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Der Geistliche:
Seid wie die keuschen Turteltauben,
Sobald der Täuber stirbt, so buhlt sie weiter nicht.
Die junge Witwe:
Dies Ding ist etwas schwer zu glauben,
Weil die Erfahrung widerspricht.
Der Geistliche:
Doch können sie auch wohl zum Muster
dienen,
Man glaubt es wenigstens von ihnen.
Die junge Witwe:
So ists denn auch genug, wie bei den
Turteltauben,
Wenn es von mir die Leute glauben.
Ach! rief die artige Lisette,
Wenn Deutschland doch erst Frieden hätte.
Wie edel muß der Friede sein!
Kein Mensch, kein Teufel will jetzt frein!
Ein jeder Stutzer, sich zur Schmach,
Lief sonst dem jungen Hannchen nach.
Die alte Hanne, sich zur Schmach,
Läuft heute jedem Stutzer nach.
Gott seis geklagt! sprach neulich Lemnius,
Was meinem lieben Mädchen fehlen muß;
Sie wirft sich schlaflos in dem Bette,
Weil sie stets böse Träume und Erscheinung hätte.
Das tat sie doch im zwölften Jahre nicht?
Sie stirbt mir noch, so blaß ist ihr Gesicht. –
Jawohl, sie stirbt! Doch sie dem Tode zu entreißen,
Die Kunst versteht der muntere Neran.
Flink! geben Sie ihr den zum Mann,
Dann wird Neran ihr liebster Traum und Kobold heißen.
Ich seh oft abgelebte Gecken,
Die kaum ihr Stab mehr tragen kann,
Aus Wollust junge Mädchen necken;
Doch steht es ihnen gar nicht an!
Man soll sie mir ins Zuchthaus stecken –
Das ist mein Wille!
In mürrischen und alten Tagen
Nimmt sich Damöt ein junges Weib.
Nun hör ich stets sein Weibchen klagen;
Es fehlt ihr ja an Zeitvertreib!
Der gute Mann muß Hörner tragen –
Das ist mein Wille!
Brigitte will jetzt nicht erfahren,
Was sie, die Liebe, Schönes hat.
Dafür soll sie mit achtzig Jahren
Als Jungfer alt und lebenssatt
Und ungeliebt zur Grube fahren –
Das ist mein Wille!
Verwarf sonst Phyllis mit Vergnügen
Den Jüngling stolz, der um sie warb,
So soll sie keinen Mann mehr kriegen
Und sterben, wie Brigitte starb.
Bei einem Strohmann soll sie liegen –
Das ist mein Wille!
Mein Mädchen mit den losen Blicken,
Das jung und schön und reizend ist,
Soll heute mich durch sich beglücken
Und, wenn ich einmal sie geküßt,
Mit zwanzig Küssen mich entzücken –
Das ist mein Wille!
Der Vater:
Mein Sohn, von mir so sehr geliebt,
Scharf auf die Regeln höre,
Die ein erfahrner Mann dir gibt,
Daß man dich nicht betöre.
Ich weiß, es wird dich nicht gereun,
Und mich wird dein Gehorsam freun.
Der Sohn
(denkt): Red du nur, Alter, immer zu,
Ich weiß viel besser, was ich tu.
Der Vater:
Dein Lehrer ist ein feiner Mann,
Hat viel studiert im Leben.
Nimm also seine Lehren an,
Er wird dir viele geben.
Gehorch ihm, der dich unterweist
In Künsten, bildend deinen Geist.
Der Sohn:
Ihn zu verehren, will die Pflicht,
Jedoch ihn leiden kann ich nicht.
Der Vater:
Vor Mädchen nimm dich ja in acht!
Sie haben viele Söhne
In großes Unglück schon gebracht,
Drum liebe keine Schöne.
Und überhaupt: verliebt zu sein,
Steht einem Jüngling gar nicht fein.
Der Sohn:
Sie lieben? Nein, das tu ich nie!
Doch zärtlich küssen will ich sie.
Der Vater:
Ein guter Freund verriet mir schon,
Daß du es so getrieben
Und einer lockeren Person
Gar manchen Brief geschrieben.
Ists möglich, daß du so es treibst
Und ihr verliebte Dinge schreibst?
Der Sohn:
Er glaubt, daß ich so blöde bin?
Ich ging doch immer selber hin.
Der Vater:
Man sagt sogar, du bleibst bei ihr
Oft ganze lange Stunden.
Und manchmal schien es selber mir,
Als wär es wahr befunden.
Doch tu es nicht und folge fein,
Du mußt bei Tage fleißiger sein.
Der Sohn:
Muß ich des Tags zu Hause sein.
Stell ich mich abends bei ihr ein.
Der Vater:
Die Liebe bleibt der Jugend Pest,
Das kann dich mancher lehren.
