Christoph Martin Wieland
Aristipp
Christoph Martin Wieland

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XXXVI.
Lais an Aristipp.

Mein Traum ist nur zu bald in Erfüllung gegangen, lieber Aristipp! Die höhern Mächte haben eine strenge Rache an mir ausgeübt; Adrasteia, daß ich vier und zwanzig Jahre lang gar zu glücklich war; die Götter der Liebe, daß ich ihnen so lange Trotz zu bieten wagte. Xenofons Cyrus hat Recht behalten; nur darin irrt er sich, wenn er glaubt, das was er für das einzige Rettungsmittel gegen den furchtbarsten aller Dämonen hält, die Flucht, stehe immer in unsrer Macht.

Aber, gesetzt er hätte auch in diesem Stücke Recht, so verzeiht mir, lieben Freunde, daß ich euch sagen muß, ihr habt nicht bedacht was ihr mir ansinnt. Nein, gute Musarion, nein, liebenswürdige Kleone! – Lais kann nie die dritte unter euch seyn! – Überlaßt sie ihrem Schicksal, und bittet die Götter, daß es erträglich ausfalle.

Euer schönes Geschenk, dem die Hand der glücklichen Kleone einen unschätzbaren Werth gegeben hat, nehme ich unter der einzigen Bedingung an, daß es nach meinem Tode durch Learchs Besorgung wieder an die holden Geberinnen zurückkehre.

Lebet wohl, Aristipp und Kleonidas – meine Freunde – lebet wohl! Verachtet diese zwey kleinen Myrtenzweige nicht, die ich euch zum Andenken schicke – Sie welkten an meinem Herzen, und sind mit meinen Thränen für euch eingeweiht.

Wenn ich an den Ufern des Peneus die Ruhe wieder finde, so werdet ihr mehr von mir hören; – wo nicht, so laßt mich in eurer Erinnerung leben, und seyd glücklich!

Ende des dritten Buchs.


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