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Don Luis de Gongora y Argote: 1561-1627

 

Zwei Sonette

 

1. Flieh ihn!

Den süßen Mund, dir winkend, dich zu laben
Am Tau, erzeuget zwischen Perlenschnüren,
Und nicht nach jenem Nektarsaft zu gieren,
Dem Zeus kredenzt vom Idäerknaben!

Flieh ihn, du Liebender, wenn Leben haben
Du willst! Denn wo die Lippen sich berühren,
Der Schlange gleich, in Blumen nicht zu spüren,
Da lauert Amor mit den giftigen Gaben.

Laß ja dich täuschen von den Rosen nimmer,
Die, taubehängt und duftig, wie mich dünket,
Auroras Purpurschoße sind entfallen!

Nicht Rosen, Tantals Äpfel sind es, immer
Den fliehend, welchem eben sie gewinket,
Und Amors Gift nur bleibt zurück von allen.

(Hoffmann)

 

2. Madrid

Ein tierisch Leben voll von Zaubereien,
Harpyien, die dir nach dem Beutel stehen,
Viel leere Wünsche, die im Rauch vergehen,
Behorcher, die dem Winde Sprache leihen.

Karossen mit Heiducken und Lakaien,
Zierliche Degen, die kein Blut gesehen,
Schwatzhafte Fraun, Botschaften, Mißverstehen,
Kostbare Herberg und voll Trügereien,

Im Überflusse Lügen, Advokaten,
Auf Eseln Pfaffen, die den Eseln gleichen,
Fallstricke, ewiger Unrat, kotige Gassen,

Zu halben Krüppeln wordene Soldaten,
Titulaturen, Schmeicheln, Liebeln, Schleichen:
Das ist Madrid – mehr würde Hölle passen!

(Nach Hain)

 

Romanze vom Schwarzen

Schmachtend nach dem schwarzen Liebchen
Stürzten den galanten Schwarzen
Schwarze Tränen von den Wangen
Um des schwarzes Busens Qualen.
Und in einer schwarzen Nacht,
Die gewiß nur darum schwarz war,
Weil um seine schwarzen Leiden
Sie so schwarze Trauer hatte,
Nahm er eine schwarze Zither,
Grün und schwarz die Saiten waren
Und ingleichen schwarz die Wirbel,
Denn es spannte sie ein Schwarzer.
»Gebe Gott mir schwarze Ostern,
Wenn mich deine schwarze Falschheit
Nicht vor Kummer schwärzer machte
Als ein schwarzer Afrikaner.
Eine schwarze Gunst erbitt ich,
Wenn du schwarze Gunst gestattest,
Wenn an einer schwarzen Gnade
Sich ein Schwarzer darf erlaben.«
Doch es sprach die schwarze Schöne,
Müde des geschwätzigen Schwarzen,
Diese kurzen schwarzen Worte,
Die den Schwarzen traurig machten:
»Geh zu allen schwarzen Teufeln,
Schwarzer, der du das verlangtest,
Denn man soll galante Schwarze
Stets mit schwarzem Hohne strafen.«
Und der schwarze Herr, nicht willens,
Daß ihn schwarzer Ärger mache
Schwärzer noch als schwarz, er nahm den
Schwarzen Hut und ging von dannen.

(Heyse)

*


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