Christoph Martin Wieland
Aristipp
Christoph Martin Wieland

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XII.
Aristipp an Eurybates.

Der angeborne Trieb der streitlustigen Athener für und wider jede Sache zu sprechen, und von allem, was ein Anderer sagt, stehendes Fußes das Gegentheil zu behaupten, ist durch die berühmten Sofisten, die ehemahls eine so gute Aufnahme bey Euch fanden, und seitdem durch Antisthenes, Platon und die übrigen Sokratiker, bey Alten und Jungen aus den höhern Klassen euerer Bürger dermaßen geübt und in Athem erhalten worden, daß es mich nicht wundert, edler Eurybates, wenn Platons neuester Dialog noch immer, wie du mir schreibst, den meisten Anlaß zu den dialektischen Kampfübungen giebt, womit euere vornehmern Müßiggänger, während des dermahligen Stillstands kriegerischer und politischer Neuigkeiten, sich einige Unterhaltung zu verschaffen suchen. Daß meine Briefe (die nun Einmahl, beliebter Kürze und Bequemlichkeit halben, Platonisch oder Anti-Platonisch heißen müssen) Öhl ins Feuer gegossen haben, würde mir, als einem der friedfertigsten Menschen unter der Sonne, beynahe leid seyn, wenn du nicht zu gleicher Zeit den Trost hinzu fügtest, daß sie auf der andern Seite nicht wenig dazu beytragen, die Nachfrage nach dem wundervollsten Werke unsrer oder vielmehr jeder Zeit allgemein zu machen, und manchen einseitigen Tadler zu Anerkennung des vielfältigen Verdienstes zu vermögen, welches der Urheber desselben sich um Athen und die ganze Hellas, ja ich darf wohl sagen, um das ganze Menschengeschlecht dadurch erworben hat. Denn ich zweifle keinen Augenblick, es wird so lange leben, als unsre Sprache das Mittel bleiben wird, die Kultur, die uns so weit über alle andere Völker erhebt, nach und nach über die ganze bewohnte Erde auszubreiten.

Außerdem gesteh ich dir gern, daß ich mich nicht wenig geschmeichelt finde, auch in so großer Entfernung von der schönen Minervenstadt eine Art geistiger Gemeinschaft mit ihren Bewohnern zu unterhalten, und mich meinen ehemahligen Freunden und Gesellschaftern zu vergegenwärtigen, indem ich ihnen Gelegenheit gegeben habe meinen Nahmen zu nennen und sich so mancher schönen, mir selbst unvergeßlichen Stunden zu erinnern, die wir unter dem freyesten Umtausch unsrer Gedanken und Gefühle, in euern prächtigen Hallen und anmuthigen Spaziergängen, oder beym fröhlichen Mahl und bey thauenden Sokratischen Bechern, so vergnüglich zugebracht haben. Je glücklicher das Gegenwärtige, worin wir leben, ist, um so angenehmer ist es, den Genuß desselben durch die ihm so schön sich anschmiegenden und darin verschmelzenden Erinnerungen des Vergangenen zu erhöhen, und uns dadurch dem Wonneleben der seligen Götter zu nähern, deren Daseyn ein immer währender Augenblick ist. Warum, ach! warum muß unsre liebenswürdige Freundin zu Ägina – nicht mehr seyn! Welchen Genuß, welche Unterhaltungen würden alle diese neuen Erscheinungen, die so viel Reitz für diese vorwitzige aber schwer zu täuschende Psyche hatten, ihr und uns durch sie verschafft haben!

