Christoph Martin Wieland
Aristipp
Christoph Martin Wieland

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XXIII.
Lais an Aristipp.

Kleonidas ist ohne dich zurückgekommen, Aristipp, und der Gedanke, daß es Leute zu Milet gebe, die sich dadurch in ihrer Erwartung getäuscht finden könnten, scheint nur sehr leicht über deinen heroischen Busen hingeschlüpft zu seyn. Du bist, sagt Kleonidas, bis über die Ohren in Pythagorischen Zahlen versunken, studierst die Verhältnisse der Saitenschwingungen auf dem Monokord, und bringst mit einem Zögling des berühmten Filolaus ganze Nächte zu, auf der Zinne eines alten Thurms die Bewegungen der Planeten zu beobachten. Das alles ist schön und bewundernswürdig; und doch, wie schnell auch deine Lieblingsneigung, Alles und wo möglich noch ein wenig mehr als Alles zu wissen, zu einer so mächtigen Leidenschaft angeschwollen seyn mag, eine kurze Unterbrechung würde deinen Eifer nur verdoppelt haben, und die Reise von Samos nach Milet ist, für einen so geübten Seefahrer wie du, etwas so unbedeutendes, daß ich, um mir das Problem zu erklären, am Ende doch genöthiget bin, einen kleinen Sokratischen Iynx zu Hülfe zu nehmen der dich an den Samischen Boden fest zaubert. Hab' ich recht gerathen, so wirst du mir hoffentlich kein Geheimniß aus deinem Glücke machen, da du nicht zweifeln kannst, daß ich zu sehr deine Freundin bin, um nicht lebhaften Antheil daran zu nehmen.


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