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Horaz: Als du mir noch gewogen warst,
Und in höherer Gunst keiner die Arme dir
Um den schimmernden Nacken schlang:
Schwelgt in Wonnen ich wie Persiens König nicht.
Lydia: Als du noch für die Lydia
Glühtest und ich noch nicht Chloen den Platz geräumt,
Die gefeierte Lydia:
Schwelgt im Ruhm ich wie nie Latiums Ilia.
Horaz: Mich beherrscht nun das Thrakerkind
Chloe, leiergeübt, süßen Gesanges voll;
Für sie zagt ich zu sterben nicht,
Wenn nur ihr das Geschick gnädig das Leben wahrt.
Lydia: Mir hat Calais, Ornytus
Sohn aus Thurium, Glut, tauschend mit Glut, entfacht;
Für ihn stürb ich nicht einmal nur,
Wenn nur ihm das Geschick gnädig das Leben wahrt.
Horaz: Doch wenn wieder die Lieb erwacht
Und ins eherne Joch neu die Entzweiten spannt?
Wenn an Chloens, der Blonden, Statt
Meiner Lydia sich wieder die Tür erschließt?
Lydia: Zwar ist schöner als Phöbus er,
Und du leichter als Kork, schneller zum Zorn erregt
Als der Hadria wilde Flut;
Doch will leben ich, will sterben mit dir vereint!
(J. Mähly)
(Dasselbe von Stadelmann)
Horaz: Als ich, der allein Beglückte,
Noch an deinem Herzen lag,
Süßer Wonne trunken, hätt ich
Nicht getauscht mit Persiens Schach.
Lydia: Als dem Herz für keine andre
Glühte, als du lustberauscht
Mich allein gefeiert, hätt ich
Nicht mit Ilia getauscht.
Horaz: Chloe mit den liederreichen
Lippen hat mirs angetan –
Schonte das Geschick nur ihrer,
Gerne für sie stürb ich dann.
Lydia: Calais mit dunklen Locken
Hält mein Herz in Liebesbann –
Schonte sein das Schicksal, gerne
Zweimal für ihn stürb ich dann.
Horaz: Wie? wenn nun die alte Liebe
Kehrte, wie es oft geschah?
Wenn ich ließ die schöne Chloe,
Neu erglüht für Lydia?
Lydia: Leicht wie Flaum bist du und jener
Lieblich wie der Morgenstern,
Wild du wie die Well – und dennoch:
Mit dir lebt und stürb ich gern.
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