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Italien

 

Die hübsche Bäckerin

Die hübsche Bäckerin, mein Herr, die will ich loben,
Sie ist ein tüchtig Weib, ich könnt es oft erproben.
Sie hält ihr Öfchen heiß und sie bedient stets gern
Die Herren jung und alt von nahe und von fern.

Ein hübsches Frauchen ists, nie wird sie einen äffen;
Ihr Ofen ist allzeit geöffnet anzutreffen.
Geht zu dem Ofen nur, so oft es Euch beliebt,
Sie ist zufrieden stets mit dem, was man ihr gibt.

Gefällig ist sie sehr, verdrießlich nie, noch teuer,
Sobald der Knüppel gar, zieht sie ihn aus dem Feuer,
Macht ihn mit sanfter Hand von Ruß und Asche rein –
O, welche Freude wars: sie schob ihn selbst hinein.

Und wenn die Zeit ist da, zu backen frische Kuchen,
Wird sie den Ofen erst, ob heiß er, untersuchen.
Sie macht die Öffnung rein, schiebt das Gebäck hinein
Und wendets fein und sanft, bis daß es gar muß sein.

 

Vierzeiler aus Rom

Dies ist das Haus, davor ich gestern sang,
Und dies das Fensterlein, durch das ich sprang.
Ich trat an meiner Holden weißes Bett
Und weckte sie mit Küssen lieb und nett.

Sie öffnet verstört die Äugelein:
Verräter, Dieb! wie kamst du hier herein?
Da nahm ich sie in meine Arme sacht –
O, währte hundert Jahr doch solche Nacht!

Wie klar der Himmel, welch ein Sternenschimmer!
In solcher Nacht stiehlt leicht man Frauenzimmer.
Und wer die stiehlt, den heißt man keinen Dieb,
Ein Freund ists, den man haben muß recht lieb!

 

Mädchensehnsucht

Mutter, Mutter, ich schmacht, ich verschmachte!
Etwas im Garten da bringt mich ins Grab. –
»Tochter, im Garten da steht ein Salatlein.
Geh in den Garten und pflück ihn dir ab.«
Ach, Mütterchen, nein, ach, Mütterchen, nein,
Das kann mich nicht von dem Schmachten befrein.

Mutter, Mutter, ich schmacht, ich verschmachte!
Etwas im Garten da bringt mich ins Grab. –
»Tochter, im Garten da steht Petersilie,
Geh in den Garten und pflück sie dir ab.«
Ach, Mütterchen, nein, ach, Mütterchen, nein,
Das kann mich nicht von dem Schmachten befrein.

Mutter, Mutter, ich schmacht, ich verschmachte!
Etwas im Garten da bringt mich ins Grab. –
»Tochter, im Garten da stehet Rapunzel,
Geh in den Garten und pflück sie dir ab.«
Ach, Mütterchen, nein, ach, Mütterchen, nein,
Das kann mich nicht von dem Schmachten befrein.

Mutter, Mutter, ich schmachte, ich verschmachte!
Etwas im Garten da bringt mich ins Grab. –
»Tochter, im Garten da stehet der Gärtner,
Geh in den Garten zum Gärtner hinab.« –
Ach, Mütterchen, ja; ach, Mütterchen, ja
Der ist es, der bringt mich dem Tode so nah!

*


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