Unter den vielerley Problemen, die, wie du sagst, aus Veranlassung meiner Briefe, euere Filodoxen (wie Plato sie benahmset) unter den Propyläen oder in den Schattengängen der Akademie in Bewegung setzen, ist diejenige Frage, worüber du eine nähere Erklärung von mir verlangst, vielleicht die wichtigste, weil sie auf das praktische Leben mehr Einfluß als irgend eine andere zu haben scheint. Du weißt daß ich kein Freund von unfruchtbaren Grübeleyen bin; aber gewiß gehört die Streitfrage: »wie sich das was ist, zu dem was seyn soll, verhalte?« oder, »ob und in wie fern man sagen könne, daß das was ist, anders seyn sollte?« nicht unter die Processe um des Esels Schatten; es ist nichts weniger als gleichgültig für den sittlichen Menschen, wie sie entschieden wird. Ich bin so weit entfernt meine Meinung für entscheidend zu geben, daß ich vielmehr überzeugt bin, dieses Problem könne niemahls rein aufgelöst werden. Indessen sehe ich nicht, warum ich Bedenken tragen sollte, dir die Antwort mitzutheilen, die ich mir selbst auf jene Fragen gebe.

Daß im bloßen Seyn (dem ewigen Gegentheil des ewig unmöglichen Nichtseyns) alles Mögliche enthalten sey, ist für mich etwas ausgemachtes, an sich klares und keines Erweises bedürftiges. Das was ist, im unbeschränktesten Sinn des Worts, ist also das Unendliche selbst, und umfaßt, nach unsrer Vorstellungsart, alles was möglich ist, war, und seyn wird. Ich sage nach unsrer Vorstellungsart; denn im Unendlichen selbst ist weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern ewige Gegenwart; und eben darum ist es uns unbegreiflich. In dieser Rücksicht kann man also nicht sagen, daß was nicht ist, seyn sollte; denn alles was seyn soll, muß seyn können; und alles was seyn kann, ist.

Aber wie bringe ich diese unläugbaren Grundsätze in Übereinstimmung mit der Stimme meiner Vernunft und meines Herzens, die mir täglich sagen, es geschehen Dinge in der Welt, die nicht geschehen sollten? Brüder z. B. sollten nicht gegen Brüder, Hellenen nicht gegen Hellenen zu Felde ziehen, ihre Wohnsitze und Landgüter wechselsweise ausrauben und verwüsten, die eroberten Städte schwächerer Völker nicht dem Erdboden gleich machen, die Überwundnen nicht mit kaltem Blute morden, oder auf öffentlichem Markt als Sklaven verkaufen, u. s. w. Wer erkühnt sich zu läugnen, daß dieß alles nicht seyn sollte? Und gleichwohl ist es. – Leider! Aber wie könnt' es anders seyn?

Das Bedürfniß unsre Gedanken an Worte zu heften, und die unvermeidliche Unschicklichkeit, mit diesen Worten allgemeine Begriffe bezeichnen zu müssen, deren Allgemeinheit ihren Grund nicht in der Natur der Dinge, sondern bloß in unsrer verworrenen und unvollständigen Ansicht derselben, und in den Trugschlüssen hat, die wir aus diesen täuschenden Anschauungen ziehen, – diese Quellen beynahe aller der Irrthümer, Halbwahrheiten und Mißverständnisse, die so viel Unheil unter den Menschen anrichten – sind auch hier die Ursache eines Trugschlusses, an dessen Richtigkeit gleichwohl die Meisten so wenig zweifeln, daß ich Gefahr laufe des Verbrechens der beleidigten Menschheit angeklagt zu werden, wenn ich mich erkühne ihn anzufechten. Indessen, der erste Wurf ist nun Einmahl geschehen, und ich werde schon auf meine Gefahr fort spielen müssen.

