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Sadi (Scheich Mossleh-ed-Din Sadi) 1189–1291

Ein neupersischer Dichter, in Schiras geboren, woher er auch den Beinamen Schirasi führte. Er verfaßte den Gulistan (Rosengarten), den Bostan (Blumengarten) und das Pend-nameh (das Buch der Ratschläge) und starb im hundertzweiten Jahre seines Lebens. Nachfolgende Probe aus dem Bostan ist von Tholuck übertragen.

 

Zauber der Liebe

Ob sie schlage, ob sie heile Wunden,
Selig ist, wer Liebe hat empfunden,
Denn ob darbend, darbt er ohne Neid,
Da ihm Liebe Kraft zum Dulden leiht.
Bittern Wein der Sorge muß er nippen,
Doch, ob brennend, schweigen seine Lippen,
Denn er weiß, daß süßer Wein berauscht,
Und wo Rosen, daß der Dorn auch lauscht.
Gern ja leidet, wer des Liebsten denkt,
Süß wird Wermut, wenn ihn Liebe schenkt,
Und kein Sklave will aus diesen Ketten
Und kein Wild aus diesem Garn sich retten.
Scheinbar Bettler in der Karawane,
Wirklich doch der Einsamkeit Sultane,
Sind, ob man verwirrt sie wähnt, die lieben,
Einzig treu dem rechten Pfad geblieben;
Wo die Kaba, außen morsch, zerfallen,
Innen prächtig, mit gewölbten Hallen,
Nicht wie Würmer, Tod in Flammen scheuend,
Nein, wie Falter, selbst der Glut sich weihend,
Schmachten sie, Verdurstende am Flusse,
Noch nach Liebe selbst im Liebeskusse!

 

Aus dem Gulistan

 

(Buch der Frivolitäten)

 

1.

Wann soll ich deinen Zedernwuchs herschweben sehn?
Mir deinen Rosenmund entgegenbeben sehn?
Wann deine Locken lieblich widerstreben sehn?
Wann soll ich dich die letzte Hülle heben sehn?

 

2.

Junges Grün im Garten ist gar schön,
Sagen solche, die sich drauf verstehn.
Nämlich junger Flaum der Wegeflur
Reizt das Herz Verliebter mehr noch nur.
Doch dein Gärtlein ist ein Knoblauchbeet,
Wachsend mehr je mehr man darin mäht.

*


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