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Holland

 

Fragen an die Mädchen

Mädchen, die ihr euer Sinnen
Habt geschliffen nach der Kunst
Auf dem Schleifstein, die im Minnen
Lehrt das Maß von Straf und Gunst!

Antwort gebt mit klugem Munde,
Wie mein Lied es jetzt verlangt;
Auf die Fragen rechte Kunde,
Daß man nicht in Zweifeln schwankt.

Soll der Fuchs nicht Hühner stehlen,
Wann er kommt ins Hühnerhaus?
Soll er sich mit Klugheit wählen
Nicht die schönste Henne aus?

Soll ein Kätzchen wohl ein Mäuschen
Spielen lassen unbewahrt,
Und nicht sorgen für ein Schmäußchen?
Das war wohl nicht rechte Art.

Soll ein Leckermaul nicht essen,
Sitzend vor gedecktem Tisch
Voll von allem, und vergessen,
Daß sein Hunger stark und frisch?

Soll ein Näscher wohl nicht naschen,
Wenn er alles vor sich sieht,
Reife Früchte, volle Flaschen,
Was nur reizt den Appetit?

Soll ein Freier ganze Nächte
Sitzen vor der Liebsten Bett,
Lassen, was er gerne möchte,
Wo ihn nichts gehindert hätt?

Wo die Hände ungezwungen
Gehen, wie die Lust sie neckt,
Wo die Nacht, was tolle Jungen
Tun, mit Liebe stets bedeckt?

Wo die Kammer ist geschlossen
Und sie beide drin allein?
Wird da nicht was mehr genossen,
Was sonst nicht erlaubt mag sein?

Ich will keinen Ausspruch fällen,
Komm auf euch es gänzlich an.
Wollt ihr nun die Antwort stellen,
Habt ihr, was ich will, getan.

Ich will eure Gunst belohnen
Mit dem, wie man Mädchen lehrt,
Ihre Tugend stets zu schonen,
Wenn man Bös zum Besten kehrt.

(Nach Wolff)

 

Mennonistenliebschaft

Ich freite einstmals auch ein Mennonistenlieschen,
Die ich gar löblich grüßt mit einem feinen Küßchen.
Doch alles war umsonst, sie sprach: »Bei Ja und Nein,
Es kränket meine Ehr, ich bitt Euch, laßt das ein.

Es ist den Schwestern nicht gestattet zu verkehren,
Als mit dem feinsten Volk, mit Brüdern unsrer Lehren.«
Ich klagte meine Glut, ich schildert meinen Schmerz,
Ich schwur, die Liebe sei gegraben mir ins Herz.

Doch ob ichs tat, ob nicht, sie konnte nichts bewegen;
Ich fragte, ob sie wüßt ein biblisch Wort dagegen?
Und damit trieb sie mich, so wie der Wind die Flaumen,
Ich wußte nichts davon, sie trug es auf dem Daumen.

Moses trug sie im Kopf, den David samt Gebeten,
Sie trug in ihrem Hirn ein Kloster für Propheten;
Und die Apostelschar, die wohnte ihr im Leib,
Ich dacht, Sankt Velten spielt mit dem gelehrten Weib. –

Was sie an mir erblickt, nichts schien ihr zu behagen,
Bald war mein Haar zu lang, bald allzuweit mein Kragen;
Manschetten viel zu groß, die Stärke viel zu blau,
Die Hosen gar zu weit, das Wams saß zu genau.

Ein jeglich Band zu lang, gar auf den Schuhen Schnallen,
Kurzum: zu weltlich wärs, es könnt ihr nicht gefallen.
»Nun, guten Abend denn,« sprach ich, und sie nach Brauch:
»Im Namen Gottes geht – habt seinen Frieden auch.« –

Es war nicht lang nachher, da kam ich zu ihr wieder,
Verändert ganz und gar. Die Augen schlug ich nieder.
Mein Mantel war ganz schlecht; verschnitten auch mein Haar,
Mein Kragen steifgestärkt, ganz weiß und simpel gar.