Daß der Tieger blutdürstig, der Affe hämisch, die Otter giftig ist, daß der Wolf Lämmer stiehlt und der Iltiß die Tauben erwürgt um ihre Eyer auszuschlürfen, wer wundert sich darüber? Es ist ihre Natur, sagt man, und wie lästig sie uns auch dadurch werden, fordert doch niemand, daß sie anders seyn sollten als sie sind. Diejenigen, welche behaupten, daß die Menschen weiser und besser seyn sollten, als sie sind, nehmen als Thatsache an, »daß sie dermahlen, im Ganzen genommen, eine thörichte und verkehrte Art von Thieren sind;« Plato trägt sogar kein Bedenken zu behaupten, es gebe kein Volk in der Welt, dessen Verfassung, Lebensweise, Sitten und Gewohnheiten nicht durch und durch verdorben wären. – »Aber es sollte und könnte anders seyn, sagt man.« – Allerdings könnte und würde es anders seyn, wenn die Menschen vernünftige Wesen wären. – Wie? sind sie es etwa nicht? Wer kann daran zweifeln? – Ich! – Wenn sie es wären, so würden sie anders, nehmlich gerade das seyn, was vernünftige Wesen, ihrer Natur zu Folge, seyn sollen. Aber diese sehr ungleichartigen einzelnen Erdenbewohner, die ihr, weil sie auch zweybeinig und ohne Federn sind und den Kopf aufrecht tragen wie die eigentlichen Menschen, mit diesen zu vermengen und unter dem gemeinschaftlichen Nahmen Mensch zusammen zu werfen beliebt, sind nun Einmahl größtentheils, (wie ihre ganze Weise zu seyn und zu handeln augenscheinlich darlegt) alles andre was ihr wollt, nur keine vernünftigen Wesen. Das äußerste, was ich, ohne mich an der Wahrheit zu versündigen, thun kann, ist, ihnen eine Art von vernunftähnlichem Instinkt zuzugestehen, mit etwas mehr Kunstfähigkeit, Bildsamkeit und Anlage zum Reden, als man an den übrigen Thieren wahrnimmt; Vorzüge, wodurch sie einer zwar langsamen, aber doch fortschreitenden Vervollkommnung fähig sind, deren Grenzen sich schwerlich bestimmen lassen. Dieß giebt einige Hoffnung für die Zukunft. Binnen etlichen hundert Metonischen Zykeln mögen sie, nach zehntausendmahliger Wiederhohlung der nehmlichen Mißgriffe und Albernheiten, durch die immer gleichen Folgen derselben endlich gewitziget, einige Schritte vorwärts gemacht haben, und wenn sie dereinst völlig zur Vernunft gereift sind, zuletzt so verständig und gut werden, als sie euerer Meinung nach bereits seyn sollten; was doch unter allen Bedingungen ihrer dermahligen Existenz und auf der Stufe von Kultur, worauf sie stehen, keine Möglichkeit ist. Ihr vergeßt nehmlich, daß von Allem, was wir uns, unter einem abgezogenen unbestimmten Begriff, als möglich vorstellen, keines eher in die wirkliche Welt eintreten kann, bis die Ursachen und Bedingungen seiner Möglichkeit in derselben vollständig zusammen treffen. Ihr vergeßt, daß das, was itzt ist, aus dem, was zuvor war, hervorgehen muß, und daß Jahrtausende nöthig waren, bis an jenen Tiegermenschen, Wolf- und Luchsmenschen, Pferde- Stier- und Eselmenschen, u. s. w. welche, als die wahren ursprünglichen Autochthonen, vor undenklichen Zeiten den noch rohen Erdboden inne hatten, das Menschliche so viel Übergewicht über die ungeschlachte Thierheit bekam, daß es einem Hermes, Cekrops, Foroneus, Orfeus, den Kureten, Telchinen, Idäischen Daktylen und ihres gleichen möglich war, sie in eine Art von bürgerlicher Gesellschaft zu vereinigen, sie an einige Ordnung und Sittlichkeit zu gewöhnen, und in den ersten Anfängen der Künste, die das Leben menschlicher machen, zu unterrichten. Wer sich die Mühe nehmen mag, den unendlichen Hindernissen und Schwierigkeiten nachzudenken, welche die Vernunft noch itzt, da die sogenannten Menschen sich aus ihrer ursprünglichen Rohheit und Verwilderung schon so lange heraus gearbeitet haben, in ihren Wahnbegriffen und Leidenschaften, in ihrer Geistesträgheit, Sinnlichkeit und thierischen Selbstigkeit zu bekämpfen hat, der wird sich nicht wundern, daß es mit ihrer Veredlung so langsam hergeht, und wird nicht schon von der harten und herben grünen Frucht die Weichheit und Süßigkeit der zeitigen verlangen.

