cassia durch das Patrimonium nach Rom. Am 2. Mai gelangte man nach Viterbo. Diese Stadt verdankte ihre Verschonung nur den Rhodiserrittern, welchen sie Clemens VII. gleich nach seiner Thronbesteigung verliehen und bis auf weiteres zum Sitz gegeben hatte. Diese Herren kamen, ihren Großmeister an der Spitze, dem Connetable entgegen, und man gab dem Heere Nahrung. Am 4. Mai erreichte es Ronciglione, von wo päpstliche Truppen unter Ranuccio Farnese vertrieben wurden. Boten kamen von den Colonna, welche Unterstützung versprachen, da sie mit ein paar tausend Mann vom Lateinergebirge herabsteigen wollten, während der mit ihnen verbündete Mario Orsini von Monterotondo Rignano besetzt hielt.