Christoph Martin Wieland
Aristipp
Christoph Martin Wieland

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XXXIII.
Lais an Aristipp.

Wiewohl ich nie so übel von meinem Freund Aristipp denken werde, um zu besorgen, daß er sich jemahls ungerecht und undankbar gegen einen Sokrates zu zeigen fähig sey, so dünkt es mich doch hohe Zeit, daß du, mit oder ohne Hippias, je eher je lieber – nach Syrakus reisest. Vielleicht irre ich mich, aber ich glaube wirklich in deinem letzten Briefe hier und da Spuren von dem Einfluß, den dein neuer Freund auf deine Vorstellungsart gewinnt, wahrzunehmen.

Die Anekdote hat mir den kleinen Triumf, den meine Reitze zu Athen über die Runzeln des finstern Antisthenes erhielten, nicht ohne gerechten Stolz wieder ins Gedächtniß gebracht. Übrigens, wie wenig Amönität der gute Mann auch in den Ton seines Tadels gelegt hat, kann ich ihm doch in der Hauptsache nicht ganz Unrecht geben; und ich möchte dir wohl selbst rathen, wofern funfzig Drachmen der gewöhnliche Preis der rothen Rephühner zu Athen sind, deinen Tisch nicht allzu oft mit einem so theuern Leckerbissen besetzen zu lassen. Denn, wenn dein übriger Aufwand mit diesem einzelnen Artikel in gehörigem Verhältniß stehen sollte, so möchten wohl die Einkünfte einer Persischen Satrapie nicht zureichen, deine Wirthschaft im Gange zu erhalten.

Da ich schwerlich hoffen darf, dich in der nächsten Rosenzeit zu Ägina zu sehen, so ist es desto freundlicher von dir wenn du mich im Vorbeygehen durch einen Besuch in Korinth entschädigest. Ich denke nicht, daß Hippias zu viel dabey seyn wird, wiewohl ich dir für die Folgen der Erneuerung einer fünf Jahre unterbrochnen Bekanntschaft mit einem so liebenswürdigen Manne, wie du ihn beschreibst, nicht stehen will. Überlege also wohl, wie viel du etwa zu wagen gesonnen bist; und vergiß auch nicht mit in den Anschlag zu bringen, daß meine eigenen Reitzungen, (wie mich glaubwürdige Personen versichern) noch immer in täglichem Zunehmen sind. Wir Schönen haben, wie du weißt, zuweilen gar wunderliche Launen.


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