Wart, bis man dich heiraten läßt,
Dann will ichs dir nicht wehren.
Und wirst du zehn Jahr älter sein,
So helf ich dir ein Mädchen frein.
Der Sohn:
Die Mühe, Alter, spare dir,
Dies selbst zu tun, macht mehr Pläsier!
Der Vater:
Auch bist du, Sohn, noch viel zu jung,
Drum laß dich wohl bedeuten,
Der Wein, das Bier verführt zum Trunk
Und schadet jungen Leuten.
Wer jung durch Saufen sich verdirbt,
Der macht, daß er oft zeitig stirbt.
Der Sohn:
Ich saufe niemals Bier noch Wein,
Ich schlürf es ganz bedächtig ein.
Der Vater:
Willst du erfreuen mich fürwahr,
Dein Bestes selbst erzielen,
So laß das Spielen ganz und gar,
Denn durchs verdammte Spielen
Verlor schon mancher Gut und Geld
Und hatte Schande vor der Welt.
Der Sohn:
Er weiß wohl gut, warum er warnt,
Ihn hielt das Spiel einst selbst umgarnt.
Der Vater:
Ich weiß, daß sich der Jüngling putzt
Und, Mädchen zu gefallen,
Gar gern in reichen Kleidern stutzt.
Was hat man von dem allen?
Ein junger Mensch muß sparsam sein,
Denn Geld verschwenden, bringt nichts ein.
Der Sohn:
Ach, Alter, bist du endlich still?
Ich handle dennoch, wie ich will.
Es starb ein Fürst und fuhr zur Höllenkluft mit Bangen,
Wo Lump und Exzellenz der Taten Lohn empfangen;
Da kommt, zu schlechtem Trost, sein Kutscher angegangen,
Und fragt ihn: Ach, Durchlaucht, was führte Euch hierher?
Da sprach der Fürst: Mein Sohn ließ sündigen mich so schwer!
Ihn, und durch ihn mein alt Geschlecht erhöht zu sehen,
Ließ mich kein Unrecht scheun und Frevel viel begehen.
Du aber, welch Vergehn hat dich hierher gebracht?
»Herr,« sprach der Kutscher drauf: »daß ich den Sohn gemacht!«
Meiner Vielgeliebten gleich
Ist kein Mädchen wohl im Reich;
Eine beßre Beute
Macht kein Fürst; drum trag ich sie
Auf den Händen, lasse nie
Sie von meiner Seite.
Früh, eh noch der Morgen graut,
Hängt die Liebliche vertraut
Schon an meinem Munde;
O wie brennt sie heiß für mich!
Wer ist froher dann als ich
Auf dem Erdenrunde?
Dieses süße Lippenspiel
Wird mir nimmermehr zuviel;
Und in langen Zügen
Schlürf ich gierig manche Stund
Aus dem schöngeformten Mund
Labung und Vergnügen.
Manches Silberkettchen wand
Meine pflegerische Hand,
Manches Band von Seiden
Um den schönen Hals: es muß,
Wer sie sieht, mir den Genuß
Dieser Holden neiden.
Schwirrt der Sorgen düstrer Schwärm
Mir vor Augen, drückt der Harm
Meine Seele nieder:
O, dann fühl ich ihren Wert;
Denn aus ihrem Munde kehrt
Ruh und Friede wieder.
Abends noch beim Mondenschein
Lieg ich oft mit ihr allein
Hingestreckt im Grase;
Manches Mädchen, jung und schön,
Rümpft dann im Vorübergehn
Über sie die Nase.
Mancher reicher Muselmann
Schafft sich deren viele an,
Liebt sie voller Treue;
Wird von einer heut beseelt,
Und am andern Morgen wählt
Er sich eine neue.
Laß, o Schicksal, sie mir nur!
Sie ist mir von der Natur
Eine süße Gabe.
Feste, Gunst der großen Herrn,
Tanz und Spiel verlaß ich gern,
Wenn ich sie nur habe.
Wenn man schmählich von ihr spricht,
Tu ich, als bemerk ichs nicht,
Ob ichs gleich begreife;
Mag sie auch verachtet sein,
Sie bleibt dennoch immer mein: –
Meine Tabakspfeife!
Den Gärtner nährt sein Spaten,
Den Bettler sein lahmes Bein,
Den Wechsler seine Dukaten;
Mich meine Liebespein.
Drum bin ich dir sehr verbunden,
Mein Kind, für dein trautes Herz:
Viel Gold hab ich gefunden
Und Ruhm im Liebesschmerz.
Nun sing ich bei nächtiger Lampe
Den Jammer, der mich traf;
Er kommt bei Hoffmann und Campe
Heraus in klein Oktav.
(Wahrscheinlich von Wilhelm Neumann, Varnhagen von Enses Freund – um 1830.)
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