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Um Nahrung und um Paarung
Dreht sich als Doppelpol
(Uralt ist die Erfahrung)
Der Menschheit Weh und Wohl.
Abrollt sich das Getriebe
Stets an der gleichen Schnur:
Die Diktatur der Liebe
Regelt die Weltenuhr.
So sollt ihr denn erfahren,
Von Dichtern ausgeschmückt,
Wie seit dreitausend Jahren
Liebe die Welt berückt –
Wie närrisch jedes Genus
Gehuldigt vor dem Thron
Der lieblichen Frau Venus
Und Amor, dem Kujon.
Ob Eskimo, ob Inder,
Ob schwarz, gelb, rot und weiß:
Die armen Erdenkinder
Macht Liebe toll und heiß. –
Für Generalsynoden
Ist nicht dies Buch gemacht,
Choräle, Hymnen, Oden
Sind nicht hineingebracht.
Wir sind nur Schelmenlieder,
In munterm Chor gesellt,
Und heben das Gefieder
Zum Fluge durch die Welt.
Wir singen von lockern Streichen
Im Eulenspiegelton
Und sind in Amors Reichen
Die lustige Person.
Die Liebesdichtkunstmeister
Schiert wenig die Kritik,
Sie machen für freie Geister
Nur leichte Hausmusik.
Und ob auch räsonieren
Die Zopfperücken recht,
Und alte Jungfern sich zieren
Von beiderlei Geschlecht;
Gesittet Pfui zu sagen,
Bleib ihnen unverwehrt –
Wir wollen die Flügel schlagen,
Von Mißgunst unbeschwert.
Die Diktatur der Liebe
Kennt nur das eine Ziel:
Zu lenken das Weltgetriebe
Durch Amors Possenspiel!
Tabarz im Thüringerwalde. Ende 1910.
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