Nun wohl, höre ich sagen, wenn dieß auch von der größten Mehrheit der Menschen in Eine Masse zusammen geworfen gelten könnte, bleibt darum weniger wahr, daß Dieser und Jener, oder vielmehr daß jeder Einzelne Mensch besser seyn könnte, folglich seyn sollte, als er ist? – Mich dünkt hier ist viel aus einander zu setzen. Wenn ich z. B. meinen Sklaven Kappadox aus dem ganzen Zusammenhang seiner äußern Umstände und aus sich selbst gleichsam heraus hebe, so scheint es allerdings, daß er verständiger, besonnener, geschickter, fleißiger und bey Gelegenheit etwas nüchterner seyn könnte; denn es ist nicht zu läugnen, daß ihm, wiewohl er eben kein bösartiger Menschensohn ist, doch ziemlich viel fehlt, um für ein Muster der Sokratischen Sofrosyne zu gelten. Unstreitig läßt sich also nicht nur ein besserer Mensch denken als er, ich glaube sogar zu begreifen, wie er selbst, unter andern Umständen, dieser bessere Mensch seyn könnte. Wenn ich aber überlege, daß er ein geborner Kappadozier, unter ungebildeten Menschen aufgekommen, schlecht erzogen, schlecht genährt, und nie zu etwas besserm als knechtischer Arbeit angehalten worden ist, u. s. w. so finde ich mehr Ursache, mich wundern zu lassen, daß er nicht schlechter als daß er nicht besser ist, und ich fordere nicht mehr Weisheit und Tugend von ihm, als ihm unter allen Bedingungen seiner Existenz zuzumuthen ist. Sollte, was von meinem Kappadozier gilt, nicht aus gleichem Grunde von jedem gebildeten und ungebildeten Athener, Thebaner oder Korinthier gelten? – Aber (könntest du mir einwenden) kommen nicht Fälle vor, wo du deinen Sklaven zu einer Pflicht ermahnest, oder ihm eine Unart verweisest, oder ihn wohl gar körperlich züchtigen lässest? – Das letztere ist in meinem Hause nicht üblich. Wenn einer meiner Sklaven sich auf einen wiederholten scharfen Verweis nicht bessert, wird er auf den Markt geführt und – nicht für gut – verkauft. – »Du nimmst also doch die Besserung als etwas mögliches an?« – Warum nicht? Wenn ich ihm einen mehrmahls begangenen Fehler scharf verweise, so geschieht es nicht des begangenen wegen, denn der ist nun Einmahl gemacht; aber da der Fall wieder kommen kann, warum sollt' es nicht möglich seyn, daß mein Kappadox, indem er im Begriff ist dieselbe Sünde wieder zu begehen, sich meines Verweises und der angehängten Drohung erinnerte, und dadurch zurück gehalten würde? Wo nicht, so wirkt vielleicht eine derbe Züchtigung, die ihm sein künftiger Herr geben läßt; aber aus beiden Fällen geht weiter nichts hervor, als daß ein Mensch, der einer gewissen Versuchung heute nicht zu widerstehen vermochte, es mit Hülfe eines stärkern Beweggrundes ein ander Mahl vielleicht vermögen wird. Belehrung, Warnung, Züchtigung, beziehen sich daher immer auf künftige Fälle, und sind, in so fern, als mögliche Verbesserungsmittel nicht zu versäumen. Denn die Möglichkeit durch gehörige Mittel unter den erforderlichen Umständen besser werden zu können, ist unleugbar eine Eigenschaft der menschlichen Natur, wiewohl daraus nicht folgt, daß eben derselbe, der in einer gewissen äußern Lage und innern Stimmung etwas zu thun oder zu unterlassen vermag, auch bey veränderten Umständen Kraft genug haben werde, dasselbe zu thun oder nicht zu thun. – »Du rechnest also nichts auf die Kraft eines fest entschloßnen Willens?« – Im Gegentheil, sehr viel. Aber ein Wille, der zu allen Zeiten jeder Versuchung, jeder Leidenschaft und jeder Gewohnheit siegreich zu widerstehen vermag, setzt eine große erhabene Natur voraus, und kann nicht das Antheil gewöhnlicher Menschen seyn. Von diesen zu fordern, was nach dem Zeugniß der Erfahrung nur in sehr seltnen Fällen von den außerordentlichsten Heroen der Menschheit geleistet worden ist, wäre unbillig und vergeblich. Wir bewundern alle Arten von Helden, aber niemand ist schuldig ein Held zu seyn, und hört er auf es zu seyn, wenn ers einst war, was können wir dazu sagen, als daß ihn seine Kraft verlassen habe? Er ist in die Klasse der gemeinen Menschen zurück gesunken, und verdient deßwegen keine Verachtung, wiewohl er, als er ein Held war, Bewunderung verdiente. – Du wirst mir einwenden, die Rede sey nicht von moralischen Heldenthaten, sondern von dem, wozu jeder Mensch verbunden ist, von der Pflicht gerecht und gut zu seyn; und ich – werde wiederholen müssen was ich schon gesagt habe: die Vernunft fordert beides, aber nur von vernünftigen Wesen. Der bürgerliche Gesetzgeber scheint zwar diese Forderung ohne Unterschied an alle Glieder des Staats zu machen; aber im Grunde rechnet er wenig auf ihre Vernunft; er verlangt nur Gehorsam. Unbekümmert aus welcher Quelle dieser Gehorsam fließe, glaubt er genug gethan zu haben, indem er seine Untergebnen durch Strafen von Übertretung der Gesetze abschreckt. Indessen zeigt der allgemeine Augenschein wie wenig dieß hinreicht, und Plato hat vollkommen Recht, wenn er behauptet, daß die Bürger eines Staats von Kindheit an durch zweckmäßige Veranstaltungen zur Tugend erzogen, d. i. mechanisch an ihre Ausübung gewöhnt werden müssen, und daß alle andern Mittel, wodurch man dem Gesetze Kraft zu geben vermeint, unzulänglich oder unvermögend sind. So lange diesem Mangel nicht abgeholfen ist, sind Strafgesetze zwar ein nothwendiges Übel, aber immer ein Übel, worüber der Weise den Kopf schüttelt und der Freund der Menschheit trauert.