Auf meinen Kleidern saß kein Schnürchen kraus und rund,
Kein einzig weltlich Wort ging mir aus meinem Mund.
»Friede sei diesem Haus,« so sprach ich, und ich sah
Sie an, als lag vor mir der Himmel offen da.

Mein Blick war keusch und fromm, ich nannte sie nur Schwester,
Da tat sie denn, als war ich aller Menschen Bester.
Ich las ihr unverweilt ein fromm Kapitel vor
Und sprach ihn auch von nichts als Gottesdienst ins Ohr.

So ward mir ihre Gunst, sie dünkte sich weit freier,
Und ich ward mit der Zeit viel kecker als ein Freier,
Nahm einst sie in den Arm und sprach: »Bei Ja und Nein!
Ich will es tun!« und drauf küßt ich sie süß und fein.

Sie tat, als zürne sie und sagte: »Laßt das sein;
Vor böser Menschen Blick vermeide selbst den Schein!«
Ich schwur ihr, daß ich sie ganz heimlich doch geküßt,
Und sprach: »Stumm, wie das Grab, wahrhaftig, daß Ihrs wißt!«

Ich löschte schnell das Licht. »Oh,« hub sie an zu sprechen,
»Schwört nicht; doch tut es, denn Ihr sollt den Schwur nicht brechen.«
Da sucht ich denn rundum im Dunkeln hin und wieder
Nach ihrem Bett und zog sie leise zu mir nieder.

Ich sprach: »Fürwahr! mein Kind, nun wollen wir uns legen
Und bei der Finsternis der Liebe weidlich pflegen.« –
»Schwörst du Fürwahr,« sprach sie, »in deinem bösen Wahn
O hättest du nur nicht so schweren Eid getan!

Ich war um alle Welt nicht her zu dir gekommen,
Die Keckheit wird dir nun nicht übel aufgenommen.« –
»Du kommst ins Bett?«, sprach ich. Sie sagt: »Zwar tut mirs leid,
Doch kommen muß ich wohl, sonst brichst du deinen Eid.«

(Nach Wolff)

 

Der schelmische Bauer

Es war einst ein Bauer, ein schnurriger Schelm,
Bewandert in allen Dingen,
Der hatte den Wagen mit Holz bepackt,
Das er verkaufen wollt auf dem Markt,
Nach dem Markte wollt ers bringen.

Als der Bauer auf eine Brücke kam,
Eine Frau dort tat ihm behagen.
Er sprach: Du, Frauchen, lecker und fein,
Willst du heut nacht mein Liebchen sein,
So geb ich dir Pferd und Wagen.

Die Frau, die war von der leichten Art,
Sie sagte: Mein Bäuerlein, drinnen!
Sie schickte die Magd nach dem Fischmarkt zu,
Ihr könnt euch wohl denken: warum und wozu,
Um zu spielen das Spiel der Minnen.

Als nun der Bauer seinen Willen gehabt,
Da begann er sehr zu klagen:
Hätt ich gewußt, was nun ich erreicht,
Daß jede Frau der andern gleicht,
So hätt ich noch Pferd und Wagen.

Der Herr, der just nach Hause kam,
Er hörte den Bauern klagen.
Er sprach: Vielliebstes Frauchen mein,
Was mag das für ein Bauer sein?
Der da klagt um Pferd und Wagen.

Daß der Bauer um Pferd und Wagen seufzt,
Das nimmt mich gar nicht wunder!
Er hat einen Wagen mit Holz mir gebracht
Und hergeführt in stockfinstrer Nacht,
Und viel Krummholz ist darunter.

Gebt Pferd und Wagen dem Bauer zurück
Und sein Geld in voller Summe.
Deshalb ist der Bauer ja nicht so schlecht;
Es brennt, legt mans in den Ofen recht,
So gut wie das grade, das krumme!

Als der Bauer sein Fuhrwerk nun wieder hat,
Da begann er lustig zu singen:
Ich habe noch viel Krummholz im Wald,
Ich wollt, ich verkauft es so gut recht bald,
Dann würde zu Markt ichs bringen!

(Nach Wolff)

*


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