Aber wir haben es, bey Beantwortung der Fragen über seyn und sollen, nicht mit Bürgern, sondern mit Menschen zu thun, nicht mit einer dialektischen, geschweige Platonischen Idee der Menschheit, sondern mit den sämmtlichen einzelnen Wesen, welche unter dem allgemeinen Nahmen Mensch begriffen werden. Von diesen zu fordern, sie sollten anders seyn als sie sind, – wäre die Vernunft nur dann berechtigt, wenn sie unbillige Forderungen thun könnte. Aber die Vernunft will nichts als daß sie anders werden sollen, und auch dieß erwartet sie nur von solchen innern und äußern Veranstaltungen, wodurch die Verbesserung möglich wird: denn sie verlangt nicht (mit dem Sprüchwort zu reden) daß das Böckchen im Hofe herum springe bevor die Ziege geworfen hat.

Ich hätte noch mancherley zu bemerken, wenn ich ins Besondere gehen, und diese reichhaltige Ader erschöpfen wollte. Ich glaube aber meine Gedanken hinlänglich dargelegt zu haben, um dir klar zu machen, daß ich durch meine Art die Dinge zu sehen hauptsächlich den schiefen und unbilligen Urtheilen (wenigstens bey mir selbst) zuvor kommen möchte, die man täglich über Personen, Sachen und Handlungen von Leuten aussprechen hört, denen nichts recht ist wie es ist, wiewohl der Fehler bloß daran liegt, daß sie selbst nicht sind, wie sie seyn müßten, um über irgend etwas ein unbefangenes Urtheil fällen zu können.


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